Segnung im Altersheim

Gestern war ich wieder bei meiner dementen Mutter im Altersheim. Sie saß am Tisch in ihrem Zimmer und löffelte eine Quarkspeise. Ich berührte sie zärtlich an der Schulter und begrüßte sie. Sie lächelte mich an. Inzwischen fühlt sich alles so selbstverständlich an. Meine Mutter lebt im Altenheim und ich besuche sie regelmäßig. Ich habe mich sogar schon an das Leid im Altersheim und auch an die Demenz meiner Mutter gewöhnt. Sie begreift nicht mehr wirklich was geschieht. Plötzlich bin ich da. Plötzlich bin ich weg. Alles ist gut so wie es ist.

Ich schob sie in ihrem Rollstuhl ins Altersheimcafe und bestellte mir meinen obligatorischen Kuchen. Meiner Mutter hatte ich Rohkost mitgebracht, damit auch mal etwas Gesundes zu essen bekommt. Leckere Apfelsinenstückchen und kleine Apfelstücke aus dem eigenen Garten. Frau Trotzki kam aufgeregt mit ihrem Rollator angerannt. Sie hatte mich entdeckt. "Du bist doch Nils, der berühmte Schriftsteller. Ich lese jeden Tag in deinem Buch. Weißt du noch wie ich heiße?" Natürlich kannte ich noch ihren Namen: "Inge Marie". Sie lächelte glücklich.

Ich berichtete ihr von meinem Darshan bei meiner erleuchteten Meisterin. Es fiel ihr schwer meine spirituelle Welt zu begreifen. Mutter Meera ist ein Avatar, nach der Vorstellung des Yoga eine göttliche Person mit der Fähigkeit der Allgegenwart. Da Frau Trotzki eine Christin ist, erklärte ich es ihr christlich. "Stelle dir vor Jesus kommt nach Hamburg. Du gehst hin und er segnet dich. Er berührt dich und blickt dir in die Augen. Du bist sein Kind. Er wird dich retten und ins Paradies bringen. Du brauchst nur jeden Tag zu beten."

Und dann fiel mir der Satz aus der Bibel ein: "Wo drei in meinem Namen versammelt sind, bin ich mitten unter ihnen." Also war Mutter Meera spirituell auch unter uns. Sie war im Cafe zwischen Frau Trotzki, meiner Mutter und mir energetisch anwesend. Ihr Segen ging auf uns drei über. Eine schöne Vorstellung. Ich telefonierte mit meiner Schwester, berichtete ihr von meinem Darshan bei Mutter Meera und der Segen ging auch auf sie über.

Und natürlich musste auch mein Fan-Club aus alten Frauen gesegnet werden. Ich schnappte mir meine Ukulele, schob meine Mutter zu unserem Singplatz, Frau Trotzki kam hinterher und ich begann auf der Ukulele zu spielen und laut zu singen. In kurzer Zeit versammelten sich meine alten Freundinnen um mich herum. Wir schmetterten "Mein Hut der hat drei Ecken" und "Froh zu sein bedarf es wenig". Ob der Segen auch bei diesen Liedern auf die Seniorinnen überging? Vorsichtshalber sang ich auch noch "Gottes Liebe ist so wunderbar. Gottes Hilfe ist so wunderbar. Gottes Gnade ist so wunderbar."

Etwas Segen konnten die alten Frauen gut gebrauchen. Sie litten alle am Leben, am Alter, an vielen Krankheiten und an mangelnder Glücksenergie. Sie konnten gut etwas inneres Glück gebrauchen. Das erzeugte ich jede Woche mit meinen Liedern. Inzwischen lieben sie auch meine Ukulele. Sie klimpert fröhlich vor sich hin und macht sie mit ihren einfachen Melodien glücklich. Und ich merke, wie sich die alten Frauen energetisch mit mir verbinden. Noch einen Tag nach dem Singen spüre ich ihre Energie in meiner Aura. Sie zehren von mir. Ich muss mich durch einen Spaziergang in der freien Natur immer wieder mit Energie aufladen. Und ich hoffe natürlich, dass auch Mutter Meera meine alten Freundinnen sieht und ihnen hilft. Insbesondere beim Tod, der bei allen Frauen vor der Tür steht und nicht mehr lange auf sich warten läßt. Nutzen wir noch schnell die restlichen Erdentage für etwas Glück und etwas Spiritualität. Und steigen dann alle frohgemut ins Paradies auf.

Ich radelte zufrieden wieder nach Haus. Dort hatte sich meine Welt inzwischen in ein Paradies verwandelt. Nach einem Tag voller Sonne ist der Frühling im kalten Norden eingekehrt und hat die Natur in ein Blütenmeer wandelt. An den Wegen wachsen kleine weiße Buschwindröschen. Gelbe Osterglocken stehen vor meinem Haus. Überall blühen wildwachsende Primeln. Und vor allem die vielen Obstbäume in meinem Garten verzaubern meine Welt in ein Blumenland. Möge der Geist des Frühlings mit euch sein.

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