Meditation auf das Schöne

Ananga war ein schöner junger Mann. Er lebte in einer traurigen Welt, in der Hunger, Armut und Krankheit herrschten. Seine Eltern waren Tagelöhner. Sie mussten hart arbeiten, um genug Geld für ihre Nahrung und ihre Wohnung zu verdienen. Jeder Tag war ein Überlebenskampf. Manchmal hatten sie nicht genug zu essen und mussten hungern. Am schlimmsten war es, wenn jemand krank wurde. Da sie kein Geld für eine Medizin besassen, bedrohten die kleinsten Krankheiten bereits ihr Leben.

Ananga wollte dem Elend entkommen. Er lernte fleißig in der Schule und stieg sozial auf. Da er freundlich und gutaussehend war, mochte ihn alle Menschen. Er studierte Philosopie und lernte eine schöne Frau kennen. Aber alles weltliche Glück dauert nicht ewig. Eines Tages trennte sich die Frau von ihm. Und die Philosopie erwies sich als brotlose Kunst, mit der er noch nicht einmal sich und seine Eltern ernähren konnte. So war er weiterhin von seinen Eltern abhängig, obwohl die selbst kaum genug zum Leben hatten.

Ananga fragte seinen Philosophieprofessor, was er tun sollte. Damals in Indien waren die Philosopieprofessoren weise Männer. Sie kannten sich mit der indischen Religion gut aus. Der Professor erklärte ihm, dass man den Frieden letztlich nur in sich selbst finden kann. Er riet ihm zu einem erleuchteten Yogi zu gehen und den spirituellen Weg einzuschlagen.

Der Yogi schaute tief in die Psyche von Ananga und erkannte, welchen spirituellen Weg Ananga praktizieren musste. Ananga war ein körperlich eher zarter Intellektueller mit einem klaren Verstand und einem großen Herzen. Zu anstrengenden Meditationen war er nicht in der Lage. Er brauchte einen einfachen Weg, bei dem er seine persönlichen Stärken einsetzen konnte.

Der Yogi riet Ananga weiterhin zu studieren und neben seinem Studium eine spirituelle Praxis aufzunehmen. Er sollte nach einem strengen spirituellen Tagesplan leben, der aus den Elementen Lesen, Yoga, Meditation und der umfassenden Liebe bestand. Das Element Lesen konnte er gut durch sein Studium erfüllen. Morgens und abends machte er eine Stunde Yoga, um seinen Körper gesund zu erhalten und seine spirituelle Energie zu stärken. Sein Weg der umfassenden Liebe bestand darin sich als Bodhisattva zu verstehen und im Schwerpunkt für das Glück seiner Mitmenschen zu leben. Seine konkrete Aufgabe war es als Yogalehrer für seine Mitstudenten zu arbeiten. So konnte er auch etwas Geld verdienen.

Als Meditationspraxis gab ihm sein Guru die Konzentration auf das Herzchakra. Er sollte jeden Tag kreativ die Energie des Herzchakras erwecken, seinen Körper damit füllen und dann eine Stunde in der Energie verweilen. Er sollte diese Meditation morgens, mittags und vor dem Schlafengehen praktizieren. Dadurch würde sein ganzes Leben letztlich zu einer Meditation werden.

Ananga fragte den Guru, wie er sein Herzchakra aktivieren könne. Der Guru meinte, das sei ganz einfach. Er sollte sich vor jeder Meditation an das Schöne in seinem Leben und auf der Welt besinnen. Er sollte so viele schöne Dinge aufzählen, bis die Liebe zum Leben in ihm erwachte. Er sollte jeden Tag eine Liste der Dankbarkeit machen. Er sollte stets positiv denken und sich auf das Positive konzentrieren. Dort, wo er am meisten Glück empfinden würde, das sollte er zum Objekt seiner Meditation machen.

Am Anfang fiel Ananga die Meditation leicht. Er dachte an seine Eltern, an sein schönes Studium, an seine Freunde, an die Liebe, an das schöne Essen, an seine spannenden Bücher und an die Schönheit der Natur. Aber im Laufe der Zeit wurde es schwierig immer etwas Neues zu finden. An viele schöne Dinge gewöhnte er sich und sie erzeugten nicht mehr so starke Glücksgefühle in ihm.

Und dann gab es auch noch das Leid in seinem Leben. Leid brachte ihn schnell aus seiner Glücksenergie heraus. Er musste es lernen das Leid des Lebens zu geistig zu integrieren und seine positive Lebenseinstellung zu bewahren. Das gelang ihm, indem er die Spiritualität zum Wesentlichen im Leben erklärte. Egal wie schwierig sein Leben im Moment war, den spirituellen Weg gab es immer und er konnte in jeder Situation irgendwie praktizieren. Wenn also viel Leid in sein Leben eintrat, dann nahm er Zuflucht zu Buddha (seinem spirituellen Vorbild), zum Dharma (spirituellen Weg) und zur Sangha (der spirituellen Gemeinschaft).

Als er nach einiger Zeit spirituell fortgeschritten war und Erleuchtungszustände kennengelernt hatte, versuchte er in jeder Situation sein Erleuchtungsbewusstsein zu bewahren. Er konzentrierte sich darauf wie ein Buddha zu denken und sich zu verhalten. Er übte es seine Welt als Paradies (Reines Land) zu betrachten, auch wenn es dort große schwarze Flecken gab. Die schwarzen Flecken sah er als Herausforderung und als Trainingsmöglichkeit für seinen Geist. Wenn sie seine Paradiessicht bedrohten, baute er sich geistig immer wieder mit einer Meditation auf das Positive auf. Er sang spirituelle Lieder, zitierte stärkende Mantren und entwickelte positive Sätze.

Zum Abschluss seiner Meditation begriff er alle Erscheinungen des Lebens als einen vergänglichen Traum, löste sie in der Ruhe seiner Meditation auf und überwand so alle Anhaftungen. Er überließ sich vertrauensvoll dem Fluss des Lebens, seiner eigenen Weisheit und der Führung seines Gurus. So kam er immer wieder zum inneren Frieden, in die Liebe und ins Glück. Er sah sich selbst als Nichthandelnden, das Leben (Karma) als Handelnden und gelangte so ins erleuchtete Sein. Er wuchs spirituell immer weiter, wurde eines Tages selbst ein Philosophieprofessor und hatte jetzt genug Geld, um seinen armen Eltern in ihrem Alter ein gutes Leben zu ermöglichen. So war sein Leben zum Schluss rundum glücklich. Er lebte wie ein Buddha im Paradies.

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