Der Mensch ist ein komplexes soziales Wesen. Er ist ein biologischer Organismus und daher eindeutig definiert durch den Besitz bestimmter physiologischer Funktionen wie Blutkreislauf, Verdauung, Atmung, Ausscheidung, usw. Er ist auch eindeutig definiert durch den Besitz bestimmter psychologischer Funktionen wie Denken, Wahrnehmung, Gedächtnis, Vorstellung, usw. Er sieht, denkt, schmeckt, riecht und fühlt. Philosophisch gesehen ist er das Abbild Gottes - vielmehr er ist Gott selbst. Er verlor seine göttliche Herrlichkeit, da er von der Frucht des verbotenen Baumes gekostet hat, d.h. in der Symbolsprache: sich abgesondert und damit getrennt hat. Er kann seine verlorene Göttlichkeit wiedergewinnen durch geistige Disziplin und die Praxis von Konzentration.

Der Mensch ist ein vielschichtiges Wesen und hat verschiedene Hüllen, die seine wirkliche Identität verdecken. Vielleicht identifiziert er sich mit dem groben physischen Körper und kümmert sich ausschließlich um dessen Bedürfnisse, wie es ein Tier tut; oder er identifiziert sich vielleicht mit seiner Psyche und seinem Verstand; oder er empfindet vielleicht sein Einssein mit seinem wahren Selbst, welches der ewige Beobachter von beiden ist. Die relativen Lebensziele des Men­schen, wie wertvoll sie auch an ihrem Platz sein mögen, können das spirituelle Wesen nicht über einen langen Zeitraum hinweg beherrschen, ohne dass es zu einer Unordnung in der Persönlichkeit kommt. Im modernen Menschen nimmt der selbst-bewusste relative Verstand mit all seinen natürlichen Begrenzungen den höchsten Rang ein; selbstmörderischer Skeptizismus ist das Ergebnis.

Der Mensch setzt sich aus drei Bestandteilen zusammen, nämlich einem menschlichen Element, einem tierischen Instinkt und einem göttlichen Funken. Er hat einen begrenzten Verstand, einen vergänglichen Körper, ein wenig Wissen und ein wenig Macht. Das macht ihn deutlich menschlich. Lust, Zorn und reflexartige Instinkte usw. gehören zu seiner tierischen Natur. Die Reflexion kosmischer Intelligenz steht hinter seinem Verstand. So ist er ein Abbild Gottes. Wenn die animalischen Instinkte sterben, wenn seine Unwissenheit zerfällt und wenn er alles, was ihm begegnet, gleichmütig anzunehmen vermag, wird er eins mit dem Göttlichen.

Der Mensch ist die höchste Manifestation des Lebens auf dieser Erde. Er ist das Abbild Gottes. Er ist der Strahl Gottes. Gott schuf den Menschen nach Sich Selbst. Im Wesentlichen ist der Mensch eins mit Gott. Er denkt, fühlt und weiß. Er kann unterscheiden, reflektieren und meditieren. Er kann das höchste Wissen über das Selbst erreichen. Daher ist er anderen Wesen überlegen, auch wenn er mit ihnen Nahrungsaufnahme, Schlaf, Furcht und Geschlechtstrieb teilt.



Dies ist eine Textpassage aus dem Buch:

Swami Sivanandas
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