Tapa heißt Leid. Es gibt verschiedene Formen von Tapa. Nicht zu verwechseln mit Tapas, Tapas heißt nämlich Askese oder Disziplin, darüber werde ich ein anderes Mal sprechen. Tapa – Qualen. Und es heißt, es gibt drei Arten von Tapa: Es gibt Adhyatmika Tapa, das Leiden, das aus dir selbst entstammt. Es gibt Adhibhautika Tapa, das Leiden, das durch andere Wesen, andere Bhutas, also andere Wesen, dir zugefügt wird. Und schließlich Adhidaivika Tapa, das Leiden von höherer Gewalt. Adhyatmika Tapa sind Leiden, die du dir selbst zugefügt hast. Und es gibt alle möglichen Leiden, die du dir selbst zufügst. Du kannst eigenartige Ideen haben, eigenartige Gedanken, du kannst in Unwissenheit sein, du kannst ungeschickt mit dir und anderen umgehen usw. Man kann sagen, die meisten Leiden, die du hast, sind letztlich Adhyatmika Tapa, die hast du dir selbst zugefügt. Und manchmal kannst du dir bewusst werden: „Das Leiden, das ich gerade habe, wie habe ich das geschaffen?“ Wenn du das erfährst, kannst du überlegen: „Was kann ich tun, um aus dem Leiden wieder herauszukommen?“ Und oft wird dir einiges einfallen. Du kannst natürlich auch die Opferrolle einnehmen und andere für dein Leiden verantwortlich machen. Vielleicht sind ja auch andere erstmal dafür verantwortlich, vielleicht ist dein Leiden Adhibhautika Tapa, aber du selbst kannst dort wieder herauskommen.

Also, zweite Art des Leidens, nach Adhyatmika Tapa, selbst zugefügtes Leiden, ist Adhibhautika Tapa, das, was durch Bhutas dir zugefügt wurde. Und Bhuta könnte auch für Elemente stehen, oft wird aber gesagt, Bhuta – andere Wesen. Im Umgang mit anderen Menschen gibt es immer wieder auch solche, die dir nicht so wohlgesonnen sind, sehr viel häufiger, es gibt Missverständnisse. Und so kann es manchmal zu verschiedenen Leiden kommen aus Missverständnissen oder auch durch die manifeste Welt. Adhidaivika Tapa ist eigentlich Leiden, Tapa, zugefügt durch Deva, also durch Engelswesen. Aber Adhidaivika bezieht sich insbesondere auf höhere Gewalt. Naturkatastrophen, Seuchen, Erdbeben, Vulkanausbrüche usw., das wird als Adhidaivika Tapa bezeichnet.

Also, Leiden, das weder von Menschen dir zugefügt wurde, noch das du dir selbst zugefügt hast, sondern etwas, was jenseits deiner Kontrolle ist. Denn auch mit anderen Menschen, der Umgang ist ja auch bis zu einem gewissen Grad in deiner Kontrolle. All das sind Tapa. Und manchmal hilft es, zu überlegen: „Das Leiden, das ich gerade habe, ist das Adhyatmika Tapa, ist das rein subjektives Leiden? Ist es Adhibhautika Tapa, was von außen kommt, von anderen Menschen oder auch von Umständen? Oder ist es Adhidaivika Tapa, so weit, dass ich dem wirklich hilflos ausgeliefert bin, höhere Gewalt?“ Und egal, welcher Grund es ist, du kannst selbst überlegen: „Was kann ich tun?“ Und manchmal kannst du etwas tun und manchmal kannst du es nur annehmen und kannst geduldig abwarten, denn alles, was einen Anfang hat, hat auch ein Ende. Und das, was du in jedem Fall machen kannst und das hilft dir sofort, aus Tapa, aus Leiden herauszukommen, was du gleich machen kannst, ist Nicht-Identifikation.

Du bist nicht der Körper, du bist nicht die Psyche, du bist nicht die Energien, du bist das unsterbliche Selbst. Und im unsterblichen Selbst bist du jenseits aller Tapa, jenseits aller Leiden, du bist Satchidananda, Sein, Wissen, Glückseligkeit. Du kannst auch Tapa willkommen heißen, denn es heißt ja auch Hitze, Hitze verbrennt. Durch Tapa verbrennst du dein Karma, durch Tapa verbrennst du Verhaftungen, und durch Tapa verbrennst du auch die Vorstellung, dass diese Welt ein glücklicher Ort ist. Manche Menschen sagen: „Ich will das Leben genießen, die Welt ist so schön.“ Und manchmal ist ja die Welt auch schön und du kannst in der Schönheit der Welt das Göttliche sehen. Aber manchmal führt das dann zur Verhaftung und so muss Tapa kommen, Leiden, um dich herauszubringen aus dieser Identifikation. Erfahre dein höchstes Selbst. Überwinde Tapa, sei es, indem du dein selbstgeschaffenes Leiden erkennst und löst, sei es, dass du geschickter mit anderen Menschen umgehst, mitfühlender, vergebender, sei es, dass du die Schwierigkeiten aus höherer Gewalt annimmst, sei es, dass du alles als Aufgabe Gottes siehst, die Welt als Chance zu wachsen, alles als Aufgabe für spirituelles Wachstum ansiehst, und sei es, dass du dich nicht identifizierst, immer wieder in deinem wahren Selbst, Satchidananda, deine Freude findest. Also nochmal, Tapa heißt Glut, Tapa heißt Feuer, Tapa heißt Leiden, Tapa heißt Qual, Tapa ist überwindbar.

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