Vertrauen in das Leben

Vertrauen in das Leben

Heute morgen traf ich beim Spazierengehen im Wald eine alte Frau. Sie sah sehr alt aus, vielleicht 100 Jahre alt. Ihr Gesicht war eingefallen und wachsfarben. Sie wirkte wie tot. Aber ihre Augen waren noch lebendig. Sie schob einen Rollator vor sich her und war in Begleitung einer jungen Pflegerin. Vermutlich kam sie aus der Seniorenresidenz in Duvenstedt.

Sie erinnerte mich an meine alte Mutter, die vor vier Jahren im Altersheim gestorben ist. Es waren erstaunliche Dinge geschehen, mit denen ich nicht gerechnet hatte. Meine Mutter lag kurz vor ihrem Tod im Koma. Ich wusste nicht, was ich tun sollte und sang deshalb zu meiner Ukulele das Amitabha-Mantra.

Amitabha ist der tranzendente Buddha der Liebe, der alle Menschen ins Paradies bringt, wenn man ihn mit seinem Namen anruft. Nach dem historischen Amitabha-Sutra hat er das feste Versprechen gegeben jeden seiner Anhänger in sein Reines Land im Jenseits zu bringen, wo man mühelos zur Buddhaschaft wachsen kann. An diese Geschichte glaubte ich eher nicht. Ich glaube grundsätzlich aber, dass man sich selbst in einen Buddha verwandelt, wenn man auf Buddha meditiert. Wenn man sich als Buddha visualisiert oder Buddha beim Mantra-Sprechen als reales Gegenüber sieht, dann erweckt das die Kundalini-Energie. Man spürt plötzlich Frieden, Glück und Liebe in sich. Wenn man das regelmäßig, intensiv und effektiv praktiziert, wächst man dadurch zur Erleuchtung und wird eins mit Buddha. 

Das Amitabha-Mantra hat aus meiner Sicht einen ähnlichen Effekt. Ich sang jedenfalls für meine Mutter bei ihren Tod eine Stunde lang das Amitbha-Mantra. Und plötzlich verwandelte sich die Atmosphäre. Der Raum war mit Frieden, Liebe und Glück gefüllt. Ich war so glücklich, dass ich keinen Schmerz mehr über den Verlust meiner Mutter empfinden konnte. Und meine Mutter verzog trotz ihres Komas ihren Mund zu einem glückseligen Lächeln. In diesem Zustand ging sie durch den Tod. Und einige Zeit danach erschien sie mir im Traum und erklärte mir, dass sie jetzt im Paradies ist. 

An diese Dinge musste ich denken, als ich die alte Frau im Wald traf. Ich wünschte ich könnte ihr auch helfen ins Paradies zu kommen. Früher vor dreißig Jahren nach meinen ersten Erleuchtungserfahrungen war ich sehr missionarisch drauf und erzählte jedem, den ich im Wald traf, wie wunderbar der spirituelle Weg ist. Aber inzwischen ist mein missionarischer Eifer fast völlig verflogen. Mein Gespräch mit der alten Frau lief deshalb wie folgt eher norddeutsch kühl ab. Sie kannte mich von früheren Begegnungen und fragte mich: "Wie geht's?" Ich antwortete: "Mal so mal so. Und selbst?" Sie meinte: "Ebenso." Das war sicher untertrieben. Ihr stand ins Gesicht geschrieben, dass es ihr oft ziemlich schlecht ging. Aber sie war in der Lage trotzdem positiv zu denken. Sie sah auch die positiven Seiten ihres Lebens. Und eine positive Seite war, dass sie eine nette Betreuerin hatte und noch im Wald spazieren gehen konnte. Und mich treffen konnte.

Denn aus irgendwelchen Gründen war sie jedesmal sehr glücklich, wenn sie mich traf. Ihr Gesicht strahlte und ich spürte die Liebe in ihrem Herzen. Sie wollte mit mir reden, auch wenn ihre Betreuer versuchten, sie eher davon abzuhalten. Für sie war die alte Frau einfach nur ein Pflegefall. Für mich war sie ein Mensch. Und das spürte sie vielleicht. Jedenfalls fühlte ich ihre Liebe noch lange nach dem kurzen Gespräch in meinem Herzchakra. Ich fühlte mich energetisch mit ihr verbunden. Und das gab mir die Möglichkeit ihr spirituell zu helfen. Ich dachte das Amitabha-Mantra für sie. Möge sie bei ihrem Tod auch ins Paradies gelangen. 

Und kurze Zeit später traf ich noch eine alte Frau im Wald, Diese alte Frau war aber noch sehr rüstig und mit ihrem Hund unterwegs. Hunde halten jung und gesund. Mit ihr hatte ich mich früher während meiner missionarischen Phase oft unterhalten. Sie war eine Christin. Ihr Glaube trug sie durch das Alter. Sie  hatte ebensfalls viel Liebe in ihrem Herzen und war grundlegend positiv. Und sie war sehr tolerant. Sie konnte mich in meinem Glauben annehmen. Und ich konnte ihren undogmatischen christlichen Glauben gut akzeptieren. Daraus ergaben sich viele gute Gespräche, die uns beide bereicherten. Für sie brauche ich nicht zu beten. Ich glaube, dass ihr Glaube sie auch ins Licht im Jenseits führen wird. Es gibt viele Paradiese im Jenseits. Eins für Christen, eins für Moslems, eins für Hindus und eins für Buddhisten. Jeder Glaube kann ein Weg ins Licht sein, wenn er ernsthaft praktiziert wird. 

Für Buddhisten gibt es verschiedenen Möglichkeiten. Wer in diesem Leben zur Erleuchtung gelangt, der kommt nach dem Tod ins Parinirvana. Ich stelle mir das Parinirvana als das höchste Paradies vor. Da aber kaum ein Buddhist in einem Leben zur Erleuchtung kommt, gibt es die Möglichkeit der Reinkarnation. Und es gibt die Möglichkeit des Reinen Landes von Amitabha. Durch das Amitabha-Mantra können auch alle die Menschen nach ihrem Tod ins Paradies kommen, die nicht aus eigener Kraft zur Erleuchtung kommen. Wenn wir regelmäßig das Amitabha-Mantra denken, dann werden wir durch Buddha Amitabha in unserem Leben geführt. Wir wachsen immer mehr ins Licht und in die Erleuchtung. Wir können leben wie wir wollen. Wir sollten uns nur bemühen gute Menschen zu sein und uns immer wieder mit Buddha Amitabha verbinden. 

Worauf kann man in seinem Leben vertrauen? In erster Linie sollte man auf sich selbst vertrauen. Man sollte versuchen seinen persönlichen Weg der Wahrheit und der Liebe zu finden. Als zweites sollten wir dem Leben vertrauen. Aber das Leben ist manchmal ziemlich chaotisch und leidvoll. Deshalb empfinde ich es als sehr hilfreich zusätzlich in den Schutz der erleuchteten Meister und von Buddha Amitabha zu vertrauen. So kann ich daran glauben, dass am Ende alles gut wird. 

 
E-Mail an mich, wenn Personen einen Kommentar hinterlassen –

Sie müssen Mitglied von Yoga Vidya Community - Forum für Yoga, Meditation und Ayurveda sein, um Kommentare hinzuzufügen.

Bei Yoga Vidya Community - Forum für Yoga, Meditation und Ayurveda dabei sein