Hilfe bei Depressionen

Die goldene Gans

Es war einmal eine Prinzessin, die war immer traurig. Sie litt unter Depressionen. Sie hatte keine Freude am Leben. Deshalb versprach der König sie demjenigen zur Frau zu geben, der sie zum Lachen bringen und von ihren Depressionen befreien kann. Viele Prinzen versuchten ihr Glück. Die besten Psychotherapeuten des Reiches probierte ihre Kunst an ihr aus. Es kamen Clowns, Witzemacher und Comedians aus allen Ecken der Welt. Aber die Prinzessin lachte nie. Sie blieb immer traurig.

Nun lebte im Dorf nahe dem Schloss ein armer Holzfäller mit seinen drei Söhnen. Eines Tages schickte er seinen ältesten Sohn zum Holzfällen in den Wald. Aber der Sohn verletzte sich beim Holzfällen am Arm. Daraufhin versuchte der zweite Sohn sein Glück. Er hieb sich ins Bein und musste auch nach kurzer Zeit das Holzfällen aufgeben. Von den drei Söhnen blieb nur noch der Jüngste übrig. Alle nannten ihn den Dummling, weil er zu nichts zu gebrauchen war und alle Dinge falsch machte, die ihm aufgetragen wurden.

Der Vater wollte den Dummling nicht zum Holzhacken in den Wald gehen lassen. Er hatte Angst, dass sein jüngster Sohn sich noch schwerer verletzten würde als seine Brüder. Vielleicht würde er gar sein Leben verlieren, wenn ein großen Baum auf ihn fällt. Mir ist das auch beinahe einmal passiert, als ein großer Baum in meinem Garten halb umgestürzt war. Zum Glück rettete mich Barbara und verbot mir das Baumfällen. Ich musste einen professionellen Baumfäller engagieren. Und sogar der hatte seine liebe Mühe mit dem Baum.

Unser Dummling war ein unverbesserlicher Optimist. Insofern hatte er Ähnlichkeiten mit mir. Er erklärte seinem Vater: „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Mir wird schon nichts passieren. Gott schützt die Dummen.“ Der Vater machte sich natürlich trotzdem Sorgen. Aber da er Holz brauchte, ließ er den Dummling losziehen.

Auf dem Weg in den Wald traf der Dummling ein kleines graues Männchen. Das Männchen lebte als Eremit alleine im Wald. Und es hatte Hunger. Es fragte den Dummling, ob es ihm etwas von seinem Brot abgeben könnte. Die Mutter hatte dem Dummling nur Aschebrot und saures Bier mitgegeben, weil andere Speisen für den Dummling zu schade waren. Der Dummling antwortete: „Wenn du Aschebrot und saures Bier magst, kannst du gerne die Hälfte abbekommen.“

Sie setzten sich gemütlich auf einen Baumstumpf und begannen zu speisen. Da verwandelte sich das Aschebrot plötzlich zu einem köstlichen Biobrot und das saure Bier wurde zu einem edlen Wein. Das graue Männchen sprach: „Weil du ein gutes Herz hast, soll dir das Schicksal günstig sein. Fälle den alten Baum dort und sieh was geschieht.“ Der Dummling ging zu dem Baum, schlug mit der Axt dagegen, der Baum fiel um und unter dem Wurzelwerk saß eine goldene Gans.

So ein schönes Tier hatte der Dummling noch nie gesehen. Er beschloss die Gans zur traurigen Königstochter zu bringen. Vielleicht könnte die Geschichte sie etwas aufmuntern. Er machte sich auf den Weg zum Schloss. Unterwegs traf er drei lustige junge Frauen, die ihn neckten und über ihn und seine Gans lachten. Sie versuchten der Gans eine Feder auszurupfen. Dabei blieben sie aber an der Gans kleben und konnten nicht wieder freikommen. Ihre Gier nach Geld und Gold fesselte sie an die goldene Gans.

Die Vier kamen an einer Kirche vorbei, wo gerade eine Taufe stattfinden sollte. Der Pfarrer wurde auch magisch von der goldenen Gans angezogen. Er rief: „Ein Wunder.“ Und wollte die goldene Gans für sich und die Kirche haben. Durch seine Gier klebte auch er an der goldenen Gans fest. Sein Küster versuche ihn zu befreien und musste deshalb auch mit zum Schloss ziehen. Nachdem auch noch zwei geldgierige Bauern ihr Glück versucht hatten und die Anzahl der kleinen Gruppe auf sieben erhöhten, erreichten alle fluchend und schimpfend den Palast des Königs.

Dort blickte die Prinzessin gerade traurig aus dem Fenster und fragte sich, welchen Sinn ihr trostloses Leben haben könnte. Sie erblickte den lustigen Zug. Vorneweg der Dummling mit der goldenen Gans. Hinterdrein die drei Mädels, der Pfarrer und der Küster, und zum Schluss die beiden dicken Bauern. Und alle versuchten sich von ihrer Gier und dem Fluch des Goldes zu befreien.

Als die Sieben beim König vorgelassen wurden, wurde sogar der König von der Goldgier gepackt. Er sah die goldene Gans und wollte sie für sich haben. Er ergriff die Gans, klebte fest und konnte auch von dem dicken Hofmarschall nicht befreit werden. Alle kullerten bunt durcheinander. Da musste sogar die Prinzessin lachen. Und weil der Dummling sie mit seiner guten Energie und seiner fröhlichen Art immer wieder zum Lachen brachte, heiratete sie ihn. Das erwies sich als eine gute Idee, denn durch die Liebe verschwand ihre Depression. Die Liebe hatte ihrem Leben einen tieferen Sinn gegeben.

Bevor der König den Dummling als seinen Nachfolger akzeptierte, musste der Dummling allerdings noch drei Prüfungen bestehen. Er muss einen Krug voller Wein in einem Zug austrinken und die großen Hochzeitstorte alleine aufessen. Nur die Prinzessin durfte ihm dabei helfen. Da der Dummling groß und stark war, löste er diese Aufgaben mit Leichtigkeit. Schwieriger war die dritte Aufgabe. Er sollte ein Schiff bauen, dass zu Wasser und zu Land fuhr. Das gelang ihm zwar, aber die große Frage bleibt, was das Märchen damit gemeint hat.

Versuchen wir die Frage mittels der spirituellen Märchendeutung zu klären. Das Grundproblem im Leben ist die Anhaftung an weltliche Genüsse, an Macht, Geld und Reichtum. Das verdeutlicht das Märchen gut mit der goldenen Gans, an der alle weltlichen Menschen und sogar die Priester der Kirche anhaften. Um zur Erleuchtung zu kommen, muss man die Anhaftung an die Welt loslassen. Ein Mensch muss sich entscheiden, ob er Gott oder dem Geld (den weltlichen Genüssen) dienen will. Das steht bereits in der Bibel. Das lehren auch Buddha und alle anderen Heiligen.

Im Leben gibt es aber nicht nur das Problem der Anhaftung. Es gibt auch das Problem der Depression. Ein depressiver Mensch hat an nichts mehr eine Freude, nicht einmal an den weltlichen Genüssen. Auch auf dem spirituellen Weg kann man in Depressionen versinken, wenn man seinen Weg zu streng und zu dogmatisch geht. Deshalb hat Buddha den mittleren spirituellen Weg gelehrt. Und auch Jesus erlaubte es Wein zu trinken und Feste zu feiern.

Wir sollten also auch auf dem spirituellen Weg genug Freude in unser Leben bringen. Wir sollten auch das Lachen nicht vergessen. Deshalb gibt es den lachenden Buddha, der für viele Menschen ein wichtiges Vorbild ist. Im Yoga gibt es den Lachyoga. Und bei den Katholiken gibt es viele Feste, bei denen kräftig gesündigt werden darf. Und danach betet man dreimal den Rosenkranz und alle Sünden sind vergeben.

Depression überwinden wir auf einer tieferen Ebene, indem wir durch spirituelle Übungen unsere Glücksenergie zum Fließen bringen. Das kann durch Spaziergänge in der Natur, eine tiefe Meditation, den Kundalini-Yoga (Gottheiten-Yoga, Vorbild-Yoga, Guru-Yoga) und insbesondere durch den Satsang (das Zusammensein mit glücklichen Menschen) geschehen. Wir müssen unser Leben auf das Licht hin ausrichten. Dann wird sich in uns das Licht entfalten. Die goldene Gans, die in der Erde bei den Wurzeln des Baumes liegt, ist in Wirklichkeit die Kundalini-Energie, die Energie der Erleuchtung und des inneren Glücks. Der Baum ist der mittlere Energiekanal und die Wurzeln deuten auf das Erdchakra hin.

Wein ist in der Spiritualität ein Symbol für das innere Glück. Wenn der Dummling ein Fass Wein trinkt, dann bedeutet das, dass er sich durch seine spirituellen Übungen mit innerem Glück füllt. Die gleiche Bedeutung hat es, wenn er viel Brot (hier die Hochzeitstorte) isst. Das Schiff, das zu Wasser und zu Land fährt, sind seine spirituellen Übungen. Sie bringen ihn in allen Lebenssituationen ins Licht. Letztlich ist Gott das Schiff. Wenn wir auf Gott (das Licht, unser spirituelles Vorbild, unseren spirituellen Weg) vertrauen, dann werden immer eines Tages ins Licht gelangen. Im Buddhismus nehmen wir Zuflucht zu Buddha, zum Dharma (Weg) und zur Sangha (spirituellen Gemeinde). Wir können es auch so ausdrücken, dass wir selbst unsere Zuflucht, unser Gefährt ins Glück sind. Wir sollten das Glück ins uns suchen, dann finden wir es auch in der Welt.

https://mystiker2.wordpress.com/2021/10/12/das-spirituelle-marchenbuch-die-schonsten-marchen-und-ihre-bedeutung/#40

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