Gutes und schlechtes Karma

Eines Tages kam ein sehr reicher Mann zu dem Mahamudra-Meister Gampopa. Er wurde von Gewissensbissen geplagt. Er hatte in seinem Leben viele schlechte Dinge getan. Er hatte den Kapitalismus genutzt um viel Geld anzuhäufen. Er hatte in seinem Geschäftsleben andere Menschen betrogen und sich nicht immer an die Regeln eines ehrsamen Kaufmannes gehalten. Was würde aus ihm nach seinem Tod werden? Der reiche Mann glaubte an ein Leben nach dem Tod. Er vertraute insofern den Aussagen der erleuchteten Meister. Insbesondere glaubte er an das Karma-Gesetz. Wer Schlechtes tut, erntet nach dem Tod und im nächsten Leben die Früchte seines schlechten Karmas. Deshalb wollte er von Gampopa wissen, was er tun könnte, um ein gutes Karma zu erhalten.

Gampopa riet ihm spirituell zu praktizieren und Gutes zu tun. Wer Gutes tut, der löst damit die Folgen des schlechten Karmas auf oder hindert es zumindest an der Entfaltung. Der reiche Kaufmann meditierte ab jetzt jeden Tag drei Stunden und achtete auf seine Gedanken. Er vermied Gedanken der Habgier und des Egoismus. Er bemühte sich um Gedanken der Liebe, der Weisheit und der Großzügigkeit. Jeden Tag begann er mit einem positiven Leitsatz. Jeden Abend dachte er über den Tag und sein Verhalten nach. Er überlegte, was er am nächsten Tag besser machen konnte. Und wie er seinen Geist beständig im positiven Bereich halten konnte. Er stoppte negative Gedanken und dachte Mantren, durch die er sich mit seinem spirituellen Vorbild verband.

Insbesondere ändere er ab jetzt vollständig sein geschäftliches Verhalten. Er war stets ehrlich zu seinen Kunden und gab ihnen eher zu viel als zu wenig. Sein großes Vermögen verwendete er dazu Gutes zu tun. Er ließ kostenlos Essen an die Armen verteilen, gründete ein Meditationszentrum und errichtete einen Tempel zu Ehren Buddhas. Nach einigen Jahren hatte sich sein Geist völlig gewandelt. Er strahlte Liebe, Güte und Frieden aus.

Das erkannte auch sein Meister Gampopa, als der Reiche ihn eines Tages wieder besuchte. Jetzt hatte Gampopa eine neue Lehre für ihn. „Lass alle Gedanken an ein gutes oder schlechtes Karma los. Versenke dich einfach in dein Erleuchtungsbewusstsein. Lebe im erleuchteten Sein. Lass alle Dinge kommen und gehen wie sie wollen. Lass alle Zielstrebigkeit los. Für einen Erleuchteten gibt es nichts mehr zu tun. Er ist am Ziel. Er hat durch sein inneres Glück die Dualität des guten und schlechten Karmas überwunden.“

Der Reiche fühlte sich noch völlig unerleuchtet. Wie sollte er im erleuchteten Sein ruhen? Da zeigte ihm Gampopa eine Übung zur Erweckung seiner Erleuchtungsenergie. Der Reiche sollte sich in der Meditation als Bodhisattva Chenrezig visualisieren und allen Wesen Licht senden. Der Reiche versenkte sich in die Meditation. Gampopa berührte sanft seinen Rücken. Und schon war der Reiche erleuchtet und hatte alles schlechte Karma überwunden. Durch seine jahrelange spirituelle Praxis war er innerlich bereits so gereinigt, dass sich die Erleuchtung in einem Moment entfalten konnte. Alles äußere Geschehen erkannte er als das Spiel seines eigenen Bewusstseins. Durch die Herrschaft über seine Gedanken konnte er bestimmen, welche Gefühle er haben wollte. Er bevorzugte es im Frieden, in der Liebe und im Glück zu leben. Nach seinem Tod stieg er mit einem Mantra ins Paradies Amitabhas auf. Und im nächsten Leben kam er selbst als erleuchteter Meister wieder auf die Welt. (Tibetische Weisheitsgeschichten)

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