Swami Sivananda und die westliche Yoga-Frau

Swami Sivananda (1887–1963) war einer der bedeutendsten indischen Yogameister des 20. Jahrhunderts. Ursprünglich als Kuppuswami in Südindien geboren, wirkte er zunächst als Arzt in Malaysia, bevor er sich ganz dem spirituellen Leben widmete. Nach seiner Rückkehr nach Indien ließ er sich in Rishikesh nieder, gründete dort einen Ashram und die Divine Life Society. Sein Wirken war geprägt von tiefer Nächstenliebe, universeller Spiritualität und dem Wunsch, Yoga für alle Menschen zugänglich zu machen – unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder Religion.

Eines Tages kam eine junge Frau aus dem Westen zu Swami Sivananda in seinen Ashram am heiligen Fluss Ganges. Sie war voller Fragen und innerer Sehnsucht. Ihr Herz brannte vor Verlangen nach Wahrheit, Frieden und Erleuchtung. In Indien hatte sie viele Tempel besucht und Bücher gelesen, aber nun suchte sie einen lebenden Meister, der ihr den Weg wirklich zeigen konnte.

Mit gefalteten Händen setzte sie sich vor den ehrwürdigen Swami. „Swamiji“, sagte sie, „ich habe viele Wege gesehen. Aber ich bin verwirrt. Welchen Weg soll ich gehen, damit ich zur Erleuchtung komme?“ Swami Sivananda legte die Hände in den Schoß und sprach mit ruhiger Stimme: „Gehe den vierfachen Yogaweg, meine Tochter. Jeder Mensch ist anders, und jeder Weg spricht verschiedene Aspekte deiner Seele an. Wenn du alle vier Pfade vereinst, wirst du ganzheitlich wachsen. Ich erkläre sie dir nun.“

„Zuerst pflege deinen Körper und deinen Geist. Ohne Gesundheit und geistige Klarheit kannst du keine Erleuchtung erreichen. Übe täglich Hatha-Yoga: Asanas, Pranayama, Entspannung. Reinige deinen Körper, beruhige deinen Geist. Setze dich jeden Tag zur Meditation. Beobachte deinen Atem, werde still. In der Stille offenbart sich das Selbst.“

„Dann erwecke die spirituelle Energie in dir. Meditiere über die Chakren, von der Wurzel bis zum Kronenchakra. Denke das Mantra "Licht" und kreise mit dem Licht in dir und um dich herum. Visualisiere dich als Gottheit – als Verkörperung des Lichts, der Kraft, der Liebe. Wiederhole heilige Mantras, z. B. 'Om Namah Shivaya', oder 'Om Shri Lakshmiyei Namaha'. Das Mantra verbunden mit einer Visualisierung und dem Atem ist der Schlüssel zur göttlichen Energie.“

„Untersuche deine Gedanken. Lies täglich in den Heiligen Büchern der Menschheit. Orientiere deinen Geist auf die Erleuchtung und die Liebe zu allen Wesen. Übe täglich Selbstreflexion. Denke positiv. Wandle negatives Denken in Mitgefühl, Kraft und Klarheit. Vertraue deinem inneren Gespür. Die Erleuchtung liegt in dir.“

„Lebe für das Glück aller Wesen. Handle nicht für dich, sondern im Bewusstsein, ein Werkzeug Gottes zu sein. Finde deine persönliche Aufgabe in der Welt und erfülle sie mit Hingabe. Ein Herz voller Mitgefühl ist der sicherste Weg zur Befreiung.“

"Praktiziere den Guru-Yoga. Verbinde dich täglich mit deinem spirituellen Lehrer – sei er verkörpert oder geistig. Wiederhole sein Mantra, stelle dir sein Licht über dir vor. Dann höre in dich hinein. Was sagt die innere Stimme? Folge ihr – sie führt dich zur Wahrheit.“ Swami Sivanandas lehrte: „Diene, liebe, gib, reinige, meditiere, verwirkliche. Sei gut, tue Gutes, lebe göttlich.“

Die Frau hatte aufmerksam gelauscht, aber eine Frage blieb: „Swamiji, wie soll ich all das in meinem Alltag umsetzen? Mein Leben ist unruhig. Ich bin oft erschöpft.“ Swami Sivananda nickte verständnisvoll und sagte mit Nachdruck:
„Das Wichtigste ist der spirituelle Tagesplan. Ohne regelmäßige Praxis wirst du dich immer wieder verlieren. Lebe in der Ruhe und wenn möglich in äußerer und innerer Abgeschiedenheit. Entwickle einen Tagesplan aus Meditation, Yoga, Lesen, Mantra, Selbstreflexion und Dienst am Nächsten. Erkenne, was dich auf deinem spirituellen Weg voran bringt – und tue es täglich. Je intensiver du deinen Weg gehst, desto schneller kommt der Durchbruch. Mit Disziplin, Hingabe und innerem Feuer kannst du die Erleuchtung in zwölf Jahren erreichen. Aber stresse dich nicht. Überlasse dich letztlich dem Leben und der Führung durch deine innere Stimme der Weisheit.“

Die Frau spürte, wie Glück, Hoffnung und Vertrauen in ihr erwachte. Sie bedankte sich mit Tränen der Dankbarkeit. Von diesem Tag an lebte sie nach dem vierfachen Yogaweg und gestaltete sich einen spirituellen Tagesplan, der sie durch Höhen und Tiefen führte. Und eines Tages, viele Jahre später, begann die spirituelle Energie in ihr zu fließen und führte sie zu innerem Frieden, Liebe, Glück und Erleuchtung. Langsam verwandelte sie sich zu einer Göttin und erhielt besondere spirituelle Fähigkeiten, mit denen sie ihren Mitmenschen helfen konnte.


Wie Swami Sivananda in mein Leben kam

Als ich 1992 bei meiner Stiefschwester Inge in Berlin zu Besuch war, erfasste mich plötzlich eine starke spirituelle Energie. Ich folgte dieser Energie, die mich wie ein unsichtbarer Faden zog, und gelangte so in ein belebtes Stadtteilzentrum. Dort entdeckte ich, dass die Sivananda-Organisation gerade einen Yogakurs anbot. Zögernd fragte ich, ob es möglich wäre, an einer Probestunde teilzunehmen. Zu meiner Freude wurde es mir erlaubt.

Der sanfte und doch kraftvolle Yogastil sprach mich tief im Inneren an. Begeistert fragte ich nach, ob es auch Ausbildungen in diesem Stil gäbe. Man gab mir bereitwillig die Adresse des Münchner Hauptzentrums. Von dort erhielt ich kurz darauf einen umfassenden Prospekt mit Yogalehrer-Ausbildungen, die weltweit angeboten wurden. Nach reiflicher Überlegung entschied ich mich für eine Ausbildung im Sommer in Kanada, direkt bei Swami Vishnudevananda, einem der Hauptschüler von Swami Sivananda. Swami Sivananda selbst war zu diesem Zeitpunkt bereits viele Jahre verstorben.

Die Reise führte mich zum Ashram von Vishnudevananda, eingebettet in ein wunderschönes Waldgebiet in der Nähe von Montreal. In diesen intensiven vier Wochen wurden etwa 150 Menschen aus allen Teilen der Welt zu Yogalehrern ausgebildet. Das wirklich Besondere an dieser Ausbildung war die unglaublich starke spirituelle Energie von Swami Vishnudevananda, die den gesamten Ashram durchdrang. Ich brauchte mich nur hinzusetzen und konnte sofort auf wundersame Weise meditieren. Und als unvergessliches Zeichen erhielt ich den persönlichen Segen von Vishnudevananda durch seine Unterschrift auf meiner Yogalehrer-Urkunde. Und einige Zeit später erschien mir Swami Sivananda öfter im Traum und führte mich auf meinem Weg.


Anekdoten von Swami Sivananda

Der einfache Wunsch
Eines Tages fragte ein junger Schüler: „Swamiji, was ist das Wichtigste im Yoga?“ Sivananda lächelte und antwortete: „Ein einfacher Wunsch – der Wunsch nach Gott.“ Damit zeigte er, dass die Seele nur das Verlangen nach Erleuchtung braucht, um letztlich auf dem spirituellen Weg erfolgreich zu sein.

Der geduldige Lehrer
Ein Schüler war ungeduldig, weil er keine Fortschritte machte. Sivananda sagte: „Der Baum wächst langsam, aber sicher. Geduld ist der Schlüssel.“

Das Lachen des Meisters
Bei einer Meditation lachte Sivananda plötzlich herzlich. Als die Schüler fragten, warum, antwortete er: „Manchmal braucht auch die Seele einen kleinen Spaß.“ Sein Humor zeigte, dass Freude ein wichtiger Teil des spirituellen Lebens ist.

Die kleine Geste
Ein armer Mann brachte ihm eine Blume als Geschenk. Sivananda nahm sie dankbar an und sagte: „Selbst die kleinste Gabe ist wertvoll, wenn sie mit Liebe gegeben wird.“ Seine Demut war ansteckend.

Der Blick in den Himmel
Als ein Schüler verzweifelt war wegen seiner Schwierigkeiten, blickte Sivananda zum Himmel und sagte: „Siehst du die Sterne? Auch wenn du sie nicht immer sehen kannst, sie sind immer da.“ Er lehrte Geduld und Vertrauen.

Der einfache Rat
Ein junger Mönch fragte: „Was soll ich tun, um Erleuchtung zu erlangen?“ Sivananda antwortete: „Lächle viel und liebe alle.“ Die Einfachheit seiner Worte berührte viele Herzen.

Die kleine Meditation
Er forderte einen Schüler auf: „Schließe deine Augen für eine Minute.“ Nach einer Minute sagte er: „Wenn du nur eine Minute jeden Tag meditierst, hast du schon den ersten Schritt ins Licht gemacht.“ Seine Einfachheit machte Meditation zugänglich.


Der Blick in die Zukunft
Als ein junger Mönch ängstlich war vor der Zukunft, sagte Sivananda: „Vertraue dem Fluss des Lebens – er bringt dich ans Ziel.“

Das Teilen der Mahlzeit
Beim Essen teilte er sein Essen mit einem Bedürftigen und sagte: „Gott liebt es, wenn wir teilen.“ Seine Großzügigkeit war grenzenlos.

Der humorvolle Ratschlag
Auf die Frage nach dem besten Yoga-Weg antwortete er lachend: „Mach Yoga – auch beim Sitzen im Bus!“ Er zeigte damit, dass Yoga überall praktiziert werden kann.

Die Ruhe im Sturm
Während eines Sturms blieb Sivananda ruhig sitzen und meditierte weiter. Die Schüler fragten erstaunt: „Wie kannst du so ruhig bleiben?“ Er antwortete schlicht: „Die Ruhe ist der Weg.“

Das kleine Gebet
Er betete oft nur ein Wort: „Om“. Für ihn war das Universum selbst das Gebet – einfach und kraftvoll zugleich.

Der Blick auf den Meister
Ein Schüler fragte nach dem Geheimnis seines Glücks. Sivananda sagte lächelnd: „Ich bin glücklich, weil ich alle liebe.“

Die einfache Kleidung
Trotz seines hohen Rangs trug er stets schlichte Kleidung und sagte: „Wahrer Reichtum liegt im Herzen.“

Das Gespräch mit Kindern
Er spielte oft mit Kindern und erzählte ihnen Geschichten vom Himmel und den Sternen – weil Kinder das Herz berühren können.

Der Wunsch nach Frieden
Bei einem Treffen wünschte er allen Frieden – nicht nur für sich selbst, sondern für alle Wesen auf der Erde.

Die letzte Lektion
Kurz vor seinem Tod sagte er zu seinen Schülern: „Liebt euch gegenseitig wie Brüder und Schwestern – dann ist alles erreicht.“

Sein Vermächtnis
Seine letzten Worte waren einfach: „Denkt immer daran – ihr seid das Licht.“

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