Sthira – beständig und dauerhaft. Auf eine gewisse Weise kann man sagen, beständig und dauerhaft ist nur Brahman, das Unendliche, das Ewige. Logischerweise, das Ewige ist ewig, aber Brahman ist auch das Absolute, das Bewusstsein. Alles andere ist in Veränderung begriffen. Sthira ist aber auch die relative Beständigkeit. Deshalb sagt Patanjali z.B. im zweiten Kapitel über Asana, also die Stellung: „Sthiram Sukham Asanam. Die Yogastellung, also die Stellung, die Asana, sollte Sthira sein, fest, und Sukha – angenehm.“

Wenn du in einer Asana bist, dann geht es darum, auch Sthira zu sein, fest zu sein, beständig zu sein. Man spricht heute oft vom Yoga-Flow, man geht von einer Asana in die andere über, das ist nicht wirklich Asana. Asana ist Sthira, sie ist fest. Also, eine Stellung sollte gehalten werden. Eine Asana ist dann eine Asana, wenn sie auch gehalten wird, mindestens zehn Atemzüge lang, dann ist eine Asana auch tatsächlich eine Asana. Asana heißt eben Stellung, heißt auch Sitzhaltung, Asana heißt auch Haltung. Wenn du in einer Asana bleibst, Sthira die Asana hältst, bewegungslos, fest, dann wird die Asana besonders wirkungsvoll. Es ist gerade das ruhige Halten, welches hilft, Prana zu aktivieren, Nadis, Energiekanäle, zu reinigen, Chakras zu öffnen und so Energie zu spüren.

Über Sthira, über eine fest gehaltene Asana, erfährst du die Tiefen deines Wesens. Gerade indem du nicht ständig dich bewegt, hörst du auf, Reizreaktionsketten zu folgen. Gerade indem du bewusst einfach in einer Asana verharrst, hörst du auf, ständig dich abzulenken. Indem du Sthira, also Festigkeit in der Asana entwickelst, kommst du zu den subtileren Aspekten deines Wesens. Du kommst mit Emotionen in Kontakt, du kommst mit Unruhe in Kontakt, du kommst mit Wiederständen, Gedanken in Kontakt. Du bleibst weiter Sthira, fest in der Stellung. Schließlich überwindest du all diese Emotionen, du überwindest das Hin und Her, du überwindest Hitze und Kälte, du überwindest Wollen und Nicht-Wollen, Mögen und Nicht-Mögen, Emotionen usw., und du kommst zu dem, was tiefer ist. Patanjali sagt eben, dass eine Asana hilft, von Dvandvas frei zu werden. Dvandvas sind die Gegensatzpaare, Mögen und Nicht-Mögen, Vergnügen und Schmerz, Hitze und Kälte, Unruhe und Ruhe usw. Sthira – halte die Asana Sthira, sei fest darin, und dann wird alles leichter gehen.

Also, Sthira – Sthira hilft dir, dich frei zu machen von Reizreaktionsketten. Aus Sthira kommt auch ein Begriff, den Patanjali im ersten Kapitel verwendet, dort spricht er über Abhyasa, Übung, und dort sagt er, Abhyasa soll sein, ohne Unterbrechung, Nirantaya, sie soll mit aufrichtiger Hingabe sein, das heißt Sakshatkara, und dann über längeren Zeitraum, Dirgha Kala. Und dann wird sie fest begründet, Sthairya. Also Sthira, die Übung sollte fest sein, die Übung sollte beständig sein, nicht einfach runterfallen und wieder aufhören. Es ist wichtig, auch bei einer Praxis Sthira zu sein. Auch wenn du einen Entschluss fasst, mache ihn Sthira, beständig. Die heutigen Aspiranten - und vermutlich die früheren auch – machen einen Vorsatz und schon am nächsten Tag ist er vergessen. Sie versprechen etwas und am nächsten Tag ist es vergessen. Sie nehmen sich vor, an einer bestimmten Charaktereigenschaft zu arbeiten und machen es doch nicht. So kommst du nicht voran. Dein Entschluss sei Sthira, fest und beständig. Deine Asana sei Sthira, fest und beständig. Zusätzlich brauchst du natürlich Flexibilität, Spiritualität ist immer Polarität. Es gilt beides, es gilt, Flexibilität und Festigkeit. Heute der Vortrag ging aber über Sthira, und Sthira heißt fest, beständig, dauerhaft.

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