Skandal im Altersheim

Der Kuchen war alle. Es gab keinen Kuchen mehr. Ich bekam keinen Kuchen mehr. Die Alten hatten mir den Kuchen weggegessen. Das war noch nie passiert. Normalerweise gibt es nach einer kurzen Kuchenpause Nachschub. Diesmal saß ich mit meiner Mutter hungrig am Tisch. Und um mich herum die anderen Alten, die ihren Kuchen in sich hineinstopften. Eine Zwei-Klassen-Gesellschaft. Die einen hatten Kuchen und die anderen nicht. Das erinnerte mich an die französische Revolution. Der Königin Marie Antoinette (1755-1793) wurde erklärt, dass die Armen in Paris nichts mehr zu essen hatten. Sie meinte angeblich: "Wenn sie kein Brot haben, sollen sie doch Kuchen essen." Daraufhin gab es eine Revolution und die Königin wurde umgebracht.

Ich habe keinen umgebracht. Obwohl meine Nerven auf eine harte Probe gestellt wurden. Statt des Kuchens gab es frische Erdbeeren mit Eis und Schlagsahne. Ich bestellte mir eine große Portion. Und dann aß mir meine Mutter fast alle Erdbeeren weg. Erst wollte sie nichts essen, aber dann entwickelte sie überraschend einen großen Appetit auf die Erdbeeren. Was mich freute, da sie so auch mal etwas Gesundes zu sich nahm.

Meine Mutter hat sich von ihrem Demenzschub letzte Woche nicht wirklich erholt. Als ich kam, lag sie im Bett. Aber sie war wach und wollte aufstehen. Was ihr große Schmerzen bereitete, wahrscheinlich weil ihre Gelenke durch das viele Liegen eingerostet waren. Und dann stellte sie fest, dass sie nicht mehr gehen konnte. Sie konnte ihren Rollator nicht mehr benutzen. Ich musste sie in einen Rollstuhl setzen. Trotzdem war ich froh, dass ich sie mit dem Rollstuhl schieben konnte. Ich hatte damit gerechnet, dass sie das Bett nicht mehr verlassen würde.

Nach dem Erdbeeressen schob ich meine Mutter eine Runde durch den Park, damit sie etwas frische Luft bekam. Dann setzten wir uns an unsere neue Stelle im Gang und begannen zu singen. Meine Mutter war seit letzter Woche geistig nur noch halb da. Es dauerte lange, bis sie mit dem Singen in Schwung kam. Viele ihrer früheren Lieder erkannte sie nicht mehr. Aber bei "Im Frühtau zu Berge" wachte sie auf. Dann kam "Mein Vater war ein Wandersmann" mit der schönen Endstrophe: "und werde bis ans kühle Grab ein froher Wandrer sein."

Nach und nach setzten sich angelockt durch das Harmonium immer mehr Senioren zu uns. Zum Schluß waren wir eine fröhliche Runde. Einen alten Mann begeisterte ich mit Seemannsliedern und die alten Frauen mit der Vogelhochzeit. Viele Alte kamen vorbei, hörten zu, tanzten etwas oder sangen mit. Dann zogen sie mit ihren Rollatoren weiter durch den Rundgang.

Nach dem Singen saßen wir noch etwas zusammen. Dabei kam die Diskussion auf das Leben nach dem Tod. Zwei der Seniorinnen waren evangelische Christen. Sie waren völlig sicher, dass es Gott gibt. Gleichzeitig hielten sie die Geschichte vom Paradies für ein Märchen. Ihnen war unklar, wie es nach dem Tod weitergeht. Sie wollten sich überraschen lassen. Über das Paradies wird in der evangelischen Kirche offenbar kaum gesprochen. Dabei ist das Paradies doch der große Trost für die alten Menschen, die hier im Altersheim mehr oder weniger vor sich hinleiden.

Ich glaube an ein Leben nach dem Tod. Dafür sprechen die Nahtodforschung und die Berichte der Hellsichtigen. Das Paradies ist allerdings kein materieller Ort im Himmel, sondern ein Energiebereich. Ein Mensch kann mit seiner Seele (seinem Bewusstsein) nach dem Tod in glückliche Energiebereiche im Jenseits aufsteigen.

Dafür ist es hilfreich, das Paradiesbewusstsein schon im Erdenleben zu pflegen. Wenn wir es üben positiv zu denken und unsere Welt als Paradies zu erkennen, entsteht inneres Glück. Wenn wir das Paradies im Jenseits visualisieren, aktiviert das unsere Kundalini Energie. Wenn wir auf das Paradies meditieren, werden wir immer glücklicher.

Meine Mutter ist Atheistin. Sie glaubt nicht an Gott und an das Paradies. Deshalb muss ich mit ihr einen anderen Weg gehen. Erleuchtung entsteht auch durch den Weg der inneren Reinigung. In der Bibel steht: "Selig sind die im Herzen Reinen (die innerlich Gereinigten). Sie werden Gott (das Licht, das Paradies) schauen." Für meine Mutter ist das regelmäßige spirituelle Singen die Fahrkarte in ein glückliches Leben nach dem Tod. Ich reinige sie durch das Singen so weit wie möglich. Und den Rest besorgen dann die erleuchteten Meister. Meine Mutter hat lange Zeit zu ihrem Meister gebetet. Jetzt hat sie das vergessen, aber ich werde bei ihrem Tod für sie beten. Ich hoffe aber, dass sie noch einige Zeit auf der Erde bleibt, obwohl jetzt schon ein beständiger körperlicher und geistiger Abbau zu sehen ist.

https://www.youtube.com/watch?v=YyMDA_D5LRM

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Kommentare

  • Genau. Probiere es.

  • Wer lebendig wird - bekommt Hunger !
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