Glück durch positives Denken

Innere Arbeit bewirkt ein glückliches Leben

König Drosselbart

Es war einmal eine Prinzessin, die hatte einen schönen Körper und einen negativen Geist. An allem hatte sie etwas auszusetzen. Überall sah sie vor allem das Negative. Am meisten liebte sie es über andere Menschen zu lästern.

Eines Tages beschloss der König seine Tochter zu verheiraten. Er lud alle heiratswilligen Adligen im Land zu einem großen Fest ein. Der König und seine Tochter saßen auf ihrem Thron und die heiratswilligen jungen Männer standen in einer langen Reihe vor ihnen. Da die Prinzessin sehr schön war, waren viele Männer gekommen. Allerdings hatte auch viele ihr schlechter Ruf abgeschreckt.

Jeder Mann stellte sich kurz vor und dann betrachtete die Prinzessin ihre Schwächen und lästerte über sie. Der eine war ihr zu dick, der andere zu dünn, der dritte zu lang und der vierte hatte eine zu blasse Hautfarbe. „Du siehst ja aus wie der Tod,“ entfuhr es ihrem süßen Mund. Am meisten aber lästerte sie über einen jungen König, dessen Kinn etwas krumm geraten war. „Ei,“ rief sie, „du hast ja ein Kinn wie die Drossel einen Schnabel.“ Seit der Zeit nannte man ihn König Drosselbart.

Der Vater der Prinzessin war sehr erbost. Er erklärte: „Da du alle Adligen verschmäht hast, sollst du den ersten besten Bettelmann heiraten, der durch diese Tür kommt.“ Die Prinzessin hielt das für einen Witz, aber der König machte Ernst. Als ein Spielmann unter seinem Fenster zu spielen anhob, bat er ihn in den Palast zu kommen. Er schickte nach einem Priester und verheiratete seine Tochter sofort mit dem Bettler.

Der Bettler war aber kein anderer als der von der Prinzessin verhöhnte König Drosselbart. Er hatte sich als Bettler verkleidet, weil er die Aussage des Königs gehört hatte. Er hatte sich in die Schönheit der Prinzessin verliebt und hoffte ihren negativen Geist verändern zu können. Er dachte, wenn sie die Armut schmecken würde, dann würde sie das reiche Leben zu schätzen wissen. Ihm war aber nicht bewusst, dass negative Gedanken schwer zu überwinden sind.

Als erstes musste die Prinzessin ihre schönen Kleider ablegen und die Lumpen einer Bettlerin anziehen. Dann befahl ihr Vater, der König, ihr seinen Palast zu verlassen: „Als Bettlerin möchte ich dich nicht in meinem Schloss haben. Als Bettelfrau musst du mit deinem Mann mitgehen.“ Der stolzen Prinzessin blieb nichts anderes übrig als dem Bettler in seine armselige Hütte zu folgen.

Unterwegs kamen sie an einem großen Wald, einer grünen Wiese und einer reichen Stadt vorbei. „Wem gehört das alles,“ fragte die Prinzessin. „Das gehört dem König Drosselbart,“ antwortete der Bettler. „Ach hätte ich doch lieber den König Drosselbart geheiratet. Dann könnte ich jetzt ein schönes Leben führen,“ seufzte die Prinzessin.

Sie kamen zu einer kleinen Hütte am Rande des Waldes. Das Dach leckte bei Regen durch, der Fußboden roch vermodert und der kalte Wind pfiff durch die Wände. „Wem gehört diese windschiefe Hütte,“ fragte die Prinzessin entsetzt. „Das ist jetzt unser Zuhause. Hier werden wir in Zukunft wohnen,“ erklärte ihr der Bettelmann.

Die Prinzessin musste jetzt den Haushalt führen, das Feuer anmachen, die Hütte putzen und das Essen zubereiten. Sie musste aus Weidenzweigen Körbe flechten und Wolle zu Garn spinnen. Da sie die harte Arbeit nicht gewohnt war, tat ihr ganzer Körper weh, ihre Finger waren blutig und über ihre Schönheit legte sich eine Schicht von Schmutz. Trotzdem war sie immer noch garstig zu ihrem Mann und meckerte den ganzen Tag an ihm herum. Der arme Bettler hatte keine ruhige Minute. Er begann es zu bereuen, dass er die Prinzessin geheiratet hatte.

Um etwas Geld zu verdienen, schickte er die Prinzessin auf den Markt, damit sie Tontöpfe verkauft. Das gelang ihr gut, da die Menschen gerne bei einer so schönen Frau etwas kauften. Sie bemühte sich auch und war freundlich zu den Menschen. Aber da kam ein betrunkener Husar und zerstörte alle ihre Töpfe. Voller Verzweiflung rannte sie zu ihrem Mann und berichtete ihm von dem Unglück. „Ich werde versuchen eine andere Arbeit für dich zu finden. Im Schloss wird eine Küchenhilfe gesucht. Vielleicht geben sie dir diese Stelle,“ meinte ihr Bettlermann.

Tatsächlich wurde sie in der Küche des Schlosses angenommen. Jetzt musste sie jeden Tag hart arbeiten und die niedrigsten Dienste verrichten. Als Lohn bekam sie etwas zu essen für sich und ihren Mann. So konnten sie eher schlecht als recht leben. Aber der Geist der Prinzessin veränderte sich nicht. Sie blieb immer noch so negativ und konnte nur das Schlechte in ihrem Leben sehen.

Da versuchte es der Bettler mit einer anderen Strategie: „Wenn wir glücklich werden wollen, dann musst du versuchen die Dinge so zu akzeptieren wie sie sind. Du musst dich auf das Positive im Leben konzentrieren. Nur dann kannst du glücklich sein.“ Zweifelnd fragte die Prinzessin: „Wie kann ich die Dinge schön sehen, wenn alles nur schlecht ist?“ Ihr Mann meinte: „Es ist nie alles nur schlecht. An jeder Situation gibt es gute und schlechte Seiten. Es ist nur dein Geist, der sich auf eine Seite konzentriert. Wenn du an deinem Geist arbeitest, dann kannst du deine Weltsicht verändern. Letztlich kommt es nur auf das innere Glück an. Die äußeren Dinge im Leben sind nicht so wichtig. Ein negativ denkender Reicher ist in Wirklichkeit arm und ein positiv denkender Armer ist in Wirklichkeit reich. Der erste führt ein unglückliches und der zweite ein glückliches Leben.“ „Und wie soll ich das konkret machen,“ überlegte die Prinzessin. Ihr Mann erklärte: „Betrachten wir unser Leben. Wir sind zwar arm, aber wir haben ein Dach über dem Kopf und genug zu essen. Wir sind gesund und lieben uns. Das genügt zum Glücklichsein.“

Von jetzt an übte sich die Prinzessin jeden Tag in der Gedankenarbeit. Sie nahm das Leid in ihrem Leben an und konzentrierte sich auf die Freude. Sie brachte jeden Tag so viele schöne Dinge in ihr Leben, dass sie sich auch in ihrer kleinen Hütte wohl fühlte. Sie dichtete die Ritzen in den Wänden ab, so dass es schön warm wurde. Sie stopfte die Löcher im Dach, so dass es nicht mehr durchregnete. Sie säuberte die Hütte und dekorierte die Wände mit schönen Bildern. Sie pflanzte Blumen im Garten und bemühte sich um eine positive Beziehung zu ihrem Mann. Im Laufe der Zeit wurden sie immer glücklicher. Die Prinzessin entdeckte das Geheimnis der inneren Arbeit. Sie übte die Genügsamkeit in äußeren Dingen und die Erweckung der Liebe und des Glücks in sich.

Eines Tages wurde im Palast ein großes Fest gefeiert. Es hieß, dass der Besitzer des Schlosses, König Drosselbart, heiraten wolle. Alle reichen Leute des ganzen Landes wurden zu dem Fest eingeladen. Die Prinzessin musste in der Küche das Fest vorbereiten und die Gäste mit den köstlichen Gerichten bewirten. Sie war als einfache Küchenmagd gekleidet. Keiner erkannte sie als ehemalige Prinzessin. Doch als die Musikanten zum Tanz aufspielten, ergriff der König Drosselbart ihre Hand und zog sie auf die Tanzfläche. Zuerst lachten alle Gäste. Sie hielten es für einen Scherz, weil der König mit einer zerlumpten Dienerin tanzt. Aber dann erklärte der König Drosselbart, dass diese Dienerin in Wirklichkeit die Tochter des Nachbarkönigs und seine Frau sei. Sie seien bereits verheiratet und würden jetzt nur die Hochzeitsfeier nachholen.

Die Prinzessin wusste nicht, wie ihr geschah. Aber sie erkannte in dem König Drosselbart ihren Bettlermann. Ihr Mann bat sie ihm zu verzeihen: „Ich habe keine andere Möglichkeit gesehen deine Liebe zu gewinnen, als mich als Bettler zu verkleiden und eine Zeitlang mit dir in einer kleinen Hütte zu leben.“ Da die Prinzessin inzwischen gelernt hatte positiv zu denken, verzieh sie ihrem Mann, nahm die Situation so an wie sie war und besann sich auf die Liebe, die sich zwischen ihnen entwickelt hatte.

Sie zog sich königliche Kleider an. Da kam ihre ursprüngliche Schönheit wieder ans Licht. Sie feierten ein großes Fest. Und danach wurde die Prinzessin zu einer gütigen und glücklichen Königin. Sie führte mit ihrem König Drosselbart eine glückliche Ehe, weil sie über seine kleinen Mängel hinwegsehen konnte.

https://www.youtube.com/watch?v=w7QItD_pkWA

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