Selbstdisziplin auf dem spirituellen Weg

Tischlein deck dich
 
Es war einmal ein alter Schneider, der hatte drei Söhne und eine Ziege. Der Schneider war sehr arm. Alle drei ernährten sich hauptsächlich von der Milch der Ziege. Als die Söhne groß wurden, war das für die Familie zu wenig. Der Vater schickte deshalb seine drei Söhne in die Welt hinaus, damit sie etwas lernen und sich selbst ernähren konnten.
 
Der erste Sohn fand in der Stadt einen Tischler und erlernte von ihm das Tischlerhandwerk. Als seine Lehrzeit nach drei Jahren zu Ende ging, gab ihm sein Meister als Lohn einen alten Tisch. „Was soll ich mit diesem alten Tisch,“ fragte der erste Sohn. Der Meister erklärte: „Das ist ein Zaubertisch. Wenn du das Mantra „Tischlein deck dich“ rufst, dann füllt sich der Tisch mit den schönsten Speisen. Du wirst in deinem Leben nie mehr hungern müssen.“
 
Damit war der erste Sohn zufrieden und wanderte mit dem Tisch zurück zu seinem Vater. Unterwegs machte er in einem Wirtshaus Rast. Der Wirt fragte ihn, was er zu essen wünsche. Aber der Tischlergeselle wollte nur ein Bett für die Nacht. Er behauptete vor dem erstaunten Wirt, dass er einen Zaubertisch besitzt. Er lud alle Gäste zu einem Essen ein, rief „Tischlein deck dich“ und auf dem Tisch waren die köstlichsten Speisen. Die Gäste waren begeistert und es begann ein großes Festgelage.
 
Der Wirt jedoch war neidisch auf den Zaubertisch. In der Nacht schlich er sich in das Zimmer des Tischlergesellen und tauschte den Tisch gegen einen anderen Tisch aus. Als der erste Sohn dann zu seinem Vater zurück kam und den Tisch vorführen wollte, gab es eine große Enttäuschung. Auf dem Tisch erschien kein Essen, obwohl der Sohn mehrmals voller Verzweiflung „Tischlein deck dich“ rief. Der Vater hatte es ohnehin für ein Märchen gehalten und die Mutter war froh ihren Sohn wieder zu haben.
 
Dem zweiten Sohn erging es nicht viel besser. Er ging zu einem Müller in die Lehre. Nach drei Jahren gab ihm der Müller als Lohn einen Goldesel: „Wenn man das Mantra „Bricklebrit“ spricht, dann scheißt der Esel Gold. Du wirst immer viel Geld in deinem Leben haben. Du wirst dein ganzes Leben reich sein.“ Da freute sich der zweite Sohn und machte sich schnell auf dem Weg zurück zu seinem Vater. Es war jetzt doch etwas Großes aus ihm geworden. Seine Eltern würden stolz auf ihn sein,
 
Leider kehrte auch er unterwegs bei dem bösen Wirt ein. Er bestellte sich etwas zu Essen. Als er bezahlen sollte, da ging er zu seinem Esel in den Stall und füllte sich die Taschen voller Gold. Der Wirt aber war ihn nachgeschlichen und hatte ihn beobachtet und sein geheimes Mantra gehört. In der Nacht tauschte der Wirt den Goldesel gegen einen anderen Esel aus. Und als der zweite Sohn zu seinen Eltern heimkehrte, da war die Enttäuschung groß. Dem Sohn wurde klar, dass er von dem Wirt betrogen worden ist. Er dachte zu sich, dass er wohl zu dumm sei seinen Reichtum zu bewahren.
 
Der dritte Sohn ging zu einem Drechsler in die Lehre. Zum Abschluss der Lehrzeit drechselte ihm sein Meister einen Zauberstock. Er steckte den Stock in einen Sack und sprach zu seinem Gesellen: „Wenn du „Küppel aus dem Sack“ rufst, dann kommt der Stock aus dem Sack und verprügelt jeden Menschen, der dir etwas Böses will. Du brauchst nie mehr Angst vor anderen Menschen zu haben. Durch den Knüppel bist du jetzt der stärkste Mensch auf der ganzen Welt.“ Da war der dritte Sohn sehr froh, denn er war etwas schwächlich von Statur.
 
Er wanderte direkt zu seinen Eltern und hörte dort die Geschichten seiner beiden Brüder. Er glaubte ihnen und meinte: „Euch kann geholfen werden.“ Alle drei machten sich auf den Weg zu dem bösen Wirt und stellten ihn zur Rede. Die beiden Brüder verlangten den Zaubertisch und den Goldesel zurück. Aber der Wirt leugnete, dass etwas Derartiges zu besitzen. Da rief der dritte Sohn „Knüppel aus dem Sack“. Der Stock verprügelte den bösen Wirt so lange, bis dieser unter Tränen seine Missetaten gestand. Er gab ihnen den Zaubertisch und den Goldesel zurück.
 
Jetzt luden die drei Söhne alle Menschen aus dem ganzen Dorf ein und feierten ein großes Fest. Die drei Söhne suchten sich eine zu ihnen passende Frau. Der erste Sohn mit dem Zaubertisch liebte das schöne Essen. Also nahm er sich eine Frau, die zwar etwas rundlich war, dafür aber gerne aß. Der zweite Sohn suchte sich eine Frau, die klug war und gut mit Geld umgehen konnte. So konnte er seinen Reichtum bewahren. Der dritte Sohn heiratete die Dorfschönheit. Er war jetzt stark genug sie zu beschützen und alle Nebenbuhler fern zu halten.
 
Die drei Söhne veranstalten ein zweites großes Fest, heirateten ihre Frauen und alle waren glücklich bis an ihr Lebensende. Gemeinsam schafften sie es ihr Glück dauerhaft zu bewahren.
 
Dieses Märchen ist eines der bekanntesten Märchen der Gebrüder Grimm. Es gibt es auch in einer aktuellen Verfilmung in der ARD-Mediathek. Für einen spirituellen Menschen ist die tiefere Bedeutung leicht zu erkennen. Der Zaubertisch symbolisiert das Wurzelchakra. Wenn man sich gut erdet und das richtige Mantra spricht, dann öffnet sich das Wurzelchakra. Die Kundalini-Energie steigt im Körper zum Kopf hoch und der ganze Mensch ist mit Glück, Frieden und Liebe gefüllt. Er braucht nie mehr hungrig nach Glück zu sein. Durch sein Mantra kann er jederzeit ausreichend Glück in sich selbst erzeugen.
 
Den Goldesel kann man als einen goldenen Buddha interpretieren, der in sich selbst Glück hat und sein Glück an seine Mitmenschen weitergeben kann. Er kann seinen inneren Reichtum mit allen teilen. Er hat das Licht in sich und kann alle Menschen um ihn herum auch mit Licht füllen. In seiner Gegenwart sind alle Menschen glücklich. In seiner Gegenwart wachsen alle Menschen auch ins Licht.
 
Der Zauberstock ist am Wichtigsten. Durch negative Energien kann ein spiritueller Mensch leicht sein inneres Glück verlieren. Es nützt ihm nichts einen Zaubertisch zu haben und ein Goldesel zu sein. Wenn man sich nicht gut gegen negative Energien abgrenzen und nicht gut für sich sorgen kann, dann werden die weltlichen Energien ihm und seinen Freunden das ganze innere Glück rauben.
 
Auf dem spirituellen Weg ist Selbstdisziplin die wichtigste Eigenschaften. Man muss mit Kraft und Ausdauer seinen spirituellen Weg gehen. Dann wird eines Tages die Glücksenergie in einem zu fließen beginnen. Man wird in das Erleuchtungsbewusstsein eintreten. Und jetzt kommt die zweite große Schwierigkeit. Man muss es lernen das Erleuchtungsbewusstsein zu bewahren. Viele Yogis konnten nach langen Jahren in der Abgeschiedenheit ihr Erleuchtungsbewusstsein entwickeln. Kaum kamen sie in die Welt zurück, verloren sie sofort ihre Erleuchtung und ihr inneres Glück. In meinen Yogagruppen konnte ich viele Menschen durch die Yogastunde ins Glück bringen. Kaum waren sie zuhause, verschwand ihr Glück wieder. Ein falscher Gedanke und das innere Glück ist weg. Nur wenige Menschen sind der Lage ihr inneres Glück in einer weltlichen Umgebung zu bewahren.
 
Man braucht auf dem spirituellen Weg Selbstdisziplin am Anfang, in der Mitte und am Ende. Erst wenn man ein vollständig erwachter Buddha ist, wenn die mystische Hochzeit vollzogen ist, dann bewahrt sich die Erleuchtung spontan selbst. Man kann sie in der Tiefe nicht wieder verlieren. Alle Worte werden zu einem Mantra, alle Handlungen zu einer Yogaübung und das Leben zu einem Fließen im erleuchteten Sein. Bis dahin brauchen wir innere Kraft, um auf unserem spirituellen Weg zu siegen. Wir müssen es lernen, immer wieder den Knüppel aus dem Sack zu holen, auf unsere Gedanken zu achten, ein Mantra zu denken und mit Selbstdisziplin unseren spirituellen Weg zu gehen,https://mystiker2.wordpress.com/2021/10/12/das-spirituelle-marchenbuch-die-schonsten-marchen-und-ihre-bedeutung/
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