Ghrina – Ekel, Widerwille, verachten

Heute geht es um einen Ausdruck, der nicht so schön ist, Ghrina. Ghrina heißt Widerwille, Ekel und Verhaftung bzw. Verachtung. Ghrina, dazu gibt es zwei Aspekte vom Standpunkt des spirituellen Weges. Der erste ist, es gilt, Ghrina auf eine solche Weise zu entwickeln, dass man das Sattvige gut findet und dass das Tamasige einen anekelt.

Also z.B. angenommen, du hast noch nie eine Zigarette geraucht und wenn dir jemand die Zigarette anbieten würde und du sie auch nur in die Nähe bekommst, dann bekommst du einen Ekel davor. Und das ist etwas Gutes, das ist ein sinnvoller Schutzmechanismus. Und du kannst auch darauf vertrauen, angenommen, du rauchst noch und du hörst mit dem Rauchen auf, nach einigen Monaten, wo du vielleicht noch Gelüste hast, wirst du dazu kommen, dass dich schon der Anblick einer Zigarette anekelt. Es mag zwischendurch auch mal kurze Gelüste geben, aber insgesamt geht das dort relativ schnell. Genauso angenommen, du bist es gewohnt, Fleisch zu essen, wenn du dann aufhörst, Fleisch zu essen, nach einer Weile wird dich Fleisch anekeln. Du wirst dich sogar unwohl fühlen, wenn andere Fleisch essen. Du spürst irgendwo, das sind verbrannte Leichenteile oder Tiere werden umgebracht, ihr Fleisch wird genommen und wird anschließend geröstet, das ist nichts Appetitliches, im Gegenteil. Das macht es manchmal für überzeugte Vegetarier etwas schwierig im Umgang mit anderen. Aber da gilt es dann auch, im Umgang mit anderen diesen Ekel zu überwinden, da will ich gleich darüber sprechen.

Genauso angenommen, du hast eins, zwei, drei Jahre vegan gelebt, dann ist auch, wenn dir irgendjemand ein Glas Milch anbietet, ist das nicht mehr rein intellektuell vom Tierschutz her, sondern dich ekelt das einfach an. Das wäre so ähnlich, angenommen, jemand würde dir Muttermilch von einer Mutter anbieten. Du wüsstest, da ist irgendwo Milch von einer Frau abgezapft worden und man würde dir das anbieten: „Trink doch mal!“ Die meisten Menschen haben davor einen natürlichen Ekel. Und so ähnlich auch hat man einen natürlichen Ekel vor der Milch einer anderen Tierart. Der Mensch hat es irgendwie überwunden, aber so gibt es positiven Ekel. Auf einer höheren Ebene ist es natürlich wichtig, Ekel auch zu überwinden. Aber auf einer relativen Ebene kann man Ekel auch durchaus positiv sehen. Der Ausdruck einer sattvigen Lebensweise ist manchmal, dass einen das Tamasige irgendwo anekelt.

Das sollte einen nicht hochmütig machen und man muss auch aufpassen, denn die Trennungslinie zwischen einer sattvigen, natürlichen Lebensart, die einem gut liegt, und einem Hochmut und irgendwo einem Dünkel, ist fließend. Denn natürlich, vom höheren Standpunkt aus ist alles göttlich. Vom höheren Standpunkt aus gibt es weder etwas Großartiges noch etwas nicht Großartiges, es gibt nicht gut und es gibt nicht schlecht, sondern es gibt nur Manifestationen des Göttlichen. In diesem Sinne ist es durchaus hilfreich, seinen Ghrina etwas zu entwickeln für ethisches Verhalten im Alltag und dass sattviges Verhalten gefühlsmäßig etabliert wird, aber es ist auch wichtig, zu erkennen: „Sarvam Kalvidam Brahman, hinter allem ist Brahman.“ Und letztlich ist alles das Werk Gottes. Soweit für heute, Ghrina heißt Ekel, Widerwille, Abscheu. Ghrina – Ekel, Widerwille, Abscheu.

- Die Vorträge des Sanskrit Lexikons als Video
- Die Vorträge des Sanskrit Lexikons als mp3 Audio, auch zum Downloaden
- Das vollständige Sanskrit Lexikon auf wiki.yoga-vidya.de

E-Mail an mich, wenn Personen einen Kommentar hinterlassen –

Sie müssen Mitglied von Yoga Vidya Community - Forum für Yoga, Meditation und Ayurveda sein, um Kommentare hinzuzufügen.

Bei Yoga Vidya Community - Forum für Yoga, Meditation und Ayurveda dabei sein