Kalpa drückt aus, ein großer Schöpfungszyklus. Die Inder haben die Zeit in sehr großen Dimensionen angesehen und gerechnet. Inder sind ja auch diejenigen, die das Dezimalsystem erfunden haben und damit konnten sie schon in sehr großen Zahlen rechnen. Die alten Griechen und Römer hatten gedacht, die Welt ist vielleicht irgendwie 10.000 bis 20.0000 Jahre alt. Sie hatten ja auch kein Schriftzeichen für eine Zahl größer als Tausend. Dann später im Mittelalter, bis in die Neuzeit hinein, wurde das Alter des Universums gezählt anhand der Angaben im Alten Testament. Danach wurde die Welt irgendwie um 4000 v.Chr. geschaffen. Die Inder haben schon vor ein paar tausend Jahren das Alter der Welt in Trillionen Jahren gezählt. Da gab es z.B. die Zählweise, die man im Surya Siddhanta findet, einer Schrift, die etwa 2000 Jahre alt ist, und dort wird gesagt, es gibt zunächst mal das Kali Yuga, das dauert 432.000 Jahre. Als zweites gibt es dann das Bronzene Zeitalter, das dauert 864.000 Jahre. Dann gibt es das Silberne Zeitalter, das dauert 1.196.000 Jahre. Dann gibt es als nächstes noch das Goldene Zeitalter, das dauert 1.728.000 Jahre. Wenn man alle vier zusammenrechnet, dann kommt man auf 4.320.000 Jahre. Eine bestimmte Anzahl von Yugas, typischerweise sagt man tausend dieser Maha Yugas, das ist dann wieder eine Zahl, das gibt dann vier Milliarden Jahre. Und es heißt, dass die Erde in etwa schon ein Maha Yuga alt ist und jetzt im zweiten Maha Yuga ist, also in diesem Groß-Groß-Yuga. 4.320.000 Jahre ist eine Zählweise für ein Maha Yuga und tausend Mal davon ist wieder eine Zählweise. Und das Ganze in einer bestimmten Anzahl ist dann ein Manvantara. Manvantara, ein Zeitalter, wo ein Manu geherrscht hat. Schließlich gibt es dann einen Tag und eine Nacht im Leben von Brahma. Und ein Tag im Leben von Brahma ist eben ein Kalpa. Brahma lebt insgesamt hundert Jahre und das sind dann nach einer Zählweise eben im Surya Siddhanta 311 Trillionen Jahre. Trillion ist noch tausend Mal mehr als eine Billiarde. Eine Billiarde ist tausend Billionen, eine Billion ist tausend Milliarden, eine Milliarde ist tausend Millionen. Also, eine ziemlich große Zahl. Immerhin, die westlichen Astronomen rechnen jetzt schon in Milliarden und mindestens, was vor kurzem behauptet wurde, wurde gesagt, die Welt ist zwanzig Milliarden Jahre alt und die Erde ist um die vier bis fünf Milliarden Jahre alt. In ein paar Jahren werden sich diese Zählweisen wieder ändern, da bin ich sicher. Und die Inder sprechen ja nicht nur über das Alter des physischen Universums, sondern auch des Feinstoffuniversums. Physisches Universum, Astral-Universum, Kausal-Universum, insgesamt also sehr alt.

Man darf es nicht unbedingt wörtlich nehmen, denn wie soll man Zeit berechnen, bevor es die Erde und die Sonne gab? Wie soll man Zeit berechnen, bevor es ein physisches Universum gab? Es reicht aus, dass man sieht, die Welt ist alt und die Zeit ist lange. Und vor diesem Hintergrund betrachtet, was ist ein Menschenleben, das ein paar Jahre, ein paar Jahrzehnte dauert? Der Mensch macht sich übermäßig wichtig. Wenn du mal überlegst, vom Zeitalter, selbst geologische Zeit auf der Erde, die eins bis vier Millionen Jahre, wo es den Menschen auf der Erde gibt und vielleicht die hundert- bis zweihunderttausend Jahre, wie es den Homo Sapiens Sapiens auf der Erde gibt – sehr kurz. Wer weißt, ob es den Menschen noch in ein paar zehn- oder hunderttausend Jahren geben wird oder in ein paar Millionen Jahren. Mensch macht sich sehr wichtig, aber er ist nur wie eine kleine Bakterie, die kurz kommt, kurz wieder geht. Vor diesem Hintergrund, vor dieser Vergänglichkeit in diesen langen Zeiträumen, höre auf, dich zu identifizieren mit dem Kleinen, höre vielleicht auch auf, dich aufzuregen über kleine Nichtigkeiten. Ab und zu mal kannst du ja überlegen: „Vom Standpunkt der Ewigkeit, wie wichtig ist das, was ich gerade erlebe?“ Dann kannst du lachen. Und dann kannst du spielerisch das angehen, was anzugehen ist. Du musst deshalb nicht verzweifeln, weil das in dieser relativen Zeit nicht funktioniert, denn du bist in Wahrheit Kalatita, jemand der jenseits aller Zeit ist. In Wahrheit bist du unsterbliches Selbst. Du warst vor Beginn des Kalpas da, vor Beginn des Schöpfungszyklus, du wirst auch noch da sein, wenn der Schöpfungszyklus zu Ende ist, denn du bist das unsterbliche Selbst. Identifiziere dich mit dem, was jenseits allem Vergänglichen ist, was jenseits des Kalpas ist, des Schöpfungszyklus und der vielen Veränderungen des Kalpas, des Schöpfungszyklus.

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