Ghee oder auf Sanskrit Ghritam

Übersetzt: Öl, flüssiges Fett oder das, was fließt.
Heute zunächst mal ein Hindi-Ausdruck, Ghee. Und dieser Hindi-Ausdruck kommt vom Sanskrit, Ghritam. Ghritam kommt von Ghri und Ghri heißt fließen. Ghritam ist also das, was fließt, das, was flüssig ist. Ghritam bezieht sich dann konkret auf Öl. Öl ist flüssig, Öl fließt, oder Fett. Also, Ghritam ist flüssiges Fett, flüssiges Öl. Ghee ist flüssiges Fett, flüssiges Öl. Es hat sich zwar in den letzten Jahren eingebürgert, dass als Ghee oder Ghritam Butterschmalz genannt wird, aber das ist nicht die traditionelle Bedeutung, sondern die traditionelle Bedeutung ist flüssiges Fett. Und wenn man nach Indien geht, da gibt es zum einen Butter-Ghee und es gibt poor Vegetable-Ghee. Es hat sich dagegen im Westen eingebürgert unter den Ayurveda-Spezialisten, unter Ghee immer Butterfett zu verstehen. Das ist aber nicht das, was die ursprüngliche Bedeutung von Ghee und Ghritam ist. Ich sage das deshalb, weil ich ja auch Veganer bin, vor allem aus Tierschutz-Gründen, aber auch aus Gesundheitsgründen, und dann hört man immer wieder von den Ayurveda-Spezialisten, man soll so viel Ghee nehmen. Und für spezielle Kuren ist es ja auch richtig, Ghee zu nehmen.

Aber Ghee heißt nicht Butter-Ghee, heißt nicht Kuh-Ghee, sondern Ghee heißt flüssiges Fett. Und dann kann man überlegen, welches flüssige Fett ist angemessen. Es gab mal eine Zeit in Indien, da war das am einfachsten herzustellende Fett eben Butterfett. Warum? Kühe gab es sowieso, man hat die Rinder gebraucht für den Transport, für den Pflug, für die Bewässerungskanäle. Die ganze indische Landwirtschaft und Transportwirtschaft war letztlich eine Rinderwirtschaft. Und die Kühe geben ja typischerweise, wenn sie ein Kind haben, genügend Milch für zwei und dann konnte man also die Hälfte der Milch dem Kalb überlassen und die andere Hälfte konnte der Mensch haben und daraus konnte er dann etwas Milch nehmen und auch etwas Ghee, also etwas Butter, aus der Butter Ghee machen, und so hatte man Butterfett gehabt. Dabei wurde dann manchmal vergessen, dass Pflanzenöle auch in den Ayurveda-Schriften stehen. Da werden nämlich die verschiedensten Gritas beschrieben und da wird beschrieben, welches Grita für welches Dosha hilfreich ist, wie Grita zubereitet werden muss, also welches Pflanzenöl und wie man es zubereitet, mit welchen Kräutern man es versetzen muss, um welche Heilwirkung zu erzielen. Erst in moderner Zeit sind aus all diesen Gritas, den Pflanzenölen, dann Ghee-Präparationen geworden.

Also, das war jetzt mein Plädoyer für Veganismus und auch ein Plädoyer dafür, dass man nicht im Namen von Ayurveda Kühe quälen muss und dass man nicht im Namen von Ayurveda sich die Gesundheit ruinieren muss, denn Butter-Ghee hat viel Cholesterin und ist definitiv gesundheitsschädlich. Das sage ich jetzt einfach mal so, auch wenn jetzt manche Ayurveda-Liebhaber dagegen protestieren. Jedes Butter-Ghee kann sehr positiv ersetzt werden durch ein Pflanzen-Ghee, ein Pflanzen-Grita. Noch eines möchte ich sagen, es gibt ja in Indien die so genannten Panchakarma-Kuren, wir bieten ja auch bei Yoga Vidya Panchakarma-Kuren an, und in vielen indischen Resorts und auch Heilstätten wird dann sehr viel Butter-Ghee auch noch verabreicht. Und da wird dann oft gefragt: Wie könnte man dieses Butter-Ghee denn in einer veganen Panchakarma-Kur ersetzen? Meine persönliche Meinung ist, man braucht es überhaupt nicht zu ersetzen. Am besten, man lässt es weg. Ich behaupte, diese ganze Menge an Fett, das hilft nicht der Reinigung, im Gegenteil, es belastet. Jemand, der die Panchakarma-Kur macht und diese Menge an Fetten weglässt, dem geht es besser. Die meisten Menschen, die eine Panchakarma-Kur machen mit diesem vielen Ghee, die fühlen sich dann nach ein paar Tagen schlecht. Es sind nicht die Ayurveda-Anwendungen, es sind nicht mal die Reinigungstechniken, es ist einfach diese unnatürlich große Menge an Fett, die man dort schlucken muss und die den Organismus belastet. Man kann natürlich sagen, die Belastung des Verdauungssystems mit dem vielen Fett ist ein Trainingsreiz, welcher den Organismus dann irgendwo zu Anpassungsleistungen bringt, und vielleicht ist das auch gesund, und vielleicht, die Menge an Fett, die ins Blut kommt, das erhöht die Blutfette und manche der Giftstoffe brauchen Fett als Trägersubstanz. Aber jeder, der sich ein bisschen mit Physiologie auskennt, weiß, die Menge an Triglyceriden im Blut zu erhöhen, das ist nicht gesund. Mein Tipp wäre, Ghee in kleinen Maßen ist gut, solange es Pflanzen-Ghee ist. Ghee heißt nämlich einfach nur flüssiges Fett oder das, was fließt.

Und lasse dich nicht beirren von irgendwelchen Leuten, die dir weismachen wollen, dass Ghee Butterfett wäre. Das stimmt einfach nicht. Ghee, vom Sanskrit her, kommt von Ghri, Ghri heißt fließen, feuchtmachen, Ghrita ist das, was fließt und das bezieht sich im engeren Sinne auf flüssige Fette und damit auf Öl. Letztlich ist ja das Butter-Ghee gar nicht flüssig, sondern es ist mindestens bei westlicher Zimmertemperatur relativ fest. Natürlich kann man sagen, in Indien ist es ein bisschen wärmer, aber selbst da ist es nicht wirklich so flüssig, wie der Ausdruck Ghrita beschreibt. Ghrita heißt fließen. Daher ist sogar anzunehmen, dass die eigentliche Bedeutung von Ghee Pflanzenfette sind. Soweit zu Ghee und Ghrita. Ghee, Ghrita – das, was fließt, flüssiges Fett, Pflanzenfett, in manchen modernem Sinn auch Butterfett, aber ich behaupte, Pflanzenfett ist die ursprüngliche Bedeutung von Ghee und Ghrita.

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