Swami Sivananda: Methoden zur Beherrschung des Zorns

Zorn ist eine Manifestation von Shakti, kosmischer Energie. Es ist schwierig, direkt gegen ihn anzugehen. Versuche zuerst, seine Kraft, Vega, seine Häufigkeit und Dauer zu verringern. Bemühe dich, diese Vritti (Gedankenwelle) zu verringern und zu schwächen. Erlaube ihr nicht, die Form einer großen Welle an der Oberfläche des bewussten Geistes anzunehmen. Analysiere sie im Keim, wenn sie sich in Form von Reizbarkeit im unterbewussten Geist be­findet. Dann lenke den Geist auf erhabene, göttliche Gedanken. Praktiziere intensiv Japa oder Kirtan, Mantra Wiederholung und Mantra Singen. Sprich ein Gebet oder rezitiere Verse aus der Bhagavad Gita, dem Ramayana oder den Upanishaden. Entwickle allmählich entgegengesetzte positive, göttliche Tugenden wie Geduld, Liebe und Vergebung. Der Zorn wird allmählich von selbst absterben.

Die Ernährung hat sehr viel mit Reizbarkeit zu tun. Nimm sattvige Nahrung zu dir wie zum Beispiel Früchte, Dal, Spinat, Gerste, Erdnüsse. Wenn du zu Ärger neigst, iss keine Karotten und keinen Blumenkohl, keine Zwiebeln, keinen Knoblauch. Verzichte auf scharfen Curry und Chutney, Fleisch, Alkohol und Rauchen.

Immer wenn du im Laufe eines Gesprächs merkst, dass ein Wutausbruch aufsteigt, höre auf zu reden. Streite nicht. Lasse dich nicht auf hitzige Debatten und Diskussionen ein. Versuche, sanfte und weiche Worte zu sprechen. Die Worte müssen sanft sein und die Argumente fest; aber wenn die Worte hart sind, führt das zu Unstimmigkeit. Sprich sanft. Sprich wenig. Sei mild. Sei freundlich. Sei weich. Pflege immer wieder Milde, Freundlichkeit und Sanftheit.

Beherrsche deinen Zorn indem du reflektierst. Warum fühlst du dich angegriffen, wenn man dich „Hund“ oder „Esel“ nennt? Hast du deswegen vielleicht vier Beine und einen Schwanz wie ein Hund bekommen? Was soll das für eine Beleidigung sein? Ist das nicht einfach nur eine bloße Schwin­gung im Äther?

Wenn du einmal etwas Gewohntes nicht zu essen bekommst, stelle dir innerlich die Frage: „Warum sollte ich Sklave meiner Ernährungsgewohnheiten sein?“ Dann verschwindet die Welle des Ärgers auf einmal wie von selbst. Sie wird auch bei anderen Gelegenheiten nicht entstehen, wenn du vorsichtig und überlegt bist. Man braucht vierzig Muskeln, um die Stirn zu runzeln und nur fünfzehn, um zu lächeln. Warum strengst du dich also unnötig und zusätzlich an?

Wenn du es in einer bestimmten Situation schwierig findest, den Zorn zu beherrschen, verlasse sofort den Ort. Mache einen langen Spaziergang. Trinke kaltes Wasser. Wiederhole hundertacht Mal „Om Shanti“. Wiederhole ein Mantra oder das Mantra deines Ishta Devata, des Gottesaspekts,  zu dem du einen Zugang hast, und zähle von eins bis dreißig. Der Zorn wird vergehen.



Dies ist eine Textpassage aus dem Buch:

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