Rumpelstilzchen (Mantra-Yoga)

Es war einmal ein Müller, der war ein großer Angeber. Er behauptete sogar, dass seine Tochter Stroh zu Gold spinnen kann. Das hörte der raffgierige König. Er befahl die Müllerstochter zu sich, sperrte sie in eine Kammer mit Stroh und befahl ihr: „Spinne bis morgen alles Stroh zu Gold. Sonst musst du sterben.“ Die arme Müllerstochter schrie: „Das kann ich nicht. Kein Mensch kann Stroh zu Gold spinnen.“ Aber der König achtete das Leben seiner Untertanen nicht. Wenn er einen Wunsch hatte, musste dieser Wunsch erfüllt werden. Ansonsten musste jemand dafür büßen. Und das war in diesem Fall die Müllerstochter. Sie sollte für die Angeberei ihres Vaters mit dem Leben bezahlen.

Verzweifelt saß die Müllerstochter vor dem Spinnrad. Um sie herum lag das Stroh. Aber wie sollte sie daraus Gold machen? Sie war zwar schön, aber keine Zauberin. Sie begann große Tränen um die Vergänglichkeit ihres jungen Lebens zu weinen. Da stand plötzlich ein kleines Männchen vor ihr. Das Männchen war sehr klein und mickrig, mit dünnen kurzen Beinchen, einem dicken Bäuchlein und einem langen grauen Bart. Und es behauptete: „Schöne Müllerstochter, sei nicht traurig. Ich kann dir helfen.“ Das mickrige Männchen hatte ein Herz voller Mitgefühl. Und es beherrschte die hohe Kunst der Alchemie aus Eisen Gold zu machen. Und wenn es aus Eisen Gold machen konnte, dann konnte es noch viel leichter aus Stroh Gold spinnen. Letztlich konnte es alles in Gold verwandeln, wenn es nur wollte.

Ganz umsonst wollte das mickrige Männchen die Arbeit aber nicht tun: „Gib mir deine Halskette dafür.“ Die Kette gab die Müllerstochter gerne her, wenn sie dafür ihr Leben behalten konnte. Das Männchen setzte sich an das Spinnrad und in kurzer Zeit war alles Stroh zu Gold gesponnen. Dann verschwand das Männchen auf eine so geheimnisvolle Weise wie es gekommen war. Es löste sich einfach in Luft auf.

Als am Morgen der geldgierige König kam, war er sehr erfreut. Aber er dachte sofort: „Ich muss noch mehr Gold haben.“ Er sperrte die Müllerstochter in eine größere Kammer mit mehr Stroh. Die Müllertochter wartete voller Anspannung auf die Nacht und hoffte, dass ihr das mickrige Männchen wieder helfen würde. Und tatsächlich, als die Kirchturmuhr um Mitternacht zwölfmal schlug, da erschien ihr wieder das kleine dicke Männchen mit dem langen Bart. Diesmal verlangte das Männchen den Ring der Müllerstochter. Und wieder spann es ruck zuck alles Stroh zu Gold.

Der König war begeistert. Es wollte jetzt nicht nur das Gold, sondern auch die schöne Müllerstochter haben. Dann wäre sein Leben komplett. Vorher wollte er aber als Mitgift noch eine weitere Kammer voller Gold. Er befahl der schönen Müllerstochter: „Spinne noch eine Nacht ganz viel Stroh zu Gold. Dann werde ich dich heiraten.“

Die Müllerstochter wartete wieder auf das mickrige Männchen. Es erschien pünktlich um Mitternacht. Aber es verlangte wieder eine Gegenleistung. Und da die Müllerstochter nichts Wertvolles mehr bei sich hatte, sprach das Männchen: „Wenn du den König heiratest, wirst du viele Kinder bekommen. Gib mir dein erstes Kind. Dann rette ich dich.“ Was sollte die Müllertochter tun? Sie hatte keine Wahl. Und so willigte sie in den Vertrag ein. Es war ein Vertrag mit dem Teufel, denn das Männchen war mit dem Teufel im Bunde. Es hatte seine magischen Fähigkeiten vom Teufel erhalten.

Der König hielt sein Versprechen. Als er am Morgen die Kammer voller Gold sah, heiratete er die schöne Müllerstochter. Sie war zwar nicht adlig, dafür konnte sie aber Stroh zu Gold machen. Es wurde eine große Hochzeit gefeiert. Und nach neun Monaten bekam die Müllerstochter ihr erstes Kind, den kleinen Thronfolger. Der König war außer sich vor Glück. Sein hartes Herz öffnete sich. Die Müllertochter war jetzt auch froh, dass sie den König geheiratet hatte.

Doch das Glück der kleinen Familie dauerte nicht lange. Eines Nachts erschien das mickrige Männchen vor der Müllertochter, die gerade ihr Kind in die Wiege gelegt hatte, und sprach: „Wir haben einen Vertrag geschlossen, den du nicht brechen kannst. Gib mir jetzt dein Kind.“ Da weinte die junge Königin und bat: „Bitte zerstöre nicht mein jetziges Glück. Lass mir das Kind. Ich gebe dir alles dafür, was ich sonst habe.“ Das Männchen wollte nur das Kind. Die Tränen der jungen Königin hatten aber sein Herz berührt. Deshalb antwortete das Männchen: „Wenn du meinen Namen errätst, dann darfst du dein Kind behalten. Dafür gebe ich dir drei Tage Zeit.“

Die Königin ließ alle Namen in ihrem Reich sammeln. Als das Männchen am Ende des ersten Tages erschien, nannte sie ihm alle gängigen Namen. Am Ende des zweiten Tages las sie von ihrer großen Namensliste auch alle absonderlichen Namen vor. Aber der richtige Name war nicht dabei. Jetzt hatte sie noch eine Nacht und einen Tag, um das Schicksal zu wenden. In ihrer Not erzählte sie alles ihrem Mann. Der war genauso schockiert wie sie. Er schlug vor, dass sie beide gemeinsam den Namen suchen und dabei ihrer inneren Stimme folge sollten.

Die innere Stimme führte sie in einen großen Wald. In der Mitte des Waldes befand sich ein Berg. Der Mond leuchtete von der Spitze des Berges herab. Und da erblickten sie am Fuße des Berges eine kleine Hütte. Und vor der Hütte tanzte das mickrige Männchen um ein Holzfeuer und sang: „Heute back ich. Morgen brau ich. Und dann hole ich der Königin ihr Kind. Ach wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß.“

Der Königin und dem König fiel ein Stein vom Herzen. Sie hatten die Lösung des Rätsels gefunden. Als das Männchen am Ende des dritten Tages erschien und nach seinem Namen fragte, riet die junge Königin: „Heißt du vielleicht Hinz?“ „Nein,“ schrie das Männchen. „Heißt du vielleicht Kunz?“ „Auch nicht,“ rief das Männchen. Es war sicher, dass es jetzt das Kind der Königin mit zu sich in den Wald nehmen dürfte. Ein drittes Mal fragte die Königin: „Heißt du vielleicht Rumpelstilzchen?“ Entsetzt kreischte das Männchen: „Das hat euch der Teufel gesagt. Das hat euch der Teufel gesagt!“ Es stampfte voller Wut mit den Füßen auf den Boden, dass es dabei zur Hälfte im Erdboden versank. Dann packte es seinen linken Fuß mit beiden Händen und riß sich selbst entzwei.

Es gab einen großen Knall. Und plötzlich stand ein weiser alter Mann vor dem Königspaar. Er erklärte: „Der Teufel hat mich in ein cholerisches kleines Männchen verwandelt. Aber ihr habt mich erlöst, weil ihr meinen Namen gesprochen habt.“ Der weise alte Mann sah zwar noch genauso aus wie das mickrige kleine Männchen. Aber es war innerlich verwandelt. Es hatte seinen Zorn, seinen Stolz und sein Ego überwunden. Es hatte sich selbst innerlich zu Gold verwandelt.

Das kleine Männchen ging zurück in seine Hütte im Wald und spann dort weiterhin Stroh zu Gold. Und alle Menschen, des es besuchten, bekam von ihm etwas Gold als Geschenk. Und wer länger bei ihm blieb, dem zeigte es auch das Geheimnis, wie man Stroh zu Gold macht.

Dieses Märchen handelt vom Weg des Mantra-Yoga. Wer das richtige Mantra findet, der kann damit seine inneren Verspannungen und Energieblockaden auflösen und die Glücksenergie in sich zum Fließen bringen. Jeder kann sein inneres Stroh zu Gold machen. Es kommt nur auf die richtige Technik, ein gutes inneres Gespür und genügend Ausdauer an. Manchmal helfen Worte wie Liebe, Frieden, Kraft oder Wahrheit. Manchmal bewirken Sätze die große Umwandlung wie „Ich nehme die Dinge so an, wie sie sind“ „Ich füge mich in den Willen des Lebens ein“ „Ich sehe mich als Teil der Natur“ „Ich hafte an nichts an“ oder „Ich verbinde mich mit dem Licht“. Aber manchmal muss man auch mit einem drastischen Wort sein Ego zerschlagen, alle falschen Gedanken stoppen und immer wieder sein Mantra wiederholen.

Der sicherste Weg ist es sich geistig mit einem spirituellen Vorbild zu verbinden und dessen Namen zu denken. Oder sich auf das spirituelle Ziel zu konzentrieren, sich in seinem Zielzustand zu visualisieren und konsequent aus seiner positiven Vision zu leben. Der Dalai Lama hat erklärt: „Wer auf Buddha meditiert, wird ein Buddha.“ Man könnte es auch so formulieren: „Wer konsequent seiner inneren Weisheit folgt, der verwirklicht sein höheres Selbst.“

https://mystiker2.wordpress.com/2021/10/12/das-spirituelle-marchenbuch-die-schonsten-marchen-und-ihre-bedeutung/

E-Mail an mich, wenn Personen einen Kommentar hinterlassen –

Sie müssen Mitglied von Yoga Vidya Community - Forum für Yoga, Meditation und Ayurveda sein, um Kommentare hinzuzufügen.

Bei Yoga Vidya Community - Forum für Yoga, Meditation und Ayurveda dabei sein