Swami Sivananda: Dharana, Dhyana und Samadhi

Dharana ist das Fixieren des Geistes auf ein bestimmtes Konzentrationsobjekt, etwas Äußeres oder Inneres. Außen kann der Geist auf das Bild von Hari, Krishna oder Rama geheftet werden oder auf jedes andere Objekt oder jeden beliebigen Punkt. Innerlich kann er auf jedes Chakra geheftet werden, auf einen Teil des Körpers oder auf eine abstrakte Idee. Nachdem das Prana durch Pranayama und die Indriyas durch Pratyahara beherrscht sind, muss man versuchen, den Geist auf irgendetwas festzuhalten – das ist Dharana.

Dharana kann nur gemacht werden, wenn man frei ist von den Ablenkungen des Geistes.

Nach Dharana kommt Dhyana. In Dhyana gestattet man dem Geist, auf einem einzigen Ge­danken zu verweilen. Die Bhagavad Gita gibt eine wunderbare Beschreibung des Vorgangs von Dhyana. Lies das sechste Kapitel. Begib dich an einen stillen Ort oder in die Abgeschie­denheit. Dort bereite einen Sitz vor an einer Stelle, die weder zu hoch noch zu niedrig ist.

Zügle die Sinne. Beruhige den Geist. Halte den Körper aufrecht, Kopf, Hals und Rumpf in gerader Linie. Richte den Blick auf Trikuti, den Punkt zwischen den Augenbrauen. Schließe die Straßen, durch die die Sinne nach außen gehen; hefte den Geist auf Gott, das Selbst im Herzen; halte den Atem durch die Praxis von Kevala Kumbhaka im Scheitel fest; dann erlangst du vollkommene Konzentration des Geistes. Du wirst rasch zu Dhyana und Samadhi kommen.

Die drei, Dharana, Dhyana und Samadhi, sind innerlicher als die vorhergehenden Yama, Niyama, Asana, Pranayama und Pratyahara. Die drei (Dharana, Dhyana und Samadhi) zu­sammen bilden Samyama. Diese drei sind der Antaranga Yoga (die inneren Glieder) des Raja Yoga. Der wahre Raja Yoga beginnt mit Pratyahara. Samyama stellt die eigentliche engere Praxis von Raja Yoga dar.

Durch die Praxis von Samyama erhältst du Zugang zur Wahrheit über das Objekt deiner Meditation. Nirbija (samenloser) Samadhi, auch Asmaprajnata Samadhi genannt, ist das endgültige Ziel im Raja Yoga. Damit verglichen ist auch Samyama äußerlich oder indirekt. Es ist auch eine Vorbereitung.

In Samyama gibt Alambana, eine Stütze, etwas, woran sich der Geist hängen kann; wohingegen im Nirbija Samadhi es nichts gibt, woran sich der Geist hängen kann. Es ist Niralambana, ohne Stütze. Der Übende steigt Phase um Phase die Sprossen der Yogaleiter empor und erlangt verschiedene Erfah­rungen, Erkenntnisse und Kräfte. Er fühlt seine absolute Freiheit und erreicht Kaivalya, das höchste Ziel im Raja Yoga.

Die Summe allen Wissens über die drei Welten und jede weltliche Wissenschaft sind nichts als eine bloße Schale verglichen mit der unendlichen Erkenntnis eines wahren Yogis, der Kaivalya erreicht hat. Ehre sei so erhabenen Yogis. Möge ihr Segen mit uns allen sein!

Dies ist eine Textpassage aus dem Buch:

Swami Sivanandas
Inspiration und Weisheit
Für Menschen von Heute


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für spirituelle Aspiranten

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* Anm. des Herausgebers: in heißen Gegenden wie Indien; in unseren Breiten kannst du Bhastrika das ganze Jahr über üben

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