Ramanuja war ein großer südindischer Heiliger und Weiser, der um 1017 bis 1137 gelebt haben soll, also, er soll insgesamt 120 Jahre alt geworden sein.

Ramanuja – der Name würde nahelegen, dass er ein Verehrer von Rama war, aber er war ein Krishna-Verehrer. Er war auch ein Rama-Verehrer, er war auch ein Vishnu-Verehrer, aber insbesondere war er ein Verehrer von Krishna. Ramanuja gilt als ein Acharya. Acharya heißt, ein großer Lehrer. Acharya hat verschiedene Bedeutungen. Acharya ist allgemein ein Lehrer, aber es gibt auch die großen Acharyas, die eine eigene philosophische Richtung begründeten. Und so begründete auch Ramanuja eine eigene philosophische Richtung, in der er Bhakti in Verbindung bringen wollte mit Vedanta. Wenn du darüber etwas mehr wissen willst, dann gehe einfach auf unser Wiki, www.yoga-vidya.de, gib dort ein, „Ramanuja“ und dort findest du die Lebensbeschreibung von Ramanuja und auch die Lehren von Ramanuja. Hier will ich nur eine kleine Geschichte erzählen, wie Ramanuja das MantraOm Namo Narayanaya“ in die Welt gebracht hat. Das ist so eine der vielen Legenden, die von Ramanuja beschrieben wurden.

Ramanuja ging in die Lehre zu einem großen Guru, einem großen Meister. Und zusammen mit anderen lebte er mit dem Meister im Gurukula zusammen. Gurukula heißt wörtlich „Familie des Gurus“, als Gurukula wird bezeichnet, wenn Jugendliche oder Kinder zum Lehrer gehen, normalerweise zwölf Jahre beim Lehrer verbringen, dort im Haushalt des Lehrers mit helfen und dann spirituelle Lehre bekommen, wie auch den weltlichen Beruf lernen. Der Meister war nach diesen zwölf Jahren mit seinen Schülern sehr zufrieden und entließ sie in ihr Erwachsenenalter, in ihren Ashrama, ihr nächstes Lebensalter. Und er sagte: „Weil ihr so großartige Schüler wart, gebe ich euch zum Abschluss ein großes Mantra. Das Mantra müsst ihr aber geheim halten. Es ist ein Mantra, das euch hilft, Freude zu bekommen, neue Energie zu bekommen, es hilft euch, Kraft zu bekommen, das Richtige zu tun in diesem Leben, und es hilft auch, in den Himmel zu kommen nach diesem Leben, es hilft euch, die höchste Verwirklichung zu erreichen. Und es hilft jedem Menschen, das zu erreichen, aber ihr müsst mir versprechen, niemandem das Mantra weiterzugeben. Und wenn ihr es an Leute weitergebt, dann kommt ihr in die Hölle.“

Ramanuja erhielt so das Mantra „Om Namo Narayanaya“ und lernte das Mantra und dann ging er wieder zurück nach Hause. Auf dem Weg zurück in das Heimatdorf überlegte er: „Das ist das große Mantra.“ Und er wiederholte es und spürte auch die tiefe Kraft und dachte: „Eigentlich sollte man das Mantra jedem geben. Warum soll ich es geheim halten? Aber mein Guru hat gesagt, wenn ich das Mantra weitergebe, dann komme ich in die Hölle.“ Und so überlegte er und dachte schließlich: „Dann gehe ich halt in die Hölle. Ich gebe das Mantra weiter, die anderen mögen Freude erfahren, sie mögen Glück erfahren, Energie erfahren, Heilung erfahren und nach dem Tod in den Himmel kommen. Und wenn viele das erreichen, dann ist es ok, wenn ich in die Hölle gehe.“

So kam er zu Hause an und er bestieg das Dach des Hauses seiner Eltern und rief dann runter: „Liebe Dorfbewohner, ich habe etwas ganz Großartiges.“ Die Inder sind ein spontanes Völkchen, früher noch mehr als heute, sie rannten dort alle hin, und er sagte: „Ich habe ein großartiges Mantra, das ist „Om Namo Narayanaya“, ein Mantra, wenn ihr das wiederholt, bekommt ihr neue Energie, ihr bekommt Kraft, das Gute zu tun, ihr bekommt neue Freude und ihr werdet nach dem Tod in den Himmel kommen.“ Und er lehrte sie alle, zu singen: „Om Namo Narayanaya.“ Und alle fanden diese große Kraft des Mantra und wiederholten gerne das Mantra. Jetzt gab es einen der Schüler dieses Gurus, der hörte, wie Ramanuja dieses Mantra wiederholte, und er war entsetzt. Er rannte zum Guru und sagte: „Oh Guruji, Ramanuja hat sich nicht an das gehalten, was du ihm gesagt hast.“ Der Guru war neugierig und ging dorthin. Und als Ramanuja wieder auf dem Dach war und wiederholte, „Om Namo Narayanaya“, mit allen anderen, sah er von weitem den Guru kommen. Ramanuja rannte hinunter und warf sich zu Füßen des Meisters. Und der Meister sagte: „Was soll das? Ich habe dir etwas gesagt, du sollst das Mantra nicht weitergeben. Du gibst es weiter und jetzt verneigst du dich vor mir, was soll das?“ Und Ramanuja verneigte sich nochmal und sagte: „Oh großer Meister, du hast gesagt, wenn wir das Mantra weitergeben, dann gehen wir in die Hölle. Du hast aber auch gesagt, dass jeder, der das Mantra wiederholt, voller Freude sein wird, voller Energie, voller Hingabe, und die Kraft hat, das Richtige zu tun, friedvoller wird, Frieden ausstrahlt und nach dem Tod in den Himmel geht. So viele wiederholen jetzt das Mantra und ich merke, die Leute haben Energie, sie haben Freude, sie tun das Gute, so viel besser ist das Leben geworden und sie werden nach dem Tod in den Himmel gehen. Oh Meister, dafür bin ich bereit, in die Hölle zu gehen. Wenn ich in die Hölle gehe und all diese kommen in den Himmel und es ist Himmel auf Erden, das ist es wert.“

Der Guru von Ramanuja wurde im Herzen getroffen, er fing an, zu zittern und warf sich vor Ramanuja zu Füßen und sagte: „Oh Ramanuja, du hast recht getan, du bist derjenige, der wahrhaftig gottverwirklicht ist. Selbstverständlich wirst du nicht in die Hölle kommen. Du warst bereit, alles Leiden auf dich zu nehmen, um andere glücklich zu machen. Das ist die höchste Opferung. Mögest du noch lange leben, um andere mit deiner Hingabe und deinem uneigennützigen Dienen anzustecken.“

Und so kam es, dass Ramanuja mit dem Segen des Meisters ein so gesegnetes Leben hatte, 120 Jahre auf Erden gelebt hatte und eine eigene philosophische Richtung etablierte, in welcher Bhakti, Hingabe, insbesondere Hingabe an Vishnu und Krishna, in Verbindung kam mit Vedanta, der Philosophie des Absoluten, dem höchsten Wissen. Es ist nicht die gleiche Philosophie wie die Kevala Adwaita Vedanta Philosophie von Shankaracharya, im Gegenteil, die Philosophie von Ramanuja definiert sich in Abgrenzung zur Kevala Adwaita Vedanta Philosophie von Shankaracharya, aber Swami Sivananda, der eine große Hingabe hatte zu allen Lehrern, sagte: „Alle Acharyas haben ihre Aufgabe. Shankara hat seine Aufgabe, Ramanuja eine andere.“ Man wähle sich die Philosophie aus, die einem am meisten liegt, dann praktiziere man, erreiche die Gotteserfahrung und später wird Gott einem sagen, was die eigentliche Philosophie ist. Letztlich ist die höchste Wirklichkeit jenseits aller Philosophien. Anstatt uns zu streiten über Spitzfindigkeiten in der Weltanschauung, gilt es, Gott zu erfahren, zu spüren, zu fragen, „wer bin ich“, Gutes tun, Menschen helfen und dienen. Das ist auch die Essenz der Lehren von Ramanuja.

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