Swami Sivananda: Die Kraft des göttlichen Namens

In jedem Wort ist eine Shakti, eine Kraft. Wenn man Worte wie ‘Exkremente’ oder ‘Urin’ ausspricht, während der Freund isst, wird er vielleicht auf der Stelle sein Essen erbrechen. Wenn du an ‘Garam Pakoda’, ‘heiße Pakoda’ denkst, wird dein Mund wässerig werden. Wenn jemand plötzlich ruft ‘Skorpion! Skorpion!’ oder ‘Schlange! Schlange!’, dann siehst du sofort einen Skorpion oder eine Schlange und springst erschreckt auf. Wenn jemand dich ‘Esel’ nennt, bist du verärgert und zeigst deinen Zorn.

Wenn schon in den Namen gewöhnlicher Dinge dieser Welt eine solche Kraft liegt, wie groß muss dann die Kraft sein, die im Namen Gottes liegt! Gott ist die Vollendung oder die Fülle der Existenz. Daher ist auch der Name, der Ihn bezeichnet, voll und vollkommen. Daher ist die Kraft des Namens Gottes nicht berechenbar, denn er ist die Spitze,  der Zenit der Kraft. Der Name Gottes kann alles erreichen. Für ihn ist nichts unmöglich. Er ist das Mittel, um Gott selbst zu erreichen. So wie der Name eines Dinges dieser Welt das Be­wusstsein dieses Dinges im Geist entstehen lässt, lässt der Name Gottes Gottesbewusstsein im gereinigten Geist entstehen und wird zur direkten Ursache der Verwirklichung der höchsten Vollkommenheit, Gottes.

Der Name Gottes, egal ob er korrekt oder unkorrekt, wissentlich oder unwissentlich, sorgfältig oder unsorgfältig gesagt wird, gibt sicherlich das gewünschte Ergebnis. So wie die Eigenschaft des Brennens für das Feuer natürlich und ihm innewohnend ist, so ist auch die Kraft, Fehler mit ihren Wurzeln und Verzweigungen zu zerstören und den Aspiranten durch Bhava Samadhi in wonnevolle Vereinigung mit Gott zu bringen, dem Namen Gottes natürlich und innewohnend. Die Herrlichkeit des göttlichen Namens kann nicht durch Überlegung und Verstand nachvollzogen werden. Sie kann nur durch Hingabe, Glauben und ständige Wiederholung des Namens verwirklicht werden.

Pingala war eine Ganika, eine Prostituierte. Sie erhielt von einem Dieb einen Papagei als Geschenk der Liebe. Der Papagei war darauf abgerichtet, den Namen ‘Shri Rama, Shri Rama’ zu sagen. Pingala wusste überhaupt nichts von Ramanama, der Wiederholung des Namens ‚Rama‘. Sie hörte den Klang RamaRama vom Papagei. Es war melodiös und bezaubernd. Pingala mochte es sehr. Sie konzentrierte ihren Geist auf die Wiederholung des Namens Rama durch den Papagei und trat auf geheimnisvolle Weise in Bhava Samadhi ein, die mystische Vereinigung mit Rama.

Ajamila war zuerst ein rechtschaffener Brahmane. Er verliebte sich in ein Mädchen aus einer unteren Schicht und beging eine Reihe schrecklicher Verbrechen. Als er starb, nannte er den Namen seines Sohnes Narayana; da kamen die Sendboten von Gott Narayana selbst ihm zu Hilfe, und Ajamila war für immer aus dieser Welt befreit.

Selbst wer großes Unrecht im Leben begangen hat, kann durch den Segen des Namens Gottverwirklichung erlangen. Es gibt nichts, was nicht durch den göttlichen Namen zu erreichen wäre. Der Name Gottes ist allmächtig.



Dies ist eine Textpassage aus dem Buch:

Swami Sivanandas
Inspiration und Weisheit
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