Himsa – Verletzen, Töten

Himsa ist etwas, was man im Yoga überwinden sollte. Nicht umsonst heißt es, Ahimsa Paramo Dharma, Nicht-Verletzen ist die höchste Pflicht. Himsa, also verletzen und töten. Als spiritueller Aspirant sollte man vom Töten Abstand nehmen. Man sollte überhaupt vom Töten Abstand nehmen. Ob ein vollständiges Ahimsa möglich ist, ist eine andere Frage, es hängt von Lebensumständen ab. Man könnte sagen, dass, wenn du über eine Wiese gehst, da mögen Insekten sein, wo du drüber gehst. Wenn du mit dem Auto fährst, was an der Windschutzscheibe dort kleben bleibt, das sind letztlich Insekten.

Vollständiges Ahimsa ist durchaus schwierig. Dennoch, du kannst dich darum bemühen. Du kannst dir bewusst werden zunächst mal, wo deine Handlungen Ursachen sind für Töten. Das mag jetzt erstmal verrückt sein und ich gehe jetzt erstmal davon aus, du bist keiner, der Menschen umbringt und du bist auch keiner, der Tiere normalerweise umbringt. Aber du kannst auch natürlich dir vornehmen, normalerweise tötest du auch keine Insekten. Wenn irgend möglich, komplementiere etwaige Fliegen, Bienen und sogar Stechmücken aus dem Zimmer und aus dem Fenster heraus. Es ist besser, dort Fliegengitter anzubringen, als mit einer Fliegenklatsche die armen Insekten umzubringen. Ahimsa heißt eben auch, Abstand nehmen vom Töten von Insekten. Ob das immer möglich ist, wenn z.B. dort jetzt eine Plage von Kakerlaken da ist oder anderes, das ist jetzt eine ethische Frage, auf die ich jetzt hier nicht eingehen will. Aber wo irgend möglich, gilt es, Himsa, direktes Himsa, zu vermeiden, gegenüber Menschen und gegenüber Tieren.

Himsa, erstmal in der Erstbedeutung, eben als Töten. Dann sei aber auch bewusst, dass deine Handlungen Ursachen sein können, dass getötet wird. Angenommen, du isst Fleisch, du isst kein Fleisch, sondern du isst Teile von getöteten Lebewesen. Man könnte auch sagen, du isst Leichenteile. Aber nicht Leichenteile von Lebewesen, die von selbst gestorben sind, sondern du isst Leichenteile von Lebewesen, die gefangen gehalten wurden, oft genug gequält wurden, gegen ihren Willen getötet wurden, und die anschließend in Teile aufgeteilt wurden. Wenn du das überlegst, kannst du dann noch ein Stück Fleisch essen?

Genauso, Milch trinken. Klingt doch ganz harmlos. Es ist so eine schöne weiße Flüssigkeit, schmeckt ein bisschen süßlich und Menschen lieben den Geschmack, mindestens manche. Aber ist das einfach irgendeine Flüssigkeit? Nein, es ist keine Flüssigkeit. Es stammt von einer Kuh. Der Kuh wurde, als das Kind geboren wurde, ihr Baby weggenommen, denn es ist aus hygienischen Gründen nicht möglich, dass man eine Milch bekommt von einer Kuh, die ihr Kalb säugt. Also wird das Kind von der Kuh weggerissen. Damit ist jedes Glas Milch und jeder Milchtropfen und jedes Stück Joghurt und jedes Stück Butter mit Grausamkeit verbunden. Ein Kind wurde einer Mutter weggenommen. Und das Sozialverhalten der Kühe hat Ähnlichkeit mit dem der Menschen. Des Weiteren, die Kuh, die die Milch gibt, wird mit sechs bis acht Jahren geschlachtet, denn ab acht Jahre gibt die Kuh nicht mehr genügend Milch. Sie könnte dreißig Jahre alt werden. Des Weiteren, wenn das Kalb männlich ist, wird es sowieso bald geschlachtet. Sei es, schon als Kalb, dann gibt es das Kalbfleisch, sei es, wenn es älter wird, dann gibt es eben Rinderfleisch. All das ist Himsa. Du bist, wenn du ein Glas Milch trinkst, bist du verbunden mit Himsa, mit Verletzen. Wenn du ein Ei isst, das ist nicht einfach ein Ei, sondern das hat ein Huhn gelegt. Und das Huhn ist nicht so glücklich, wie das manchmal so aussieht. Zunächst mal, natürlich, ich spreche jetzt noch nicht einmal von der Massentierhaltung, die ist nur große Quälerei. Aber auch in der Öko-Tierhaltung, das Huhn hat keinen Lebensabend bis zum Schluss, sondern wenn das Huhn nicht mehr genügend Eier legt, wird es eben getötet. Die Hälfte der Hühner ist männlich, die werden sowieso getötet. Es gibt dann öfters auch mal Eier, die schlüpfen. Es gibt irgendeine Eier-Legestation, wo mehrere tausend Küken jeden Tag geschreddert werden, wie man so schön sagt. Ich werde jetzt ein bisschen emotional. Ein Küken wird nicht geschreddert, er wird umgebracht, es ist eine Massenmordveranstaltung. So sei dir bewusst, du hast viele Auswirkungen. Man kann auch weitergehen: Was du tust, hat Auswirkungen auf die Ökologie und rücksichtslos einfach Dinge kaufen und tun, ohne Rücksicht auf die Ökologie, ist auch eine Form von Himsa.

Das ist jetzt alles Himsa, das auf Töten beruht. Etwas schwieriger ist es, Himsa, andere Menschen nicht zu verletzen, mit deinen Worten, mit deinen Handlungen usw. Grundsätzlich ist es eine gute Einstellung, zu sagen: „Möge ich Gutes bewirken mit allem, was ich tue. Alles, was ich tue, möge eine gute Kraft sein zu Menschen.“ Vollständiges Ahimsa ist dort allerdings schwierig, denn wenn du etwas Gutes bewirken willst, musst du Menschen manchmal auf die Füße treten, die dem entgegenstehen. Wenn du in einer spirituellen Gemeinschaft bist, da gibt es Regeln, die zu beachten sind, und wenn du verantwortlich bist, dann musst du sie auch durchsetzen. Ich bin ja Leiter einer spirituellen Gemeinschaft und manchmal muss ich Dinge auch sagen und sagen: „Nein, so geht es nicht.“ Ich weiß, dem anderen tut es weh, und ich muss es trotzdem tun. Man hat bestimmte Aufgaben. Man kann es trotzdem mit Mitgefühl machen, selbst wenn man weiß: „Was ich tue, damit verletze ich den anderen.“ Es ist oft ein Abwägen. Aber im Yoga wächst Karuna, Mitgefühl, im Yoga wächst Maitri Bhavana, Liebe und freundschaftliche Liebe, zu anderen. Im Yoga wächst Bhakti, Hingabe. Und so will man immer mehr den Aspekt von Liebe stärker werden lassen und den Aspekt von Himsa, das Nicht-Verletzen. Du kannst dir vielleicht überlegen, wie viel Himsa verursachst du mit deinem Lebensstil, mit dem, wie du isst, mit dem, welche Transportmittel du nutzt, wo du hinfährst und was du kaufst. Du kannst des Weiteren überlegen, wie ist dein Umgang mit anderen Menschen? Wäre es möglich, ihn etwas freundschaftlicher zu machen? Und sei dir manchmal bewusst, wo es vielleicht nicht möglich ist, wo aus deiner Verantwortung heraus auch dazu gehört, zum Wohl anderer, Menschen zu verletzen. Nicht physisch zu verletzen, aber ihre Gefühle nicht immer achten zu können. Also, Himsa, zunächst mal, ursprünglich heißt Himsa Töten, im weiteren Sinne heißt es Verletzen. Als spiritueller Aspirant und eigentlich auch als Mensch sollte man vermeiden, zu töten, man sollte darauf achten, dass das, was man tut und so wie man lebt, sein Lebensstil, nicht Ursache ist, dass andere getötet werden, und man sollte sich bemühen, so mitfühlend und liebevoll wie möglich zu handeln.

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