Einmal kam ein Sanskritgelehrter zu Kabir und fragte ihn: „Oh Kabir, was tust Du gerade?“ Kabir antwortete: „Oh Pandit, ich löse den Geist von weltlichen Dingen und hefte ihn an die Lotosfüße Gottes.“ Das ist Konzentration.
Konzentration, Dharana, ist das Zentrieren des Geistes auf einen einzigen Gedanken. Vedantins versuchen, den Geist auf den Atman zu fixieren. Das ist ihr Dharana. Hatha Yogis und Raja Yogis konzentrieren den Geist auf die sechs Chakras. Bhaktas konzentrieren sich auf ihren Ishta Devata, ihren Gottesaspekt. Konzentration ist von äußerster Notwendigkeit für alle Aspiranten.
Während der Konzentration werden die einzelnen Geiststrahlen gesammelt und auf das Konzentrationsobjekt gerichtet. Dann gibt es kein Schwanken des Geistes. Ein einziger Gedanke beschäftigt den Geist. Die ganze Energie des Geistes ist auf den einen Gedanken konzentriert. Die Sinne werden ruhig. Sie arbeiten nicht. Wenn tiefe Konzentration herrscht ist man sich des Körpers und der Umgebung nicht bewusst.
Wenn du mit großem Interesse ein Buch liest, hörst du nicht, wenn jemand nach dir schreit und deinen Namen ruft. Du siehst einen Menschen einfach nicht, wenn er vor dir steht. Du riechst nicht den süßen Duft von Blumen, die neben dir auf dem Tisch stehen. Das ist Konzentration oder Einpünktigkeit des Geistes. Der Geist ist ganz fest auf eine Sache ausgerichtet. So tief muss deine Konzentration sein, wenn du an Gott oder Atman denkst.
Jeder Mensch besitzt eine gewisse Konzentrationsfähigkeit. Jeder konzentriert sich bis zu einem gewissen Grad beim Lesen eines Buches, beim Briefschreiben, Tennisspielen und tatsächlich bei jeder Arbeit. Für spirituelle Zwecke aber muss Konzentration in sehr viel höherem Maße entwickelt werden.
Man hat große Konzentration, wenn man zum Beispiel Karten oder Schach spielt; aber der Geist ist dabei nicht erfüllt von reinen oder göttlichen Gedanken. Du kannst kaum göttliche Berührung, Ekstase und Erhöhung erfahren, wenn der Geist mit unreinen Gedanken erfüllt ist. Jedes Objekt hat seine geistigen Verknüpfungen. Fülle den Geist mit erhabenen spirituellen Gedanken. Dann wird der Geist von weltlichen Gedanken gereinigt. Ein Bild von Jesus, Buddha oder Shri Krishna ist verknüpft mit erhabenen bewegenden Gedanken. Schach und Kartenspiel sind verknüpft mit Gedanken an Glücksspiel, Gewinn usw.
Dies ist eine Textpassage aus dem Buch:
Swami Sivanandas
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