Sadachara gehört zu den Eigenschaften oder den Fähigkeiten, die ein spiritueller Aspirant entwickeln sollte. Achara heißt Verhalten, Sadachara heißt gutes Verhalten. Sadachara kommt von zwei Wurzeln: Du könntest es ableiten von Sat, und Sat heißt Wahrheit, Sat heißt die ewige Wahrheit. Sadachara ist das Verhalten, das ausgerichtet ist, die ewige Wahrheit zu erfahren. Sadachara ist auch das Verhalten, das aus der Einheit entspringt. Sadachara heißt, du weißt, hinter allem gibt es die eine kosmische Wirklichkeit, deshalb willst du gütig und freundlich zu allen sein, denn sie sind alle Teil dieser einen unendlichen Wirklichkeit. Sadachara heißt, du willst diese höchste Wirklichkeit erfahren, und deshalb verhältst du dich so, dass du die höchste Wirklichkeit erfahren kannst.

Wie kannst du die höchste Wirklichkeit erfahren? Indem du Ahimsa übst, Nicht-Verletzen, indem du Maitri Bhavana übst, Freundlichkeit, Mitgefühl, indem du Satya übst, Wahrhaftigkeit, Asteya, Nicht-Stehlen, indem du Aparigraha übst, nicht gierig sein, nicht bestechlich sein und andere nicht bestechen, indem du spirituelle Praktiken übst.

Sadachara kommt aber auch von Sada und Sada heißt ewig. Sadachara ist das Verhalten, das, wenn du es dauerhaft übst, auch ok ist. Es gibt ja verschiedene Grundethiken. Z.B. gibt es die goldene Regel: „Was du nicht willst, das man dir tut, das füge auch keinem anderen zu.“ Was heißt, wenn du überlegst, „wie würde ich gerne behandelt werden“, dann kannst du das als Grundlage nehmen, wie du andere behandelst. Wenn du manchmal überlegst: „Was kann ich denn jetzt tun im Umgang mit diesem Menschen?“ Dann kannst du überlegen: „Angenommen, ich wäre dieser Mensch, was wäre jetzt gut?“ Nicht nur, „was würde ich in diesem Moment als dieser Mensch gerne haben“, sondern, „was wäre für mich gut, wenn ich dieser Mensch wäre“. Und indem du immer, Sada, davon ausgehst, kannst du dann ein gutes Kriterium finden für Ethik. Natürlich, eine weitere Grundregel der Ethik sind eben die fünf Yamas und sind auch die zehn Gebote.

Noch eine weitere Grundlage für Sadachara, für rechtes Verhalten, ist der kategorische Imperativ von Immanuel Kant. Immanuel Kant hat gesagt: „Handle stets so, dass die Maxime deines Handelns zur Grundlage einer allgemeinen Gesetzgebung werden kann.“ Was heißt das? Vereinfacht, im Volksmund, heißt das, wenn jeder das tun würde. Es heißt, verhalte dich so, dass die Maxime deines Handelns, also die Motive und die Grundlage, so sind, dass, wenn alle von dieser Maxime aus handeln würden, dass das auch gut wäre. Also ist natürlich klar, angenommen, jeder würde einfach die Geschwindigkeit übertreten wollen auf einer Autobahn, logischerweise, das geht nicht, das würde dann zu Unfällen führen. Oder angenommen, alle würden lügen, das würde auch zum Chaos führen, eine Gesellschaft könnte so nicht sein.

Deshalb, Sadachara, ewige Grundlagen von Verhalten, muss sein, wenn alle Menschen auf dieser Grundlage sich verhalten, dass es dann gut ist. Und wenn du das selbst dir persönlich zur ethischen Grundlage machst, dann ist das etwas Gutes, selbst wenn andere sich nicht so daran halten. Du selbst bekommst durch Sadachara eine tiefe Befriedigung, du ruhst in Sat, der Wahrheit, du spürst immer mehr die Wahrheit, und da die Wahrheit auch Chid und Ananda ist, steigt deine Bewusstheit, steigt deine Freude. Gierige Menschen mögen vorübergehend mehr haben, aber glücklicher ist derjenige, der Sadachara übt, rechtes Verhalten, ethisches Verhalten, Verhalten, das an der Wahrheit und der Einheit ausgerichtet ist.

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