Swami Sivananda: Warum Svadhyaya?

Svadhyaya heißt ‘Selbststudium’. Um Brahman zu erfassen, braucht man die Shrutis, die Schriften. Nur eigenes Nachdenken und Überlegen allein führen hier nicht weiter. Badarayana (Vyasa) sucht immer Zuflucht bei den Worten der Veden. Shrutis sind unfehlbar und maßgeblich, weil sie Weisen in direkter Meditation enthüllt wurden und somit direkt eine höhere Wahrheit widerspiegeln. Shruti Pramana (die Veden als Mittel der Erkenntnis) ist der eigenen Wahrnehmung - als einem anderen Mittel der Erkenntnis - überlegen. Eigene Wahrnehmung kann auch zu Irrtümern führen. Daher ist die Wahrnehmung nicht so maßgeblich und verlässlich wie die Shrutis. Man sieht zum Beispiel im Raum (Akasha) eine blaue Farbe – das was wir als „blauen Himmel“ bezeichnen. Das ist eine falsche Hinzufügung, Adhyasa. Man kann sich nicht auf allein auf die Wahrnehmung stützen, da diese durch die relativen Sinnesorgane und den relativen Geist gefiltert ist. Shrutis sind Enthüllungen. Sie sind die direkten superintuitiven Erfahrungen von Rishis, Weisen. Shrutis geben genaues Wissen über Brahman. Shrutis beseitigen dein Pramanagata Sandeha, den Zweifel über den Wert vedantischer Texte. Gott oder Brahman ist Atindriya, jenseits des Fassungsvermögens der Sinne; es ist Avang Mano Gochara, jenseits des Fassungsvermögens von Geist und Sprache. Shruti ist die Grundlage von Nididhyasana, tiefer Meditation. Die Brahmakara Vritti (Gedanke an Brahman) wird erzeugt, wenn man die MahavakyasTat Twam Asi und Aham Brahma Asmi aus den Shrutis hört oder liest. Die Grundlange von Jñana Yoga ist Shravana (das Hören oder Lesen der Schriften) und Manana (darüber nachdenken). Es gibt gebildete große weise Dummköpfe, die meinen, sie besäßen einen brillanten Intellekt und wüssten alles. Tatsächlich halten sie  ihre Vorstellungen und Vorlieben für wahres Verständnis, und meinen, sie bräuchten sich nicht an die Schriften zu halten oder nur an das, was ihrem begrenzten Verstand einleuchtet. Auf diese Weise werden sie niemals aus diesem Samsara Chakra, dem Rad der Wiedergeburten, herauskommen.

Wenn der Aspirant auch nur für kurze Zeit in seiner Wachsamkeit nachlässt und in einen spirituellen oder ethischen Schlummer verfällt, wird der Zug nach unten wirksam und der Trend bewegt sich sofort vom höheren zum niederen Selbst. Wenn er in dieser Verfassung dann mit Sinnesobjekten in Berührung kommt, werden überwunden geglaubte Samskaras wieder belebt und er erlebt einen Rückschlag. Daher halte stets diese wache Aufmerksamkeit, einen immer wachsamen Zustand, aufrecht.

Eine der Möglichkeiten dafür ist Svadhyaya, das Studium der Schriften. Eine der besten Methoden, um den Geist für das Ideal stets wach zu halten, ist das tägliche Lesen von Schriften und Biografien Heiliger. Denn wenn man über das Leben Heiliger oder in spirituellen Büchern liest, überkommt den Geist eine ganze Flut machtvoller positiver Gedanken und die geistigen Kräfte werden sofort geschärft. Sie inspirieren den Menschen unmittelbar, erheben ihn und ermöglichen es ihm, die niederen Kräfte in seinem täglichen Leben zu beherrschen. Daher darf Svadhyaya im Leben eines Sadhakas nicht fehlen.

Dies ist eine Textpassage aus dem Buch:

Swami Sivanandas
Inspiration und Weisheit
Für Menschen von Heute


Auszüge aus Werken von Swami Sivananda
Essays und praktische Anleitungen
für spirituelle Aspiranten

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