Es lebte einmal in Indien eine alte Frau, die war eine große Verehrerin Buddhas. Als ihr Sohn eines Tages nach Bodhgaya, dem Ort der Erleuchtung Buddhas, reiste, bat sie ihn eine Reliquie von Buddha mitzubringen. Bodhgaya ist heutzutage ein großes Pilgerzentrum für alle Buddhisten. Es gibt dort noch den Bodhibaum, ein Ableger des Baumes, unter dem Buddha seine Erleuchtung fand. Deshalb heißt dieser Baum übersetzt der Erleuchtungsbaum.
Als der Sohn seine Gebete im großen Mahabodhi-Tempel vor der Statue des Buddhas mit der Königskobra verrichtet hat, fiel ihm plötzlich ein, dass er seiner alten Mutter etwas mitbringen sollte. Er kaufte eine kleine Buddhastatue. Aber das schien ihm nicht auszureichen. Seine Mutter hatte ausdrücklich eine Reliquie als Mitbringsel gewünscht. Wo sollte der Sohn eine Reliquie herbekommen? So etwas gab es nicht zu kaufen. Also brach der Sohn einen kleinen Zweig vom Bodhibaum ab, als die Wärter gerade nicht hinsahen.
Die alte Mutter freute sich riesig über das Geschenk. Sie pflanzte den kleinen Zweig in ihrem Garten ein, stellte davor die Buddhastatue auf und begann jeden Tag an ihrem heiligen Ort zu meditieren. Sie glaubte fest daran, dass durch den Zweig noch die heilige Energie Buddhas fließt und sie durch die Statue persönlich mit Buddha verbunden ist. Jeden Tag rezitierte sie Mantren vor der Statue und meditierte in der Gegenwart Buddhas. Im Laufe der Zeit nahm die spirituelle Energie an diesem Ort immer mehr zu. Das spürten auch die Nachbarn. Immer mehr Menschen kamen, um an diesem heiligen Ort zu beten und um die Erfüllung ihrer Wünsche zu bitten.
Als die alte Frau starb, hatte sie ein Lächeln in ihrem Mund. Es erschienen Regenbogenlichter, die andeuteten, dass die alte Frau nach ihrem Tod ins Nirwana, ins buddhistische Paradies aufgestiegen war. Ihr Glaube verbunden mit ihrer täglichen spirituellen Praxis, hatte sie bereits vor ihrem Tod zur Erleuchtung gebracht. Ihre Verehrung Buddhas hatte sie selbst zu einem Buddha gemacht. Wie es bereits der Dalai Lama sagte: „Wer auf Buddha meditiert, wird ein Buddha.“
Es gibt zwei Möglichkeiten sich mit Buddha zu verbinden. Wir können glauben, dass die Energie Buddhas noch existiert und durch seine Statuen, Bilder und Bücher zu uns kommt. Buddha führt uns durch unser Unterbewusstsein dahin ein Buddha zu werden. Das ist der Weg des Guru-Yoga. Wer sich mit mit einem erleuchteten Meister verbindet, der wird durch den Meister ins Licht geführt. Es gibt im Buddhismus aber auch den Weg der Selbsterleuchtung. Wir nehmen uns Buddha als Vorbild und bemühen uns selbst ein Buddha zu werden. Wir verhalten uns wie ein Buddha, meditieren regelmäßig und üben die Eigenschaften innerer Frieden, Liebe, Glück und Weisheit. Wir achten auf unsere Gedanken und Gefühle und gehen achtsam durch unser Leben. Wenn wir intensiv genug üben, wird sich unser Erleuchtungsbewusstsein entfalten, weil jeder von uns eine Erleuchtungs-Natur besitzt, die nur freigelegt werden muss.
Ich persönlich bevorzuge es beide Wege zu gehen. Ich verbinde mich jeden Tag mit meinen erleuchteten Meistern. Ich lese in ihren Schriften und bitte um Führung und Hilfe für den Tag. Und gleichzeitig mache ich jeden Tag meine spirituellen Übungen und verwandele mich dadurch selbst in einen Buddha. Das wird vermutlich noch einige Leben dauern. Aber auch der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt. Wenn die Richtung stimmt, kommt man eines Tages am Ziel an.
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