Mutter Meera ist eine große erleuchtete Meisterin. Sie lehrt: „Ich esse das, was mir gut tut. Der Erleuchtung ist es egal, was ein Mensch in seinem Magen hat. Fleischgenuss hindert einen Menschen nicht an der Erleuchtung.“ Der Dalai Lama wollte gerne ein Vegetarier werden. Aber seine Ärzte rieten ihm aus gesundheitlichen Gründen Fleisch zu essen. Buddha war zwar eher ein Vegetarier, aber wenn er bei seinen Bettelgängen Fleisch bekam, hat er es gegessen. Sehr streng ist der indische Meister Satya Sai Baba: „Fleisch essen ist ein Sünde. Fisch essen ist ein Fehler.“ Er folgt der Tradition von Mahatma Gandhi: «Ich glaube, dass geistiger Fortschritt an einem gewissen Punkt von uns verlangt, dass wir aufhören, unsere Mitlebewesen zur Befriedigung unserer körperlichen Verlangen zu töten.» Jesus dagegen hat Fisch und Fleisch gegessen. Im Christentum sind die Vegetarier eher eine Ausnahme.
Es ist in der Spiritualität sehr umstritten, ob man Fleisch essen darf oder nicht. Im Yoga, Christentum und Buddhismus gibt es den Grundsatz nicht zu töten. Es kommt darauf an, wie man diesen Grundsatz auslegt. Im Christentum herrscht eher eine enge Auslegung vor. Christliche Priester segnen im Krieg die Waffen und die Soldaten. Die russischen Priester segnen die russischen Soldaten und die ukrainischen Priester die ukrainischen Soldaten. Und dann töten sich beide Seiten im Namen Gottes. Andererseits hat Jesus gelehrt seine Feinde zu lieben und die andere Wange hinzuhalten, wenn jemand einen auf die eine Wange schlägt. Jesus war eher friedlich und seine Nachfolger sind es oft nicht.
Der Buddhismus ist eher eine gewaltfreie Religion. Die Mongolen wurden durch die Bekehrung zum Buddhismus zu einem friedlichen Volk. Andererseits gibt es das buddhistische Myanmar (Burma), wo das Militär grausam herrscht und viele Muslime getötet hat. Tibet war früher ein buddhistisches Land. Dort gab es viele Diskussionen zwischen den Vegetariern und den Fleischessern. Die Vegetarier beriefen sich auf das Gebot der Gewaltlosigkeit und die Liebe zu allen Wesen. Die Fleischesser erklärten, dass in Tibet überwiegend nur Viehzucht möglich ist und die Menschen Fleisch zum Überleben essen mussten.
Im Hinduismus gibt es viele Vegetarier. Andererseits gibt es auch die Praxis der Tieropfer. Zitat aus dem Deutschlandfunk: „Der Vegetarismus ist tief verankert in Indien – auch religiös. Doch das Essverhalten ist im Wandel. Viele junge Hindus wollen sich den Traditionen nicht mehr beugen. Für die meisten Mitglieder der Mittel- und der Oberklasse ist Fleischgenuss kein Tabu mehr. Dass der überwiegende Teil der indischen Hindus vegetarisch lebt, ist ein Mythos. Nur ein Drittel der Hindus in Indien sind Vegetarier. Der sogenannte „Hinduismus“ umfasst eigentlich verschiedene Religionen, die sich in Schriften, Lehren und Ritualen häufig unterscheiden. Eine Pflicht, vegetarisch zu leben, gibt es in den Hindureligionen nicht. In der Summe jedoch wird Vegetarismus ethisch höher angesiedelt. Denn Tiere zu töten, erzeugt Leid, verunreinigt den Gläubigen und schmälert seine Verbundenheit zum Göttlichen. Dennoch leben wesentlich weniger Hindus vegetarisch als meist angenommen wird. „
„Hinduistische Asketen essen oft genug buchstäblich alles“, sagt der Religionswissenschaftler Professor Frank Neubert von der Universität Bern. „Besonders radikale Asketen-Gruppen scheren sich gar nicht mehr um soziale Konventionen und sie zeigen so, dass sie der gesamten physischen und sozialen Welt entsagt haben. Für sie sind dann auch Diätregeln gänzlich irrelevant und sie ernähren sich zur Erhaltung ihres Körpers von allem, was physisch essbar erscheint.“ Selbst die Götter verlangt es immer wieder nach Fleisch. Einigen Hindu-Gottheiten werden regelmäßig Ziegen, Lämmer, Hühner oder Büffel rituell geopfert. Man schlachtet die Tiere öffentlich in den Tempeln und weiht sie dem Gott oder der Göttin, um die gesegnete Speise dann Gläubigen, Priestern und armen Leuten zum Verzehr zu übergeben. Der spätere Konsum der Opfertiere ist nicht nur erlaubt, sondern er wird sogar zu einer heiligen Handlung erhoben. Die erleuchtete Meisterin Anandamayi Ma hat sich allerdings gegen die Praxis der Tieropferung ausgesprochen. „Die Inder sind in der „Fleischfrage“ gespalten“, betont Studentin Nirja Patel. „Es reiche von Traditionalisten über Teilzeitvegetarier bis hin zu Fleischliebhabern wie sie selbst. Um des lieben Friedens willen mache sie aber hin und wieder Kompromisse“.
Wie sollen wir als spirituelle Menschen mit dem Fleisch essen umgehen? Aus meiner Sicht sollten wir zuallerst nicht zu dogmatisch sein. Es nützt nichts, wenn wir für Gewaltlosigkeit sind, uns aber wegen dieser Frage gegenseitig umbringen. Jeder darf seinen eigenen Weg gehen. Die Liebe zu allen Wesen verlangt von uns, dass wir auch das Leben der Tiere achten. Zumindest sollten Tiere artgerecht und liebevoll gehalten werden. Aus gesundheitlichen Gründen ist es nicht gut, zu oft Fleisch zu essen. Für die Ernährung der Weltbevölkerung sollte der Fleischverzehr drastisch reduziert werden. Ein Großteil des Getreides geht in die Tierhaltung, obwohl es zur Ernährung der Menschen gebraucht wird.
Man kann sowohl als Fleischesser als auch als Vegetarier zur Erleuchtung gelangen. Historisch sind die Menschen Jäger und Sammler. Sie haben also Fleisch gegessen. Der Ackerbau entstand erst in den letzten zehntausend Jahren. Spirituell gesehen schafft das Töten von Tieren schlechtes Karma, außer wir erheben uns über das Gesetz des Karma. Das geschieht in der Erleuchtung. Wir erheben uns über alle Dogmen und leben in einer Ebene über der materiellen Welt. Gutes und schlechtes Karma berührt uns nicht mehr.
Wenn wir noch nicht erleuchtet sind, sollten wir in unserem Leben viel Gutes tun, möglichst als Bodhisattva (Karma-Yogi) leben, liebevoll mit allen Lebewesen umgehen und jedem Wesen Licht senden, wenn wir für seinen Tod verantwortlich sind. Ich segne jedes Essen, bevor ich es esse. Ein Erleuchteter sieht sich in allen Wesen. Er vermeidet es anderen Wesen zu schaden. Wenn er ein Tier tötet oder es für ihn getötet wird, dann sieht er sich auch in dem Tier. Er stirbt sozusagen mit ihm. Er opfert sein Ego. Viele Indianer in Nordamerika haben sogar Bäume gesegnet, wenn sie sie fällen mussten. Sie sahen sich als eins mit der Natur und ging schonend mit der Natur um. So bewahrten sie ihr Einheitsbewusstsein. Sie gingen in Liebe mit sich und der Natur um.
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