Gibt es eine Seele?

Zitat des Dalai Lama: „Das Bewusstsein wird immer da sein. Das Körperbewusstsein wird aufhören zu existieren, wenn unser Körper stirbt. Aber das grundlegende höchste Bewusstsein wird immer existieren. Es besitzt keinen Anfang und kein Ende. Dieses Bewusstsein wird andauern. Wenn wir die Buddhaschaft erreichen, wird dieses Bewusstsein zum Allwissen erleuchtet.“

Wikipedia: „Im Buddhismus bezieht sich der Begriff anattā (Pali) oder anātman (Sanskrit) auf die Lehre vom „Nicht-Selbst“ – dass es kein unveränderliches, dauerhaftes Selbst, keine Seele oder Essenz in Phänomenen gibt. Es ist eines der drei Zeichen der Existenz zusammen mit dukkha (Leiden) und anicca (Vergänglichkeit). Das buddhistische Konzept von Anattā oder Anātman ist einer der grundlegenden Unterschiede zwischen dem Mainstream-Buddhismus und dem Mainstream-Hinduismus, wobei letzterer behauptet, dass ātman (Selbst, Seele) existiert.

Im thailändischen Theravada-Buddhismus haben einige buddhistische Gelehrte der Neuzeit behauptet, dass „Nirvana in der Tat das wahre Selbst ist“. Ajahn Maha Bua,ein bekannter Meditationsmeister, beschrieb die Citta (Geist) als eine unzerstörbare Realität, die nicht unter Anattā fällt. Er hat erklärt, dass das Nicht-Selbst nur eine Wahrnehmung ist, die verwendet wird, um einen von der Verliebtheit in das Konzept eines Selbst abzuschrecken, und dass, sobald diese Verliebtheit verschwunden ist, auch die Idee des Nicht-Selbst fallen gelassen werden muss.

Der amerikanische Mönch Thanissaro Bhikkhu von der thailändischen Waldtradition beschreibt die Aussagen des Buddha über das Nicht-Selbst als einen Weg zum Erwachen und nicht als eine universelle Wahrheit. Thanissaro Bhikkhu stellt fest, dass der Buddha die Frage, ob es ein Selbst gibt oder nicht, absichtlich als nutzlose Frage beiseite gelegt hat, und nennt den Satz „Es gibt kein Selbst“ den „Großvater der gefälschten buddhistischen Zitate“. Er weist auch darauf hin, dass das Festhalten an der Idee, dass es überhaupt kein Selbst gibt, die Erleuchtung tatsächlich verhindern würde.“

Wir sehen, die Dinge sind ziemlich kompliziert. Da die Lehre vom Nicht-Selbst ein beliebtes Instrument aller Dogmatiker ist, sich gegenseitig zu erschlagen, möchte ich versuchen, die Dinge zu klären.

Meine oberste Wahrheit ist, dass es nur eine Erleuchtung gibt. Wenn Buddha, Krishna und Jesus Erleuchtete waren, müssen sie den gleichen Sachverhalt mit unterschiedlichen Worten beschrieben haben. Im Christentum geht von von der Existenz einer Seele aus. Im Mainstream-Buddhismus verneint man die Existenz einer Seele. Und im Hinduismus hat man ein differenziertes Konzept.

Nach der Lehre des Hinduismus gibt es ein Selbst, das nach der Erleuchtung in das höhere Selbst übergeht. Wir besitzen also eine Seele, die von Geburt zu Geburt weiterwandert, bis sie zur Erleuchtung findet. Das Ego löst sich auf und wir werden reines Bewusstsein. Wir erlangen ein Einheitsbewusstsein. Wir leben im Nirwana, im egolosen Sein. Aber es gibt uns immer noch als Einzelwesen. Laut Dalai Lama existiert auch der Buddha nach dem Tod im Parinirvana als Einzelwesen fort. Er ist alles (eins mit allem) und kann trotzdem noch als Einzelwesen handeln und uns helfen.

Das entspricht auch meiner Erfahrung. Einmal trat ich in in der Meditation in den höchsten Seinsbereich ein. Im Hinduismus nennt man ihn Satyaloka. Im Christentum spricht man von der mystischen Hochzeit, von der Einswerdung mit Gott. Im Yoga nennt man es die Vereinigung von Shiva und Shakti. Mein Ego löste sich auf. Ich ruhte in einer Energie aus Ruhe, Liebe, Wahrheit und höchster Glückseligkeit. Ich war reines Bewusstsein. Und gleichzeitig war ich mir bewusst, dass ich als Einzelwesen existiere und als Einzelwesen handeln kann. Ich konnte beschließen diesen Bereich wieder zu verlassen und auf der Erde in einem Körper weiterzuleben. Was ich dann auch tat.

Wenn wir die Dinge so betrachten, lösen sich alle Probleme auf. Es gibt ein Einzelbewusstsein. Dieses Bewusstsein können wir Seele nennen. Als Buddhist kann man den Begriff Bewusstsein verwenden. Dieses Bewusstsein wandert von Körper zu Körper weiter. Es entwickelt sich durch die dabei gemachten Erfahrungen zur Erleuchtung. Dann überwindet es das Ego und wird eins mit allem. Es existiert als Einheitsbewusstsein, als reines Bewusstsein, weiter. Und gleichzeitig kann es auch als Einzelbewusstsein handeln. Ein Erleuchteter kann auch von sich als „Ich“ sprechen, obwohl er sich bewusst ist, dass er in seinem Wesenskern nur reines Bewusstsein (Anatman) ist.

Grundsätzlich müssen wir beachten, dass die Erleuchtung über allen Begriffen ist. Sie kann nur erfahren, aber nicht vollständig beschrieben werden. Und so ist es auch mit dem Selbst und dem Nicht-Selbst. Alles sind nur Begriffe, die uns zur Erleuchtung führen wollen. Manchmal ist der eine Begriff hilfreich und manchmal der andere. Manchmal ist es hilfreich zu erkennen, dass wir als Persönlichkeit der Veränderung unterliegen. Es gibt uns nicht als ewig gleiche Seele. Und manchmal ist es hilfreich uns auf das Feststehende zu konzentrieren und zu bedenken, dass wir unserer Karma von Leben zu Leben mitnehmen und Verantwortung für uns selbst, unser Selbst, haben.

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