Swami Sivananda: Wachen - ein langer Traum

Sowohl im Wach- wie auch im Traumzustand nimmt man Dinge wahr und assoziiert sie mit der Subjekt-Objektbeziehung. Das haben beide gemeinsam. Der einzige Unterschied zwischen den beiden Zuständen ist, dass die Dinge im Traum im Raum innerhalb des Körpers wahrgenommen werden, im Wachzustand dagegen im Raum außerhalb des Körpers. Die Tatsache, dass man sie sieht und ihre daraus folgende illusorische Wesensart sind beiden Zuständen gemeinsam.

Die Wahrnehmung eines Objekts ist unwirklich, denn Objekte sind Schöpfungen des Geistes aus metaphysischer Unwissenheit der tatsächlichen Einheit. Ein Objekt hat eine bestimmte Form, weil der Geist glaubt, dass es so ist. In der Tat sind sowohl die Objekte des Wach- als auch des Traumzustandes unwirklich.

Alles was eine Form hat, ist unwirklich. Formen sind bestimmte Arten von Wahrnehmung und Erfahrung. Sie sind nicht endgültig. Im Wachzustand gibt es physische Formen, im Traumzustand geistige Formen. Jedenfalls sind sie alle nur Formen, begrenzt in Raum und Zeit. Eine Form besteht nur so lange, wie der bestimmte geistige Zustand andauert. Wenn andere geistige Bedingungen vorliegen, verändert sich auch die Form der Erfahrung. Deshalb verschwindet die Form der Welt, wenn Selbstverwirklichung erlangt wurde.

Traumbeziehungen werden von Beziehungen im Wachzustand widerlegt. Beziehungen des Wachzustandes werden vom Überbewusstsein widerlegt, das seinerseits unwiderlegbar ist. Unwiderlegbarkeit ist der Realitätstest.

Die unwirkliche Welt erscheint wirklich, sie ist aber in Wahrheit ein langer Traum, der im Geist entstanden ist. So wie im Traum haben die wahrgenommenen Objekte keine Substanz, obwohl sich die beiden Zustände darin unterscheiden, dass der eine subtil und innerlich ist und der andere äußerlich, grobstofflich und von langer Dauer. Diese Welt ist nichts anderes als ein langer Traum.

Wenn du mit sechzig Jahren auf deine Schulzeit zurückblickst, erscheint dir alles wie ein Traum. Ist es nicht so? Die Zukunft wird genauso sein.

Die Vergangenheit ist ein Traum. Die Zukunft ist ein Traum. Die feste Gegenwart ist auch ein Traum. Die Tatsache dass bei der Selbstverwirklichung die Erfahrung der Phänomene aufhört, zeigt, dass alle Phänomene unwirklich sind.

Aus dem Buch:

Swami Sivanandas
Inspiration und Weisheit
Für Menschen von Heute


Auszüge aus Werken von Swami Sivananda
Essays und praktische Anleitungen
für spirituelle Aspiranten

Einige Bücher von Swami Sivananda findest du online unter:
yoga-vidya.de/yoga-buch/sivananda

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