Mein Leben war von Anfang an schwierig. Ich war sehr sensibel und hatte eine strenge Mutter. Sie konnte mich nicht lieben, weil ich aus ihrer Sicht nicht perfekt genug war. Als ich sechzehn Jahre alt war, kam mein Jugendfreund Wolfgang bei uns zu Besuch. Er war groß, stark und männlich geworden. Meine Mutter sah an ihm herauf und runter. Sie sah an mir herauf und runter. Und seufzte aus tiefstem Herzen: „Nils, was bist du nur für ein Mickerling.“
Das Problem bestand darin, dass nicht nur sie das so sah, sondern auch meine Mitschüler und Mitschülerinnen. Die Frauen wollten mit mir nichts zu tun haben. Und bei den Männern gehörte ich zum Club der Mickerlinge. Das prägte mich so sehr, dass ich letztlich auch ich selbst mich so sah. Und ich litt darunter. Ich hatte große Minderwertigkeitskomplexe und war unglücklich.
Also suchte ich einen Rettungsweg. Meine erste Idee war es äußerlich erfolgreich zu sein. Ich strengte mich in der Schule an und schaffte das Abitur. Als Student engagierte ich mich in der Politik und stieg dort zum Vorsitzenden des Sozialistischen Studentenbundes (SPD) und zum Präsidenten des Studentenparlamentes auf. Ich wurde ein großer Redner und verfasste viele Flugblätter. Und plötzlich bekam ich die Anerkennung, die ich brauchte. Auch mit den Frauen lief es plötzlich. Ich hatte viele Liebesbeziehungen. Meine Minderwertigkeitskomplexe nahmen ab. Manchmal fühlte ich mich sogar großartig.
Ich suchte das Glück im Außen. Ich machte viele Reisen, gründete eine Familie und war beruflich erfolgreich als Rechtsanwalt. Doch gleichzeitig war ich ein genauer Beobachter meiner Psyche. Ich beschäftigte mich viel mit Psychologie und machte so sogar eine Ausbildung zum Psychotherapeuten. Ich erkannte, dass das äußere Leben Freude und Leid im Wechsel mit sich bringt. Dauerhaft glücklich kann man unter solchen Umständen nicht wirklich werden.
Da traf ich auf den Philosophen Epikur. Er lehrte es, dass man das Glück vorwiegend in sich selbst und in der Arbeit an seinen Gedanken suchen sollte. Ich beschäftigte mich mit dem Weg der Erleuchtung und begriff, dass es einen Weg gibt innerlich glücklich zu sein und sich teilweise von der äußeren Welt unabhängig zu machen. Die Gedankenarbeit und insbesondere das positive Denken war neben der Meditation ein wichtiger Teil dieses Weges. Ich las viele Bücher über das positive Denken und begann mich im positiven Denken zu üben.
Das positive Denken ist kein einfacher Weg. Man kann viele Fehler machen. Und ich machte im Laufe meines Lebens viele Fehler. Durch diese Fehler lernte ich und verbesserte meinen Weg des positiven Denkens immer mehr. Im Normalfall reicht es, sich etwas um positives Denken zu bemühen, um sein Lebensglück zu steigern.
Besonders wichtig wird das positive Denken in Krisenzeiten. Und da braucht man manchmal ein perfektes System, um innerlich in einer leidvollen Welt nicht zu zerbrechen. Viele Menschen zerbrechen. Die psychischen Probleme nehmen in der heutigen Zeit stark zu. Und auch die Psychotherapie kann den Menschen nur begrenzt helfen. Ihr Wissen ist derzeit noch sehr begrenzt. Ich kenne viele Menschen, die eine Psychotherapie gemacht haben und doch letztlich ihre Probleme nicht bewältigt haben. Eine Bekannte litt an einem Burnout und Depressionen. Sie hatte einen stressigen Beruf und eine schwierige Beziehung. Durch Tabletten wurde sie wieder funktionsfähig. Aber sie verlor weitgehend ihre Gefühle und ihre innere Lebendigkeit. Ihr Leben ist kaum noch lebenswert. Tabletten können kurzfristig eine Hilfe sein, aber langfristig müssen wir an unserer Psyche arbeiten und unseren Weg des Glücks finden.
Auch ich geriet durch den Berufsstreß und eine schwierige Beziehung in einen Burnout und eine Depression. Ich hätte besser für mich sorgen müssen, mich mehr abgrenzen und mir mehr Erholungszeiten geben müssen. Ich hätte mehr Sport machen müssen und jeden Tag meditieren müssen. Und vor allem hätte ich meine negativen Gedanken besser kontrollieren müssen. Ich hätte die Gedankenstopp-Technik gebraucht. In mir kreiste ein Gedanke der Versagensangst. Mit jedem Kreisen erzeugte er Stress in meinem Körper und meinem Geist. Ich verspannte mich immer mehr. Und plötzlich verlor ich meine innere Kraft, konnte kaum noch schlafen, war innerlich negativ und unglücklich.
Ein Jahr war ich schwer depressiv. Dann fand ich den Weg heraus. Das Geheimnis war es, alle negativen Gedanken durch das Mantra „Stopp“ radikal zu stoppen. Gleichzeitig dachte ich über meine Probleme nach und suchte nach einem Weg sie zu lösen. Wenn sie äußerlich nicht lösbar waren, bemühte ich sie innerlich zu lösen, indem ich sie radikal annahm. Ich fand dafür das Mantra: „Ich nehme die Dinge so an, wie sie sind. Ich lasse meine Wünsche los. Ich fließe mit dem Leben.“ Teilweise halfen mir auch Worte wie Bescheidenheit und Genügsamkeit. Ich bemühte mich zufrieden mit dem zu sein, was ist.
Durch eine Kombination aus Sport, Meditation und positivem Denken konnte ich meine Depression überwinden. Meditation und positives Denken halfen mir meine negativen Gedanken zu beruhigen und meinen inneren Stress aufzulösen. Die täglichen Körperübungen gaben mir die innere Kraft, die ich für den Stopp meiner negativen Gedanken brauchte.
Durch meine Depression lernte ich wichtige Dinge auf dem Weg des positiven Denkens. Positives Denken ist eine Kunst. Es geht nicht einfach darum alle Probleme durch positive Gedanken zu verdrängen. Es geht darum sensibel herauszufinden, was die eigene Psyche gerade braucht. Verdrängen macht unglücklich. Glücklich wird man durch den Weg der inneren Entspannung und der Auflösung des inneren Stress.
Es gab eine große Wende in meinem Leben. Ich gab mein weltliches Leben auf und zog als Yogi in eine abgeschiedene Hütte im Wald. Jetzt wollte ich schnell zur Erleuchtung gelangen. Das erwies sich aber als gar nicht so einfach. Ich musste zuerst den Weg des effektiven spirituellen Übens finden. Ich las viele Bücher und probierte viele Wege aus. Als effektiv erwies sich dann der buddhistische Weg aus Meditation, Gehen, Lesen und Gedankenarbeit. Es ist der Weg, den auch viele Zen-Mönche praktizieren. Ich ergänzte diesen Weg um einige Yogaübungen und arbeitete mehrmals in der Woche als Yogalehrer.
Einmal in der Woche leitete ich an einem Gesundheitszentrum eine Gruppe zum positiven Denken. So hatte ich etwas Kontakt zu anderen Menschen. Das Internet gab es damals noch nicht. Heute ist der Kontakt leichter. Man kann auch in einer einsamen Hütte im Wald Internetanschluss haben. Ganz ohne Kontakt zu anderen Menschen wird man leicht trübsinnig. Mir fehlte meine Familie und die Liebe in meinem Leben. In die Liebe kam ich, in dem ich jeden Tag meinen Freunden Licht sandte und dabei dachte: „Mögen alle Wesen glücklich sein. Möge es eine glückliche Welt geben.“ Dadurch war ich energetisch mit vielen Menschen verbunden und lebte in einer Wolke aus Licht und Liebe.
Ich meditierte zehn Stunden am Tag und ging zwei Stunden im Wald spazieren. Ich arbeitete hart an meinen Gedanken und versuchte alle negativen Gedanken zu verdrängen. Und da tauchte ein weiteres Problem auf. Viele Yogis werden in der Abgeschiedenheit verrückt, weil sie zu hart an ihren Gedanken arbeiten. Man muss dem Geist und dem Körper auch etwas das geben, was sie möchten. Buddha entwickelte dafür den mittleren spirituellen Weg. Wenn man zu hart an seinen Gedanken arbeitet, dann entstehen dadurch innere Verspannungen und Energieblocken. Man kommt nicht in die Erleuchtung, sondern in die Depression und in den Wahnsinn.
Es ist wichtig so zu leben, dass man glücklich ist, auch als Yogi. Ich baute also Phasen des Genusses in meinen spirituellen Weg ein. Ich tat dass, wozu ich Lust hatte. Ich sah Filme, aß etwas Schönes und sprach mit anderen Menschen. Auch meine spirituellen Übungen machte ich aus dem Lustprinzip heraus. Ich meditierte, wenn ich Lust dazu hatte, und auch so lange, wie ich Lust dazu hatte. Ich lebte im ständigen Wechsel von Gehen und Meditation, jeweils so lange, wie es es mein inneres Gespür mir riet. Auf die Sekunde genau.
Und auch die spirituellen Übungen gestaltete ich nach dem Lustprinzip. Ich probierte kreativ viele Meditationsformen aus und fand meinen eigenen Weg der Meditation. Mit Atemübungen, Visualisierungen und Mantren erweckte ich meine Kundalini-Energie. Es entstand inneres Glück. Dann ruhte ich in dem Glück, solange es anhielt. Die Meditation war dadurch relativ mühelos. Auch beim Gehen machte ich Atemübungen und löste dadurch meine inneren Verspannungen auf, bis ich in guter Energie war. Ich verband auf meinem Weg Weisheit, Selbstdisziplin, Liebe und Lustprinzip miteinander.
So brach ich nach vier Jahren intensiven spirituellen Übens zur Erleuchtung durch. Jetzt tauchte wieder ein neues Problem auf. Durch meine spirituellen Übungen lösten sich innere Verspannungen und Energieblockaden. Ich ging durch alle energetischen und geistigen Widerstände hindurch und war dann für kurze Zeit in der starken Energie der Erleuchtung. Diese starke Energie löste dann aber tiefe Traumata und Stresssituationen auf. Und zwar so stark, dass ich für kurze Zeit wieder in eine Depression geriet. Ich war innerlich unglücklich, in meinem Körper zuckten die Muskeln, negative Gedanken belästigten mich und ich erlebte Wechselzustände von Kälte und Hitze. Ich wechselte fast alle zwei bis drei Stunden zwischen Erleuchtung und Depression. Das war zwar ein effektiver spiritueller Weg. Aber nach einem halben Jahr hatte ich keine Lust dazu und ich ging zu einem sanften spirituellen Üben über. Ich praktizierte meine Übungen nur noch sanft, so dass weniger Energie entstand. Das mache ich bis heute so.
Leider begann sich nach sieben Jahren als Yogi meine Kundalini-Energie von alleine zu entfalten. Ich erlebte jetzt oft Phasen der Glückseligkeit, aber auch heftige Reinigungsprozesse. Ich konnte das nicht wirklich steuern. Die Kundalini hatte ihren eigenen Willen und ihren eigenen Weg. Letztlich kam ich durch diese Energieprozesse gut durch, weil ich mich jeden Tag mit meinen erleuchteten Meistern verband. Sie konnten aus der Ferne meine Energieprozesse steuern und mir in Notsituationen hilfreiche Energie senden.
Ich kam jetzt in höhere Bewusstseinsbereiche. Ich konnte meine früheren Leben sehen und hatte Träume über meine Zukunft. Menschen, die mich besuchten, erfuhren oft Heilung. Ich konnte die Energien meiner Mitmenschen spüren und sie durch meine Gedanken lenken. Ich machte meine Yogagruppen aus dem Energiegespür heraus und konnte sie dadurch schnell zur tiefen Entspannung und ins innere Glück führen. Oft waren die Menschen noch drei Tage nach einer Yogastunde im Glücksrausch. Manche hatte auch Durchbrüche zur Erleuchtung.
Eine wichtige Erkenntnis auf meinem spirituellen Weg war es, dass man nicht zu dogmatisch praktizieren darf. Man muss Selbstdisziplin mit innerem Gespür verbinden. Das machen die meisten religiösen Menschen falsch. Dadurch kommen so wenige zur Erleuchtung und zu einem Leben in Gott.
Für mich war es auch hilfreich, dass ich das spirituelle Wissen aus vielen Religionen hatte. So konnte ich alle Zweifel auf meinem Weg immer wieder auflösen. Dogmatismus ist die größte Falle in den Religionen und beim positiven Denken. Die zweite Falle ist der Missbrauch der Religionen und des positiven Denkens für das eigene Ego. Es gibt viel Missbrauch in den Religionen.
Es ist sehr wichtig die Ziele des positiven Denkens zu klären. Auch in Diktaturen wird massiv mit einer Gedankenmanipulation gearbeitet. Unser Ziel sollte eine Welt des Friedens, der Liebe und des allgemeinen Glücks sein. Nicht das Ego, sondern der Frieden und die Liebe sollte im Mittelpunkt des menschlichen Lebens stehen. Das läuft oft auch in den demokratischen Staaten der Welt falsch. Die Parteien hassen und bekämpfen sich, statt positiv für das Gemeinwohl zusammen zu arbeiten. Das habe ich meiner Zeit als Politiker deutlich erlebt.
Am schwersten psychisch für mich zu ertragen waren die Kämpfe in der eigenen Gruppe. Die Linken neigen dazu sich gegenseitig zu zerstören und zu spalten. Die rechten Parteien schüren den Hass in der Gesellschaft. Politik muss mit innerer Arbeit verbunden werden, weil man sonst leicht ein Opfer seines Egos wird. Man tut so, also ob man für das Gemeinwohl arbeitet. In Wirklichkeit arbeitet man hauptsächlich für sich selbst. Das führt dazu, dass die Verhältnisse auf der Welt so chaotisch sind, wie sie sind. Wir könnten aus der Welt durch die Kraft des positiven Denkens und der Liebe ein Paradies machen. Stattdessen erleben wir weltweit Hunger, Krankheit, Krieg und Egokämpfe.
Jetzt lebe ich nach vielen Jahren als Eremit wieder in einer Beziehung. Dabei zeigt sich wiederum, wie wichtig das positive Denken ist. Es gab viele Krisen, und wir haben sie mit dem positiven Denken und dem Ziel einer glücklichen Beziehung gemeistert. Wir haben einen Weg gefunden, auf dem zwei sehr unterschiedliche Menschen glücklich zusammenleben können. Wichtig ist es, immer wieder ins Verzeihen zu kommen, uns auf das Positive auszurichten und unseren Weg den höheren Mächten des Kosmos zu überlassen. Das positive Denken hat sich von großem Wert für mein Leben erwiesen. Ohne das positive Denken hätte ich die vielen Krisen in meinem Leben nicht meistern und mein Leben insgesamt positiv ausrichten können. Das positive Denken hat mir inneren Frieden, Liebe, Kraft und Glück gegeben. Deshalb gebe ich dieses Wissen mit großer Überzeugung an meine Mitmenschen weiter. Mögen alle im Frieden, in der Liebe und im Glück leben.
Kommentare
Lieber Nils, vielen Dank für deine Offenheit und deine ausführliche Schilderung. Herzliche Grüße. Martin