Gibt es Gott?

Dalai Lama: "Es gibt zwei Arten von Religionen. Der Buddhismus ist eine Religion ohne persönlichen Gott. Im Buddhismus steht nicht Gott, sondern die Erleuchtung im Mittelpunkt. Das Christentum glaubt an einen persönlichen Schöpfer der Welt. Aber alle Religionen stimmen darin überein, dass Liebe und Mitgefühl die Menschen besser machen."

Gott ist aus meiner Sicht erst mal nur ein Wort, ein Begriff. Es kommt darauf an, wie wir diesen Begriff inhaltlich füllen. Mein Weg ist es mich in der Wahrheit zu verankern. Was ist die Wahrheit? Die Wahrheit ist es, dass es die Erleuchtung gibt. Das ist aus meiner Sicht die Grundwahrheit. Buddha lehrte, dass die Erleuchtung der große Weg der Befreiung vom Leid des Lebens ist. Auch Jesus ist meiner Meinung nach ein Erleuchtungslehrer. Er hat die Erleuchtung erfahren. Er beschrieb sie mit seinen Worten. Er beschrieb sie als Einswerdung mit dem Vater.

Als Vater aller Wesen können wir die Natur ansehen, im weiteren Sinne den Kosmos. Aus der Natur entstehen alle Wesen. Die Natur ist die große Mutter und der große Vater aller Wesen. Die Wahrheit ist, dass wir nicht unabhängig von der Natur existieren. Wir sind Teil des Systems der Natur. Stirbt die Natur, sterben wir auch. Geht es der Natur gut, geht es auch der Menschheit gut. In der Natur spielt alles zusammen. Wetter, Pflanzen, Tiere und Menschen bilden ein Gesamtsystem.

In der Erleuchtung besitzt man ein Einheitsbewusstsein. Das Ego verschwindet. Wir erwachen zu einer Einheitssicht. Wir sind eins mit der Natur. Man kann es auch so ausdrücken, dass wir eins mit Gott sind.

In der Erleuchtung sehen wir die Urstrahlung der Welt. Wir sehen das Licht in der Welt. Alle Dinge strahlen von sich aus. Sie strahlen Licht, Liebe, und Glück aus. Wir sehen die Strahlung Gottes in der Welt. Wir leben im Licht. Wir sind eins mit dem Licht. Wir besitzen ein Paradiesbewusstsein. Wir erkennen die Welt als ein Paradies, auch wenn es dort gute und schlechte Dinge gibt.

Nirwana ist ein anderer Begriff für Gott. Der Begriff Gott betont die Fülle, das Licht, das Glück, die Liebe. Der Begriff Nirwana betont die Leerheit, die Egolosigkeit, die Nichtswerdung des Menschen. Beides sind die zwei Seiten einer Münze. Durch das Verschwinden des Egos gelangen wir in die Einheitssicht und in uns erwachen Frieden, Liebe und Glück.

Dazu müssen wir uns innerlich reinigen. Wir müssen die Verspannungen (Energieblockaden) in unserem Körper und unserem Geist auflösen. In der Bibel (Bergpredigt) heißt es: "Selig sind die im Herzen (im Geist) Reinen, denn sie werden Gott schauen." Dieser Satz sagt das Entscheidende. Wer erleuchtet ist, sieht Gott. Wer erleuchtet ist, lebt im Licht und sieht das Licht in der Welt. Hier treffen alle Religionen zusammen.

Die Religionen unterscheiden sich in den Methoden und Wegen. Es gibt die Religionen, die alles von einem erleuchteten Meister erwarten. Und es gibt die Religionen, die den Schwerpunkt auf das eigene Bemühen legen. Letztlich wirkt beides zusammen. Im Christentum beten die Menschen zu Gott. Aber es wird auch gefordert, dass man an sich selbst arbeitet und positive Eigenschaften wie inneren Frieden, umfassende Liebe, Ausdauer und Gottüberlassenheit entwickelt. Im Buddhismus vertrauen wir auf die Worte Buddhas. Buddha lehrte uns, uns selbst um die Erleuchtung zu bemühen.

Aber es gibt im Buddhismus auch die erleuchteten Meister, die uns helfen. Sie besitzen übersinnliche Fähigkeiten und können uns über alle Grenzen von Raum und Zeit hinweg helfen und uns sehen. Der Dalai Lama ist mir oft in Träumen erschienen und hat mich spirituell geführt, obwohl er weit entfernt von Deutschland in Indien lebt. Andere erleuchtete Meister haben mir spirituelle Energien übertragen und einige Male sogar meine Erleuchtung aktiviert. Ist der Schüler bereit, kann ihn der Meister mit einem Fingerschnippen zur Erleuchtung bringen. Oder mit anderen Methoden, wie es für den Schüler hilfreich ist.

Der große Streit in den Religionen geht meiner Sicht nach um den persönlichen Gottesbegriff. Ist Gott nur eine höhere Dimension, die man in der Erleuchtung erfährt? Oder kann Gott einem persönlich helfen und sogar nach dem Tod ins Paradies bringen? Im Buddhismus helfen der persönlicher Meister, Buddha Amitabha, alle Buddhas und Bodhisattvas, wenn man sie anruft und sich mit ihnen verbindet. Im Christentum helfen Jesus, Mutter Marie oder Gott.

 

In der Erleuchtung verschwindet das Ego. Man wird eins mit allem. Und deshalb sind auch alle erleuchteten Meister aller Religionen eins. Hier gibt es in Wirklichkeit nicht den großen Unterschied zwischen den Religionen. Der große Unterschied besteht eher in der Entstehungsgeschichte der Welt. Hat Gott die Welt erschaffen oder ist die Welt aus der Urenergie (dem Licht) entstanden, wie es eher die Quantenphysik und der Buddhismus vertreten? Im Buddhismus und Hinduismus ist die Urenergie immer da. Sie wandelt nur ständig ihre Form. Ein Universum kommt und vergeht. Leben kommt und vergeht. Alles fließt ewig.

Man kann die Dinge sehen, wie man will. Aus der buddhistischen Sicht ist es egal. Es kommt nicht darauf an. Es kommt nur darauf an, was einen zur Erleuchtung, zur Heiligkeit, zu einem Leben im Licht bringt. Und das ist individuell unterschiedlich. Manche Menschen brauchen den Weg der Meditation, manche den Weg der Gedankenarbeit und die meisten beide Wege. Manche Menschen brauchen einen persönlichen Meister und manche brauchen nur eine Anleitung zur Arbeit an sich selbst. Auch Jesus hat meditiert. Er lehrte auch den Weg der Meditation, was von vielen Christen vergessen wird.

Es gibt viele Formen des Buddhismus. Der Amitabha-Buddhismus ist dem Christentum sehr ähnlich. Hier ist der Hauptweg das Vertrauen in den Buddha Amitabha und die tägliche Verbindung mit ihm. Dann führt Buddha Amitabha den Menschen nach dem Tod ins Paradies, in sein Reines Land und letztlich zur Erleuchtung. Andererseits gibt es den Zen-Buddhismus, wo sehr viel Wert auf die intensive Meditation gelegt wird. Im tibetischen Buddhismus gibt es beide Wege. Es gibt den Guru-Yoga und das eigene Bemühen. Finden wir heraus, was wir persönlich brauchen und was uns spirituell voran bringt.

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