Es ist wichtig, über in Europa bekannt gewordene Yogazweige zu sprechen. Yoga ist ein so breitgefächertes Gebiet, dass wir Unterteilungen brauchen, um es zu verstehen. Eigentlich gehört alles zusammen, aber in Europa haben wir Yoga so kennen gelernt. Yogaschulen bieten unterschiedlich benannte Yoga Arten an und haben dafür Namen erfunden, ich nenne nur den „Pilates“ Yoga. So etwas schafft Verwirrung. Ich werde immer gefragt, welcher Yoga ist denn nun richtig? Als „richtig“ zu bezeichnen ist wohl der traditionelle Yoga, so wie der Sohn meines indischen Yogalehrers es anbietet, nachdem sein Vater die Art, wie er zu unterrichten pflegte, Revival of traditional Yoga nannte, Wiederaufleben der Yogatradition.

An Volkshochschulen wird im allgemeinen Hatha Yoga unterrichtet, das bedeutet, dass das Yoga Körpertraining im Vordergrund steht. Ich habe auch damals schon die Yoga Atemschulung mit einbezogen. Diese Techniken werden hierzulande dem Raja Yoga zugeordnet. Etwa um 1900 gab es einen bekannten indischen Yogalehrer, der sich Viveka Ananda nannte. Viveka ist die Unterscheidung, Ananda die Glückseligkeit. Er war glücklich, die Fähigkeit der Unterscheidung erlangt zu haben. Er hat drei wichtige Bücher über Yoga geschrieben, Raja Yoga, Karma Yoga und Bhakti Yoga. Damit waren in Europa und auch in Amerika vier Yogazweige bekannt.

Hatha bedeutet Sonne und Mond. Die Silbe Ha symbolisiert die Sonne, Tha gilt als Symbol für den Mond. Hatha Yogis bemühen sich, die Gegensätze in eins zu setzen. Sonne und Mond sind insofern Gegensätze, weil die Sonne aus einer schier unerschöpflichen Kraft Licht spendet. Der Mond spendet auch Licht, aber er bekommt es von der Sonne und gibt es weiter. Das Gemeinsame ist, dass von beiden Licht ausgeht, der Unterschied ist, dass die Sonne eigenes Licht verschenkt, der Mond empfangenes Licht sofort weitergibt.

Um es einmal nach menschlichem Verhalten zu formulieren: Was ist uneigennütziger? Keines von beidem. Wer viel hat, gibt viel (Sonne), wer nicht so viel hat (Mond), gibt weniger, entscheidend ist die Freigebigkeit. In der Überlieferung unserer germanischen Vorfahren, der Edda, ist zu lesen: Froh lebt, wer freigebig und kühn. Yoga stammt nicht unbedingt aus Indien. Schon im alten Ägypten gab es Wandzeichnungen, die Personen im LotosSitz zeigen.

 

Raja Yoga ist der königliche Yoga Weg, wobei die Silbe Ra wieder die Sonne symbolisiert, und die Silbe Ja bedeutet geboren. Das bezeichnet die Könige als aus der Sonne geboren.

Karma Yoga ist der Yoga im Alltag angewendet, das Wort Yoga bedeutet „im Joch gehen“, sich eine Disziplin auferlegen, die man freiwillig erfüllt, weil man den Sinn erkannt hat. Im Yoga kennen wir das Gesetz Ahimsa, die Silbe „a“ bedeutet „nicht“ und die Kombination „himsa“ bedeutet verletzen. Ahimsa bedeutet also nicht nur nicht töten, so wie Christen es aus den zehn Geboten kennen, sondern nicht verletzen in Wort und Tat. Die Bhagavad Gita, der Gesang des Herrn, ist das Kernstück des großen indischen Epos Mahabharata und gilt als eines der schönsten philosophischen Gedichte der Weltliteratur. Arjuna, der Held der Geschichte, möchte den Krieg vermeiden, weil er das Gesetz Ahimsa einhalten will. Krischna, die von ihm verehrte Gottheit, beweist ihm, dass er verpflichtet ist, zu kämpfen. Da ist Unrecht geschehen und das muß bekämpft werden. Arjuna ist Kschatriya, gehört der Kaste der Krieger an und deshalb ist es seine Pflicht, für Ordnung zu sorgen, auch auf die Gefahr hin, dass verletzt und getötet wird.

Als Beispiel aus dem heutigen Alltag fällt mir dazu ein Erlebnis ein, das ich auf der Autofahrt nach Spanien hatte: Ich stand im Stau und wunderte mich, dass da so viele Polizisten mit Maschinenpistolen im Anschlag standen. Ich drehte die Scheibe herunter und fragte den Mann nach dem Grunde. Er antwortete: „Hier knallt es gleich. Wir verfolgen einen Verbrecher. Er kann nicht anders fahren, er muß hier vorbeikommen.“ Mir kam das Gesetz „in dubio pro reo“ (Im Zweifel für den Angeklagten) in den Sinn und bat ihn, dem Verbrecher gegenüber Gnade walten zu lassen. Ganz ernst antwortete er: „Nein, den machen wir alle. Der hat so viel auf dem Kerbholz, das ist jetzt genug. Wir sind dazu da, Menschen wie Sie vor Menschen wie dem zu beschützen.“ Dann wurde er nachdenklich:
„Ja, wenn es keine Verbrechen gäbe, wäre ich arbeitslos. Aber nun machen Sie, dass Sie weiterkommen. Hier gibt es gleich Schießerei und es würde mir leid tun, wenn Sie etwas abbekämen.“

 

So etwa ist der Sinn der Bhagavad Gita zu verstehen und das wird noch heute so gehandhabt, weil es immer wieder Menschen gibt, die nicht widerstehen können und Unrecht begehen. Als Karma Yoga gilt zum Beispiel auch, weil Menschen gerne Fleisch essen, muß es Schlachter geben, deren Karma es ist, Tiere zu töten.

 

Die Bibel berichtet von einem Turm im sündigen Babel. Sie berichtet auch von der Zerstörung zweier Städte: Sodom und Gomorrha wurden ausgelöscht wegen der Sünden, die dort begangen worden waren. Ein Mann und eine Frau wurden von einem Wissenden gerettet. Er mahnte: Schaut euch nicht um. Die Frau war neugierig und tat es doch: Sie erblindete durch den grellen Blitz, den sie sah. Gab es damals schon die Atombombe?
Die Vermutung liegt nahe. Wer war der Mann, der die beiden rettete und woher kam er?

Bhakti Yoga lehrt das Prinzip. „Be good, do good“ so lehrt Sivaananda, der bekannte Yogi und Gründer des Rishikesh Ashrams. „Sei gut, tue Gutes.“ Wenn das alle Menschen tun würden, könnte es keine Kriege geben.

 

Weil Yoga so vielseitig ist, unterscheiden wir inzwischen siebzehn verschiedene Yoga Zweige. Da ist zum Beispiel der Yoga der Auflösung, Laya Yoga. Wir kennen das auch aus den VHS-Kursen: Während der Tiefenentspannung lösen wir durch Streß entstandene Muskelverspannungen auf. In der Meditation versuchen wir, seelische Verspannungen aufzulösen.

 

Zum Laya Yoga gehören auch Kenntnisse von Astrologie und Astronomie, unterschiedliche Wissenschaften sich mit dem Himmel und den Gestirnen zu befassen. Die Hirten mussten nachts draußen sein, um die Kuhherden zu bewachen. Sie saßen am Lagerfeuer und wachten darüber, dass es nicht ausging. Es war mühsam, es wieder anzufachen und es war wichtig um wilde Tiere fernzuhalten. Die Lieder und Gesänge, die sie erfanden um sich wach zuhalten, nannten sie Agni hotra, agni
das Feuer und hotr hüten.

 

Auch Könige befassten sich mit Sternenkunde. Hindus haben religiöse Zeichen auf der Stirn. Es gibt rote, schwarze und gelbe Punkte. Die Shivaiten haben weiße Streifen auf der Stirn, die Wischnuiten haben einen senkrechten roten Strich in der Mitte der Stirn und rechts und links davon je einen schrägen weissen Strich wie ein V. Als am Himmel ein neuer Stern erschien, der dieses Zeichen trug, waren sie wie elektrisiert. Ihr heiliges Zeichen stand am Himmel, das mußte eine besondere Bedeutung haben!

 

Wir wissen heute, dass es ein Komet war. Der Hale Bopp erschien vor zweitausend Jahren und er hatte drei Schweife. Die heiligen drei Könige machten sich auf den Weg, folgten dem Stern und fanden ihn, als er über einem Stall stand, in dem gerade ein Kind geboren war.

 

In Südindien gibt es die Legende von einer heiligen Lalita. Verehrt wird eine Jungfrau von sechzehn Jahren, naturgemäß jedes Jahr eine andere sechzehnjährige. Die Vokale haben in der Mythologie eine Bedeutung. Der Name Maria hat dieselben Vokale. Das a gilt für die Herzgegend, das i für die Stirn. Diese Vokal - Regeln gelten auch bei Shivas Namen, der Herz und Verstand in Einklang gebracht hat.

 

Zwölf Jahre später legte Jesus eine Art Prüfung im Tempel ab. Von den Pharaonen wissen wir, dass sie mit zwölf Jahren alles damals bekannte Wissen der Menschheit kannten. Von indischen Legenden her ist uns geläufig, dass verehrungswürdige göttliche Wesen bereits im Mutterleib alle diese Kenntnisse besaßen. Sie brauchten das nirgendwo lernen.

 

Jahre später tauchte in Israel ein Wanderprediger auf, der in den römischen Überlieferungen Jesus genannt wird. Im alten Rom endeten die Namen der Männer auf die Silbe „us“ daher ist anzunehmen, dass der Name Jesus, der gern mit „ich bin“ interpretiert wird, von den Geschichtsschreibern leicht verändert wurde. Mir würde es verständlicher sein, wenn die Verkündigung an Maria den Wortlaut gehabt hätte: „Du wirst einen Sohn gebären, den sollst du Yes – es nennen.“ Yes-es ist
tibetanisch und heißt Weisheit. Auch der Name der heiligen Jnana der Sumerer bedeutet Weisheit. Weisheit ist unsterblich. Es gibt auch einen Jnana Yoga. Aus dem Namen Yes–es (Weisheit) für Jesus ließe sich die Schlussfolgerung ableiten, dass es eine Verkündigung war wie im Buddhismus üblich. Viele alte Kirchenlieder nennen den Namen Jesses, z.B. von Jesse kam die Art oder auch der Ausspruch: Jesses, Marand Josef...

 

Die mit der erhobenen flachen Hand ausgeführte Geste der Furchtlosigkeit, die Botschaft: fürchtet euch nicht! lässt darauf schließen, das Jesus – Yeses im Zentrum der Dhyani Buddhas ausgebildet wurde und zwar bei AmogaSiddhi, dem diese Geste zugeschrieben wird. Der israelische Maler Chagall scheint davon gewusst zu haben, er malt Christus in grüner Farbe. Jeder der fünf Dhyani Buddhas hat eine andere Farbe, Amogasiddhi ist grün.

 

Jesus ließ sich von Johannes dem Täufer taufen. Es ist zu vermuten, dass Johannes ein hinduistischer Missionar war. Er taufte im Jordan, so wie in Indien im Ganges getauft wird.

 

Weil das alles in Israel geschah, ist anzunehmen, dass die christliche Religion jüdische, buddhistische und hinduistische Elemente enthält. Diese Regeln sind allgemeingültig, aber der Gedanke ist sehr verlockend: Um Religionskriege zu vermeiden, „schuf“ man eine Religion, die diese drei religiösen Strömungen verbindet. Es gab in Nordindien einen Kaiser namens Ashoka, was ohne Kummer bedeutet, der Felsenedikte fertigen ließ, um Frieden zu stiften und zu erhalten.

 

In Indien ist die Zahl drei heilig. Die Stelle, wo sich die drei Ozeane treffen, an der Südspitze Indiens ist heilig. Die Stelle, wo die drei Ströme Sushumna, Ida und Pingala Nadi sich treffen, das Ajna Chakra in der Mitte der Stirn, ist heilig – die heilige Triveni. Die heilige Triveni gibt es doppelt, sie zeigt einmal nach unten in den stofflichen Bereich und einmal nach oben in den
feinstofflichen geistig - seelischen Bereich. Das ist das Zeichen, was die Wischnuiten sich auf die Stirn malen und was am Himmel stand, als der Komet mit den drei Schweifen erschien.

 

Die israelische Flagge trägt ein Symbol, das im Yoga dem Herzchakra zugeordnet ist, ein Dreieck, das mit der Spitze nach oben und darüber ein anderes, das mit der Spitze nach unten zeigt. Die Überlieferung besagt, dass Moses es von einem brennenden Dornbusch gelernt hat, möglicherweise vom Lagerfeuer der Gorakshas, der Hirten, das, wie wir wissen, niemals verlöschen durfte.

Wahrscheinlich ist damit auch das Geheimnis, das den jüdischen siebenarmigen Leuchter umgibt, zu lösen wie folgt: Drei Chakras unterhalb des Herzchakras, drei Chakras oberhalb des Herzchakras und das Herzchakra in der Mitte. Bekanntlich wohnt die Liebe im Herzen und wer kennt nicht den Spruch: So bleiben denn Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei, die Liebe ist die größte unter ihnen. Die Kerze des Herzchakras ist höher als die anderen.

 

Die jüdische Überlieferung kennt eine Zahlenmystik, die besagt, dass 666 eine besondere Zahl ist. Ausgerechnet Adolf Hitler wurde diese Zahl zugeschrieben. Verhängnisvoller Irrtum – fast wie bei den Mayas! Das Hakenkreuz ist ein Symbol der Glücksgöttin Lakschmi, wie im neuen Lakschmi Tempel in Delhi zu sehen. Angeblich war es auf den deutschen Fahnen falsch herum gezeichnet und brachte deshalb Deutschland den Untergang. Man denke an das Orakel von Delphi: Die Weissagung bedeutete, ein großes Reich würde zerstört werden und das hat sich bewahrheitet, nur anders als erhofft.

 

Es gibt eine Schrift, das Goraksa satakam, das Geheimnisse enthüllt und es gibt eine mit farbigen Zeichnungen geschmückte Schriftrolle in Rajasthan, Aufzeichnungen des Yogi Kumbaripava, von dem man sagt, dass er zu den Kanpatha Yogis gehörte, als deren Oberhaupt der Weise Goraknath gilt.
Die Schriftrolle gibt Aufschlüsse über Zusammenhänge und Entwicklungen, hauptsächlich religiöser Art.

 

Als ich begann Yoga zu üben, hatte ich Probleme, weil ich dachte, daß Yoga hinduistisch sei. Yoga wollte ich üben wegen der Gesundheit, um meine Kränklichkeit zu überwinden, nicht aber um meine Religion zu wechseln. Mein damaliger indischer Yogalehrer, Venkatesaananda, wurde drastisch: „Wenn ich Rindfleisch esse, werde ich doch deshalb kein Rindvieh – das Rindfleisch wird zu mir.“ Er ist Hindu, es ist ein religiöses Verbot, Hindus dürfen kein Rindfleisch essen und er würde das auch nie tun. Es war lediglich ein Beispiel.

 

Im Laufe der Zeit haben vorgenannte Überlegungen dazu geführt, dass ich vielerlei Einsichten gewonnen habe. Zum Beispiel auch Kenntnis von der ersten heiligen Figur, geschnitzt von einem Künstler aus grauer Vorzeit. Er nennt sie Jagat Nath, der Herr der Welt. Die Figur befindet sich im beliebten Wallfahrtszentrum in Poori, in Orissa, in Indien. Jagat Nath wird bei Prozessionen auf einem geschmückten Wagen von Bhakti Yogis begleitet. Er breitet die Arme aus und scheint zu sagen: „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid.“

 

Bei einer Meditation wurden uns farbige Knetgummi Röllchen verteilt. Ich wählte die Farbe gelb. Gelb hat der Buddha Ratnasambhava, der die Weisheit der Gleichheit vertritt. Seitdem versuche ich, in allem Gemeinsamkeiten zu erkennen und wie im Hatha Yoga üblich, die Gegensätze zu verbinden.

 

 

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Kommentare

  • Om namoh narayanaya Gruß! Lore

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