Swami Sivananda: Hingabe und Gnade

Wenn du Wasser vom Wasserhahn trinken möchtest, musst du dich niederbeugen. Ebenso, wenn du den spirituellen Nektar der Unsterblichkeit trinken willst, der von den Lippen des Gurus fließt, musst du eine Verkörperung von Demut und Sanftmut sein. So kann die niedere Natur des Geistes erneuert werden. Der Aspirant sagt zum Lehrer: „Ich möchte Yoga praktizieren. Ich möchte Nirvikalpa Samadhi erreichen. Ich möchte zu deinen Füßen sitzen. Ich habe mich dir ergeben.“ Aber in Wirklichkeit möchte er seine niedere Natur, seine Gewohnheiten, seinen alten Charakter und sein Verhalten und Benehmen nicht aufgeben.

Ein spiritueller Aspirant muss das individuelle Ego, vorgefasste Ideen, Lieblingsgedanken, Vorurteile und selbstsüchtige Interessen aufgeben. All das hindert einen daran, die Lehren und Anweisungen des Gurus auszuführen und spirituell zu wachsen.

Lege vor deinem Guru die Geheimnisse deines Herzens offen. Je mehr du das tust, desto grösser wird das Wohlwollen des Gurus, was für dich einen Gewinn an Stärke im Kampf gegen alte Tendenzen bedeutet.

Bevor der Aspirant, die Aspirantin, die Gnade des Meisters, der Meisterin, bekommen möchte, muss er sie verdienen. Der Zufluss göttlicher Gnade erfolgt nur dann, wenn der Aspirant, die Aspirantin, wirklich danach dürstet und wenn er dazu bereit ist, sie aufzunehmen.

Die Gnade des Gurus kommt auf diejenigen herab, die sich ihm gegenüber de­mütig und vertrauensvoll fühlen. Glaube ist Vertrauen und Hoffnung in den Guru. Glaube ist die feste Überzeugung, dass das, was der Lehrer sagt, wahr ist, entweder durch das Mittel der Zeugenschaft oder der Maßgeblichkeit, ohne jeden anderen Beweis und weitere Bestätigung. Der Schüler, der Vertrauen zum Guru hat, diskutiert nicht, überlegt nicht hin und her und sinniert nicht. Er tut einfach und gehorcht.

Die Hingabe des Schülers an den Guru und die Gnade des Gurus hängen zusammen. Hingabe holt die Gnade des Gurus herab, und die Gnade des Gurus macht die Hingabe vollständig.

Die Gnade des Gurus wirkt in Form von Sadhana im Aspiranten. Wenn ein Aspirant eisern an seinem Weg festhält, ist das die Gnade des Gurus. Wenn er Widerstand leistet, wenn Versuchungen auf ihn einstürzen, ist das die Gnade des Gurus. Wenn die Menschen ihn liebevoll und ehrerbietig aufnehmen, ist das die Gnade des Gurus. Wenn all seine kör­perlichen Bedürfnisse gestillt werden, ist das die Gnade des Gurus. Wenn er ermutigt wird und Stärke erhält, wenn er verwirrt und verzweifelt ist, ist das die Gnade des Gurus. Wenn er über das Körperbewusstsein hinausgelangt und in seinem Ananda Svarupa weilt, in seiner wahren Wonne-Natur, ist das die Gnade des Gurus. Fühle seine Gnade bei jedem Schritt und sei aufrichtig und vertrauensvoll zu ihm.

Dies ist eine Textpassage aus dem Buch:

Swami Sivanandas
Inspiration und Weisheit
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