Swami Sivananda: Das Wesen von Tapas

Tapas ist das dritte Glied von Niyama im Raja Yoga. Tapas ist einer der drei Teile im Kriya Yoga. Tapas bedeutet Askese, spirituelle Praxis.

Tapas reinigt den unreinen Geist. Tapas erneuert die niedere instinktive Natur und lässt die göttliche Natur mehr und mehr zum Vorschein kommen. Tapas reinigt den Geist und löst Lust, Zorn, Habsucht, usw. – alles, was diesem Entfalten des Göttlichen im Weg steht - auf. Tapas schafft Brahma-Tejas, das Feuer Brahmans – es verbrennt negative unethische Tendenzen und löst sie auf. Tapas besei­tigt Tamas und Rajas und steigert Sattva. Tapas beruhigt den Geist und lässt ihn am Ewigen haften. Tapas bringt die nach außen gehenden Tendenzen zum Stillstand, die Extraversion, Antarmukha Vritti. Tapas zerstört Vasanas (subtile Wünsche und Sehnsüchte), Ichdenken und Raga-Dvesha (Zu- und Abneigung) und bringt Leidenschaftslosigkeit, Unterscheidung und Meditation. Tapas ist spirituelle Disziplin. Tapas ist Gottesdienst, Sadhana und Meditation.

Die Bhagavad Gita gibt sehr wertvolle Hinweise zum Thema Tapas. Sie spricht vom dreifachen Tapas von Körper, Sprache und Geist.

Traditionell wird äußere Askese als Tapas betrachtet, wie zum Beispiel sich von Blättern zu ernähren, stundenlang im kalten Wasser stehen, in der heißen Sonne sitzen, Hitze und Kälte ertragen, mit erhobenen Händen auf einem Bein stehen, usw. Solche Menschen werden als Tapasvins bezeichnet. Es heißt dann zum Beispiel: „Ram Brahmachari ist ein großer Tapasvi. Er lebt von Blättern und hat keine Kleider. Er macht im heißen Sommer Panchagni Tapas (sitzt zwischen 5 Feuern).“ Das sind Formen von physischem Tapas, die nicht wirklich hilfreich sind und dem Körper schaden.

Geistiges Tapas ist stärker als physisches Tapas. Wer Hitze und Kälte erträgt macht physisches Tapas. Er steigert seine Ausdauerfähigkeit; aber er kann vielleicht Beleidigung nicht ertragen. Er ist leicht durch ein schroffes oder unfreundliches Wort erregt. Er rächt sich vielleicht und zahlt mit gleicher Münze heim. Er hat keine Geisteskontrolle. Er hat nur seinen physischen Körper diszipliniert. In jeder Situation des Lebens einen ausgeglichenen Geist zu bewahren, Beleidigung, Verletzung und Verfolgung zu ertragen, immer heiter, zufrieden, friedfertig, in misslichen Umständen fröhlich, in der Gefahr mutig zu sein und Geistesgegenwart und Ausdauer zu besitzen, sind Formen und Erfolg von geistigem Tapas.

Philosophisch gesehen ist Meditation die höchste Form von Tapas. Den wandernden Geist auf Gott bzw. Brahman zu heften, ist großes TapasVichara (Hinterfragen) und Nididhyasana (Versenkung) sind höchstes Tapas.

Dies ist eine Textpassage aus dem Buch:

Swami Sivanandas
Inspiration und Weisheit
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