Sie war meine Hauptfreundin im Altersheim. Über ein Jahr habe ich jeden Mittwoch mit ihr geredet, gelacht und gesungen. Sie war sehr intelligent und geistig wach. Man konnte sich über alles mit ihr unterhalten. Jetzt ist sie tot. Sie ist 86 Jahre alt geworden. Sie war bis zum Schluss noch sehr lebendig und lebensfroh. Dann ging alles sehr schnell. Sie erkältete sich durch eine kleine Unachtsamkeit, kam ins Krankenhaus, lag dort fünf Wochen und starb.

Ich erfuhr von ihrem Tod im Altersheim-Cafe. Ich musste vor Schreck erstmal zwei große Stücken Torte essen. Dann ging es mir schon wieder etwas besser. Meine Tischnachbarin hatte auch von ihrem Tod gehört und sprach mir ihr Beileid aus. Sie meinte, dass alle im Altersheim sie vermissen.

Ich unterhielt mich mit ihr über den Tod. Die Frau war mittleren Alters und besuchte gerade ihre alte Mutter im Altersheim. Sie erzählte mir, dass sie auch schon den Tod kennengelernt hatte. Ihr Mann sei vor vielen Jahren gestorben. Dass sei für sie eine schwere Zeit gewesen. Jetzt müsste sie alleine durch das Alter gehen, was sie nicht schön fände. Zum Glück hatte sie zwei Töchter und vier Enkelkinder. Das wäre die Freude ihres Alters.

Ich fragte sie, ob sie an ein Leben nach dem Tod glaubt. Sie meinte, dass sie eine Christin sei. Man hätte ihr beigebracht, dass die Seele nach dem Tod in den Himmel kommt. Aber sicher wüsste sie es nicht. Allerdings hatte sie das Gefühl, dass ihr Mann sie nach seinem Tod vom Jenseits aus unterstützt und ihr Kraft gegeben hätte.

Ich überlegte, wie ich die Dinge sehe. Ich kenne meine früheren Leben und auch ein früheres Leben nach dem Tod. Sie tauchten plötzlich im Laufe meines spirituellen Reinigungsweges auf. Das geht vielen fortgeschrittenen Yogis so. Man erkennt dann auch, dass es sich unzweifelhaft um frühere Leben handelt. Man sieht sie so genau, dass ein Irrtum ausgeschlossen ist. In der Wissenschaft ist es umstritten, ob es frühere Leben gibt. Aber es gibt viele Indizien aus der Quantenphysik und der Nahtodforschung, die dafür sprechen.

Interessant ist, dass ich mich auch an ein Leben nach dem Tod erinnere. Ich konnte als Seele frei durch das Universum fließen. Aber ich war noch nicht in einem Paradiesbereich. Obwohl ich mein letztes Leben als christlicher Mönch verbracht habe. Daraus schließe ich, dass auch Christen nur ausnahmsweise ins Paradies kommen. Das Paradies ist ein Energiebereich der Erleuchtung. Man muss spirituell weit genug entwickelt sein, um dort sein zu können.

Frau Trotzki war eine Christin. Sie ist jede Woche zum Gottesdienst gegangen. Andererseits glaube ich nicht, dass sie kurz vor der Erleuchtung stand. Sie hat noch einen weiten spirituellen Weg vor sich. Da sie einen erleuchteten Meister hat, nämlich Jesus Christus, wird sie auf diesem Weg geführt. Ich glaube, dass sie sich im Jenseits oder in zukünftigen Leben auf der Erde spirituell entwickeln kann. Ihre Seele wird entscheiden, was für sie das Beste ist. Für mich war offensichtlich ein weiteres Leben auf der Erde für meine spirituelle Entwicklung richtig.

Meine Singgruppe war wieder vollzählig versammelt. Wir sangen für Frau Trotzki das Lied "Gottes Liebe ist so wunderbar". Das war unser Abschied und unser Gebet für sie. Ich war etwas traurig. Doch plötzlich tauchten zwei junge Frauen mit ihren Babies auf. Sie wollten eine alte Frau aus meiner Singgruppe besuchen, die sie bei ihren Spaziergängen kennengelernt hatten. Sie stellten sich zur Gruppe, holten ihre Babyies aus den Kinderwagen und begannen fröhlich mitzusingen. Das eine Baby klatschte dabei begeistert in die Hände.

Die alten Frauen waren entzückt. Es war eine gute Idee von den jungen Frauen, mit ihren Babies die alten Menschen im Altersheim zu erfreuen. Für mich zeigte es den ständigen Wandel des Lebens. Ein Mensch stirbt, ein neuer wird geboren.

Ich fuhr heute sehr nachdenklich nach Hause. Mir war wieder einmal die Endlichkeit des Lebens deutlich geworden. Ich habe gerade das Rentenalter erreicht und vielleicht noch zwanzig bis dreißig Jahre zu leben. Mir erscheint es wichtig, die Zeit des Lebens gut zu nutzen. Man sollte alles tun, was man tun möchte. Und vor allem spirituell leben, damit man eines Tages ins Licht kommt.

In meiner Yogihütte meditierte ich erstmal eine Runde und erweckte wieder mein inneres Glück. Dadurch konnte ich den Tod gelassen betrachten. Ich bin gespannt, ob es diesmal mit dem Aufstieg ins Paradies klappt. Jedenfalls habe ich ein gutes Mantra, dass mir dabei helfen wird.

Meine Mutter baut übrigens immer mehr ab. Sie saß heute teilnahmslos in ihrem Rollstuhl und reagiert auch nicht auf meinen Besuch. Erst nach einer Stunde Gesang wachte sie langsam aus ihrer Lethargie auf und sang sogar ein Lied mit. Die Stimmung in der Gruppe war aber auch so gut, dass sie selbst Tote aufgeweckt hätte. Nach zwei Stunden Singen hatte ich den Tod von Frau Trotzki überwunden. Man sollte bei jeder Beerdigung fröhlich singen und am besten mich als Musiker einladen. Ein Scherz. Dann kommt bestimmt kein Toter mehr zur Erde zurück.

E-Mail an mich, wenn Personen einen Kommentar hinterlassen –

Sie müssen Mitglied von Yoga Vidya Community - Forum für Yoga, Meditation und Ayurveda sein, um Kommentare hinzuzufügen.

Bei Yoga Vidya Community - Forum für Yoga, Meditation und Ayurveda dabei sein

Kommentare

Diese Antwort wurde entfernt.