Raga

Raga, ein Wort mit so vielen verschiedenen Bedeutungen. Raga heißt Färbung, Raga heißt einfach, die rote Farbe. Raga heißt auch Liebe, Raga heißt Leidenschaft. Raga heißt auch Wut und Gier. Und Raga ist auch eine musikalische Tonfolge.
Raga kann so viele verschiedene Bedeutungen haben. Raga, in der Musik, ist es eine Stimmung. Raga ist dort eine Tonfolge, die verschiedene Stimmungen vermitteln soll. Raga heißt dort auch Gefühl, Gefühl durch eine bestimmte Stimmung vermittelt. Wer indische Musik studiert, der muss Raga kennenlernen und Tala kennenlernen. Tala ist Rhythmus, Raga ist die Stimmung, hervorgerufen durch Melodie. Melodie und Rhythmus zusammen, das gibt die Musik.

Raga, also in diesem Sinne, Musik. Und da gibt es jetzt verschiedene Ragas und man muss verschiedene Ragas kennen. Es gibt Morgen-Ragas, Abend-Ragas, es gibt Mittags-Ragas, langsamere Ragas, schnellere Ragas usw. Das ist eine Bedeutung des Begriffs „Raga“.

Raga, als zweites, ist auch ein Name für eine Farbe, eine etwas rötlichere Farbe ist Raga. Aber Raga heißt darüber hinaus auch Liebe, es heißt auch Mögen, es heißt auch, im Unterschied zu Raga – Dwesha. Wenn Raga – Dwesha ein Gegensatzpaar ist, dann heißt Raga – Mögen, und Dwesha heißt Nicht-Mögen. Im Extremfall kann Raga Liebe heißen und Dwesha Hass. Jetzt nicht, Raga – Liebe im Sinne von der uneigennützigen Liebe, sondern man liebt irgendetwas ganz besonders und man hasst dafür etwas anderes. Bei Yoga Vidya gebrauchen wir weniger gerne den Ausdruck „Hass“, denn glücklicherweise, in unserer modernen Gesellschaft ist das tiefe Empfinden von Hass seltener geworden, auch weil glücklicherweise Menschen seltener wirklich schwerste physische Gewalt erleben und weil Menschen größeres Verständnis haben, dass andere Menschen es grundsätzlich gut meinen. Deshalb sagen wir selten bei Raga – Dwesha, Liebe und Hass, sondern wir sprechen mehr von Mögen und Nicht-Mögen und Zuneigung und Abneigung.

Wenn Raga eben ergänzt ist mit Dwesha, dann führt uns das in die Dualität. Du magst den einen Menschen jetzt, Raga, und später magst du ihn nicht, Dwesha. Ein Mensch ist freundlich zu dir, du magst ihn, Raga, dann ist er unfreundlich zu dir, Dwesha. Einmal geht etwas gut, Raga, dann geht es schief, Dwesha. Du magst das eine und das andere nicht. Krishna sagt in der Bhagavad Gita immer wieder: „Löse dich von der Sklaverei von Raga und Dwesha. Raga und Dwesha führen dich in großes Leid. Raga und Dwesha sind erstmal auch nichts Schlechtes. Man kann sagen, Raga und Dwesha sind eine Art Information der Natur. Die meisten Dinge, die du magst, sind irgendwo gut, und die meisten Dinge, die du nicht magst, sind nicht so gut. Z.B., ich mag jetzt nicht diesen Stift hier essen. Warum nicht? Schmeckt mir nicht. Und warum schmeckt er mir nicht? Ist nicht gut.

Die meisten Dinge, die du nicht zum Essen magst, ist auch gut, dass du sie nicht magst, die sind nicht gut für dich. In der Natur kann man fast da sagen, was einem Tier und einem Menschen schmeckt, ist auch gut für Tier oder Mensch. In der heutigen Zeit, wo der Mensch so viele unnatürliche Nahrungsmittel hergestellt hat und insbesondere Fette und Zucker isolieren konnte und Geschmacks-, Farb-, Aromastoffe dazu mixen kann, kann der Mensch nicht mehr nach seinem Mögen gehen, sondern muss seine Buddhi, sein Urteilsvermögen, nutzen und sagen: „Ja, ich mag das, was natürlich ist. Ich werde jetzt nicht zu viel Zucker-Fettgemische zu mir nehmen.“ Und auch im Umgang mit anderen Menschen, kann man ein bisschen auf sein Gefühl achten. Auch bei Tätigkeiten kann das durchaus helfen. Aber für einen spirituellen Aspiranten gilt es, werde nicht zum Sklaven von Raga und Dwesha. Lerne es, auch Dinge zu tun, die du nicht magst. Und wie es Swami Vishnu gerne gesagt hat: „Wenn du etwas nicht magst und es ist ethisch verantwortbar, dann mache es so lange, bis du es magst.“ Indem du lernst, Dwesha zu überwinden, wirst du kein Sklave mehr, kein Sklave mehr von deinem Mögen und Nicht-Mögen, kein Sklave mehr von Umständen, kein Sklave mehr von inneren Stimmungen.

Lerne es, Freude zu erfahren hinter allem. Lerne es, vom Herzen her dich mit dem Herzen anderer zu verbinden und so Liebe zu spüren. Lerne es, dass Gott überall ist. Dann wächst du über Raga und Dwesha hinaus. Dann kannst du immer noch deine Lieblingsspeise haben und deine Lieblingsfarbe und dein Lieblingshemd, aber du hängst nicht mehr davon ab. Du weißt, du kannst auch glücklich sein, wenn du nicht bekommst, was du willst. Glück ist eine Eigenschaft der Seele, Glück ist eine Eigenschaft Gottes.

Wenn du tief in deine Seele gehst und wenn du dich mit der Seele der anderen verbindest, wenn du Gott spürst, da ist Glück. Von Raga und Dwesha, von der Erfüllung deines Mögens und Nicht-Mögens, hängt es nicht ab. Nochmals, Raga, vielfältige Bedeutung. Es heißt zum einen Färbung, es heißt auch, die rötliche Farbe, es ist der Name für eine Melodie, für eine spezifische Melodie, einer bestimmten Tonabfolge, die mit einer bestimmten Stimmung verbunden ist. Raga heißt auch Mögen und Zuneigung, insbesondere im Kontext von Raga – Dwesha, Mögen – Nicht-Mögen, Zuneigung – Abneigung.

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