Yoga und Mitgefühl

Es war einmal ein Mann, der war in seiner Jugend ein Sozialist. Er trat einer politischen Gruppe bei. Er wünschte eine Welt der Liebe (Solidarität), des Friedens und des Glücks. Bereits als Schüler engagierte er sich für das Ziel einer besseren Welt. Als Student wurde er sogar Vorsitzender seiner politischen Gruppe. Er hielt viele Reden, verteilte viele Flugblätter, nahm an großen Demonstrationen teil und wurde in viele politische Ämter gewählt.

Aber dann wendete sich sein Leben völlig. Er entdeckte den spirituellen Weg. Er erkannte, dass man zuerst Frieden in sich selbst finden muss, wenn man Frieden in der Welt schaffen will. Wenn man andere Menschen ins Glück bringen will, sollte man zuerst in sich selbst das Glück verwirklichen. Der Mann konzentrierte sich deshalb zuerst auf sich selbst und seinen spirituellen Weg. Er fand die Übungen, die für ihn persönlich hilfreich waren. Er zog sich von der Welt zurück, um Zeit und Kraft für die persönliche Selbstverwirklichung zu haben.

Seine politische Arbeit hatte tief in ihm den Wunsch nach einer glücklichen Welt verankert. Er fühlte sich deshalb stark von dem Bodhisattva-Weg angezogen. Als Bodhisattva erreicht man dadurch die Erleuchtung, dass man das Glück seiner Mitwesen wichtiger als sein eigenes Glück nimmt. Man überwindet sein Ego dadurch, dass man sich vorwiegend auf seine Mitwesen konzentriert.

Man sorgt auch gut für sich. Man geht auch konsequent den Weg der eigenen Erleuchtung. Aber man tut es vorwiegend, weil man als Erleuchteter seinen Mitmenschen am besten auf dem spirituellen Weg helfen kann. Und man zieht sich als Erleuchteter nicht in seine Glückswelt zurück, sondern geht bewusst dort hin, wo die Menschen leiden und Hilfe brauchen.

Grundsätzlich wartet man ab, bis man selbst erleuchtet ist, bevor man die Erleuchtung zu seinen Mitmenschen bringt. Aber es ist auch gut bereits vor der eigenen Erleuchtung etwas für das Glück seiner Mitmenschen zu tun. Das öffnet das Herzchakra und stärkt die Motivation der Liebe auf dem spirituellen Weg (Bodhichitta). Dazu braucht man eine Aufgabe in der Welt, die hilfreich für die Mitwesen ist und zu einem persönlich passt.

Der Mann wurde Yogalehrer und lebte nebenbei abgeschieden als Yogi. Im Hinduismus gibt es die Lehre von der Einheit aller Religionen. Ein Yogi kann die Religion praktizieren, zu der er sich persönlich hingezogen fühlt. Aus der Yogasicht haben alle Religionen das Ziel der Erleuchtung. Alle Religionen wünschen letztlich eine Welt der Liebe, des Friedens und des Glücks.

Der Yogi fühlte sich zum Buddhismus hingezogen. Als Buddhist praktizierte er die vier Eigenschaften Mitgefühl, Mitfreude, Liebe und Gleichmut. Er bemühte sich auch bei der Arbeit für seine Mitwesen immer gelassen zu bleiben, im Licht zu bleiben, sich nicht in den weltlichen Energien zu verstricken.

Der Buddhismus ist in erster Linie ein Weg zum inneren Frieden. Die Grundlehre Buddhas ist der Weg der Leidbefreiung. Dazu hat Buddha vier Grundsätze aufgestellt: Leben ist Leiden. Leiden entsteht durch Anhaftung und Ablehnung, also vorwiegend durch das Ego. Es gibt einen Weg zur Überwindung des Leidens. Das ist der achtfache Pfad, der im Schwerpunkt aus der Meditation und der Achtsamkeit auf die Gedanken besteht. Ein Buddhist sollte so denken, dass in ihm Frieden, Gelassenheit, Glück und Liebe entstehen. Das tat der Mann und war dadurch mit seinem Leben insgesamt sehr zufrieden.

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