Ramcharitmanas, auch manchmal als Ramacharitamanas bezeichnet, ist eine moderne Fassung der Ramayana, modern heißt, im 18. Jahrhundert. Der große Rama-Verehrer und Hanuman-Verehrer Tulsidas, auch Tulasidas genannt oder auch Tulsi genannt, hat die Ramayana neu erzählt. Die Ramayana von Valmiki, das gilt als die älteste Ramayana, wurde neu erzählt, um Menschen noch mehr Hingabe zu geben. Es gibt auch einige Diskrepanzen in Ramcharitmanas, z.B. bleiben Sita und Rama zusammen und die gemeinsame Regierungszeit dauert lange und ist voller Glück.

Währenddessen, bei Valmiki trennen sich Rama und Sita gegen Ende der Geschichte und Sita, als sie schwanger ist, um Ruhe zu haben, geht in den Ashram von Valmiki. Dort bringt sie die Kinder zur Welt und zieht sie groß und anschließend löst sie sich auf und verschwindet in die Erde als Rama wiederkommt. Eine etwas dramatische und tragische Geschichte bei Valmiki. Und bei Tulsi findet man ein etwas schöneres Happy End, ein dauerhaftes Happy End. Rama und Sita sind dauerhaft zusammen.

Und so finden wir eine Menge von weiteren kleinen Unterschieden. Gerade die Ramcharitmanas ist noch mehr für Bhakti geeignet. Rama wird verehrt, Rama wird über alle Maßen gepriesen. In der Ramcharitmanas, dort wird es klar, Rama ist Inkarnation Gottes, und Hanuman weiß es, der Leser weiß es oder der Zuhörer weiß es, Rama verhält sich so. Währenddessen, in Valmikis Ramayana, dort verhält sich Rama zwar wie ein Mensch, der ethisch rein ist und sich bemüht, so vollkommen wie möglich zu handeln, aber er geht durch alle möglichen Emotionen und Schwierigkeiten. Auf eine gewisse Weise, heutzutage fällt es leichter, dieses Bhakti, diese Hingabe zu Rama zu haben, wenn man Ramacharitmanas liest.

Ich habe mal jemanden gefragt: „Was ist denn jetzt eigentlich die korrekte Darstellung, ist es die Ramcharitmanas oder ist es die Ramayana?“ Und dann wurde mir gesagt, beides ist richtig. „Aber das geht doch nicht beides.“ Dann hat er gesagt: „Ja, es ist trotzdem beides richtig, denn letztlich die Welt ist vieldimensional. Rama verhält sich zum einen wie in Valmikis Ramayana, Rama verhält sich auch wie in Tulsidas Ramcharitmanas.“

In verschiedenen Dimensionen der Welt gibt es den gleichen Rama, der sich unterschiedlich verhält. Und letztlich geht es ja darum, Rama heißt Freude, Rama heißt Hingabe, Rama heißt Liebe, derjenige, der sich freut. Rama heißt ethische Vollkommenheit, Ramas Leben heißt, wie manifestiert man ethische Vollkommenheit auf dieser Welt. Und da gibt es durchaus etwas unterschiedliche Normen in unterschiedlichen Zeitperioden. Die Grundsätze sind überall gleich, aber wie Ethik gelebt wird, das ist in jedem Zeitalter etwas unterschiedlich. Und so ist es gut, dass auch die Lebensgeschichte über Grundlagen der Ethik öfters mal neu erzählt wird, denn in unterschiedlichen Zeitaltern werden die gleichen ethischen Prinzipien unterschiedlich gelebt.

Also, Ramcharitmanas – oder auch Ramacharitmanas – ist die Lebensgeschichte von Rama, eine Fassung der Ramayana, geschrieben von Tulsidas. Sehr empfehlenswert, diese Fassung zu lesen, sich im Herzen von der Liebe zu Rama inspirieren zu lassen und auch von der Kraft der Mantras, die auch im Ramcharitmanas enthalten sind, inspirieren zu lassen.

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