Swami Sivananda: Vedanta und Sozialismus

Nach Ansicht mancher Menschen ist die sozialistische Bewegung ein Ausläufer von Vedanta, die sagt, dass alles gleich zu sehen und jeder gleich zu behandeln sei. Sie sagen: „Wir sind Vedantins“.

Sozialisten sagen: „Wir mögen keine Kapitalisten, Rajas und Herrscher. Der Staat küm­mert sich um die Kindererziehung. Wir geben allen aus der Gemeinschaftsküche zu essen. Wir verteilen Kinokarten. Wir kümmern uns um alle Menschen. Niemand braucht sich um seinen Lebensunterhalt zu sorgen. Es gibt keine Ungerechtigkeit. Alle werden gleich behandelt. Jeder kann nach seinen Fähigkeiten, seinem Temperament und seiner Veranlagung wirken. So haben die Menschen viel Freizeit, Studium, Unterhaltung und Spaß. Sie haben weder Kummer noch Sorgen, denn für alle Bedürfnisse ist gesorgt.“

Das ist eine hübsche Philosophie und von vielen durchaus idealistisch gemeint. Aber es ist die Philosophie von Virochana. Es ist die Philosophie des Fleisches. Ihr Ziel ist ein angenehmes materielles Leben. Ein angenehmes Leben bringt keinen dauerhafte Frieden und göttliche Weisheit. Brot und Konfitüre befriedigen nicht die Bedürfnisse der Seele. Sie machen einen Menschen nicht vollkommen und unsterblich. Sie bringen keine Befreiung. Sie führen nicht zur Erkenntnis des Ewigen.

Die Grundlage der Gesellschaft, das Substrat und der Hintergrund des ganzen Universums, von Körper, Geist und Sinnen, ist das Absolute, der Atman, die unsterbliche Seele. Ein „Ismus“, der die Existenz einer solchen Grundlage ablehnt, dessen Lebensziel oder höchstes Gut nicht die Selbstverwirklichung ist, wird sich in ein luftiges Nichts auflösen.

Eine Gemeinschaftsküche ist nicht Vedanta. Sozialismus ist nicht Vedanta. Sozialismus kann nicht alle sozialen Missstände beseitigen. Er kann nicht zu vollkommenem Frieden und zur Wonne des Menschen beitragen. Nur diese Philosophie des Vedanta, diese Disziplin, kann zu vollkommener Wonne, immerwährendem Glück und Unsterblichkeit führen, kann helfen, Geist und Sinne zu beherrschen, Unwissenheit zu beseitigen und das Wissen vom Unver­gänglichen zu erlangen.

Aus dem Buch:

Swami Sivanandas
Inspiration und Weisheit
Für Menschen von Heute


Auszüge aus Werken von Swami Sivananda
Essays und praktische Anleitungen
für spirituelle Aspiranten

Einige Bücher von Swami Sivananda findest du online unter:
yoga-vidya.de/yoga-buch/sivananda

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Kommentare

  • Ein junger Mann besuchte einst eine Vorlesung des großen Shankara. Mitten in der Ansprache unterbrach er ihn und fragte: "Sag Meister, sollte man nicht alle Menschen in der Welt als gleich betrachten, da doch das gleiche Blut in allen Adern fließt?"
    Shankara lächelte: "Das Blut, das in deinen Adern fließt ist heiß. Deshalb bist du geneigt, zu weit zu gehen! Es ist dem Menschen nicht möglich, das Ewige vom Vergänglichen abzuspalten. Man kann den Satz von der Nicht-Zweiheit oder, wie wir es nennen, Advaita in sein Denken und in seinen innere Einstellung integrieren, aber im Alltag ist es nicht möglich, alle Dinge und alle Menschen einander gleichzusetzen."

    Der junge Mann gab sich nicht mit dieser Antwort zufrieden. "Das finde ich nicht in richtig. Alle sind doch Gott, und darum sollte man auch alle gleich behandeln!" Shankara merkte, dass der junge Hitzkopf sich verrennen würde, wenn er weiter in diesem Muster dachte. Er beschloss, ihn auf andere Weise zu lehren. "Hast du eine Mutter?" Der junge Mann antwortete "Ja, meine Mutter lebt, und ich verehre sie sehr." "Bist du verheiratet?" fragte Shankara weiter. "Ja , ich bin verheiratet. Meine Frau ist auch hier im Ashram." "Dann hast du sicher auch eine Schwiegermutter." "Ja, sie ist gesund und munter!" "Hast du vielleicht auch Schwestern?" forschte Shankara weiter. "Sogar zwei!" war die Antwort.
    Da schloss Shankara: "Sind nicht alle, nach denen ich gefragt habe, Frauen?" Der junge Mann: "Ja, natürlich, was sonst?" Darauf Shankara: "Sind etwa alle diese Frauen für dich gleich? Ist dein Verhältnis zu deiner Mutter das gleiche wie zu deiner Frau? Ist deine Beziehung zu deiner Schwester die gleiche wie zu deiner Mutter?"

    In dieser Welt der Vielfalt muß man die qualitativen und quantitativen Unterschiede berücksichtigen. Jede Glühbirne hat eien bestimmte Leuchtkraft. Die elektrische Spannung ist immer die gleiche, aber die Glühbirnen sind unterschiedlich beschaffen. Gottes Energie ist der elektrische Strom, unsere Körper sind die Glühbirnen.

  • Sozialismus ist immer menschenfeindlich, da er gegen den individuellen Menschen gerichtet ist. Die Freiheit wird zugunsten des Kollektivs bekämpft.

  • Kann ja auch nicht funktionieren, wenn alle nur machen was ihnen Spaß macht. Wer arbeitet dann auf dem Feld und sorgt für die Nahrung, Müllabfuhr, Bau?

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