Erleuchtung und Dualität

Marianna: Ich dachte, die Dualität sei dann aufgehoben. (Das ist das, was ich mir nicht vorzustellen vermag.)

Nils: Wenn man die Erleuchtung nicht kennt, kann man sich das Erleuchtungsbewusstsein auch schlecht vorstellen. Du bist in einem Einheitsbewusstsein. Du siehst dich in allem. Und alles ist genau so richtig wie es ist. Es gibt keine Handlungsimpulse. In dir ist Ruhe, Frieden und Glück. Alles Äußere ist für dich nicht wichtig. Du genießt einfach nur dein inneres Glück. Du hast kein Ego mehr. Du bist Licht und lebst im Licht. Vergleichbar ist es mit einem Fisch im Meer. Du bist das Meer. Du bist ein Meer aus Glücksenergie. Es ist dir egal, was der Fisch gerade macht. Aber du bist auch der Fisch. Und du kannst mit deinem Bewusstsein auch wieder in den Fisch hineingehen. Du kannst vom identitätlosen Sein in eine Identität hineingehen. Du kannst vom Brahman (Glücksmeer) zu Brahma (einem Gott, einem Erleuchteten, einem Handelnden) werden. Wenn du aus dem Ego handelst, verlierst du deinen inneren Frieden und dein Glück. Deshalb neigen Erleuchtete dazu im Nichtstun zu verweilen und den Geist nur seine Routinehandlungen ausführen zu lassen. Der Körper und der Geist reagieren dann nur auf äußere Impulse. Das nennt man im Yoga Handeln im Nichthandeln.

Du kannst aber auch zu einem echten Handelnden werden. Du kannst dein inneres Glück bewahren, wenn du ohne Ego für deine Mitwesen handelst. Du handelst aus Liebe und Mitgefühl. Du konzentrierst dich auf das Leid in der Welt und kannst dann aus Mitgefühl aktiv werden. Oder deine Liebe zu deinen Mitmenschen bringt dich zum Handeln. Dann wächst du in der Liebe. Du bist ein Bodhisattva, ein Buddha der Liebe, ein Karma-Yogi. Du verbindest erleuchtetes Sein und Handeln aus Liebe. Du darfst dabei aber nicht an deinen Zielen und Ergebnissen anhaften. Sonst verlierst du deine Erleuchtungsenergie. Du musst dich dem Willen des Kosmos unterordnen. Wenn du durch dein Handeln einem Menschen helfen kannst, ist es gut. Wenn du nicht helfen kannst, weil der Mensch deine Hilfe nicht will, ist es auch gut.

Du kannst des Weiteren zu einem Handelnden werden, wenn du in zwei Ebenen gleichzeitig lebst. Du kannst mit einem Teil deines Bewusstseins im Licht (in der Einheit) bleiben und mit einem Teil in die Dualität gehen (in der Ego-Welt handeln). Du verbindest Meditation (auf das Licht, Buddhabewusstsein, erleuchtetes Sein) mit dem Handeln in der Welt. Das gilt im tibetischen Buddhismus nach Padmasambhava als die höchste Form des Handelns. Du verzichtest so zwar etwas auf das tiefe Glück der Erleuchtung, aber du bist in der Welt lebensfähig. Du kannst gleichzeitig ein Meister des Lebens sein. Du kannst die Elemente des Lebens für deinen spirituellen Weg nutzen. Das ist der Weg des Tantra-Yoga. Du musst aber sehr aufpassen, dass du nicht am Leben zu stark anhaftest und in dich in den Egoenergien verläufst. Das gilt insbesondere, wenn du in einer Beziehung lebst. Es ist höchste Kunst Erleuchtung und Beziehung miteinander zu verbinden. Aber auch ein sehr schöner Weg.

Frage: Woher weißt du das? Wo nimmst du deine Gewißheiten her?

Nils: Ich habe mich viel mit der Quantenphysik beschäftigt. Sehr anerkannt ist Professor Dürr, der ehemalige Leiter des Max Plank Instituts. Er vertritt die Theorie, dass es eine höhere Dimension im Kosmos gibt. Genau ausgeführt hat das der Quantenphysiker Michael König in seinem Buch "Das Urwort, Die Physik Gottes". Ansonsten entspricht es der indischen Philosophie und der Erfahrung der indischen Erleuchteten. Und auch meiner Erfahrung. Es gibt eine höhere Bewusstseinsdimension hinter dem materiellen Kosmos, die man Licht, Informationsfeld, Gott oder Nirwana nennen kann. Und man kann in dieser Dimension handeln, wenn man ein Erleuchtungsbewusstsein hat. Man erwirbt dann höhere spirituelle Fähigkeiten und überschreitet Raum und Zeit.

Der rote Faden: Es reicht mir nicht, dass irgendwelche Yogis und Durchleuchtete so etwas behaupten. Da muß es schon eine übergeordnete, für jeden einzelnen Menschen im Hier und Jetzt nachvollziehbare Instanz geben, und einen ohne Anleitung und Anregung der sogenannten Erleuchteten für jeden Menschen auffindbaren und durchführbaren Weg. Jeder Mensch müßte also, egal wer er ist und egal wo er lebt, egal, wie alt er ist und in welcher Situation er sich befindet, die Möglichkeit haben von alleine darauf zu kommen. Ansonsten ist die Rede von der "Selbstbestimmung" und vom angeblichen "Ziel" eben einfach nur Gerede.

Nils: Jeder Mensch kann aus sich heraus den Weg der Erleuchtung finden, weil jeder das Potential der Erleuchtung in sich hat. Du musst einfach nur mit innerem Gespür durch das Leben gehen, deine Erfahrungen mit dir und dem Leben machen, sie mit Weisheit verarbeiten, und dann findest du deinen Weg der Selbstverwirklichung. Du wirst erkennen, dass das innere Glück wichtiger ist als das äußere Glück. Und dass es relativ unabhängig vom äußeren Glück ist, weil du es durch positives Denken und Meditation steuern kannst. Wenn du tiefer gehen willst, kannst du die Techniken des Kundalini-Yoga (Gottheiten-Yoga) ausprobieren, damit deine Kundalini-Energie erwecken und dir damit Erleuchtungserfahrungen verschaffen.

Es ist aber auch gut den Erleuchteten zu vertrauen. Sie haben den Weg der Erleuchtung genau beschrieben und können dir mit ihren übersinnlichen Fähigkeiten helfen. So verläufst du dich nicht auf dem spirituellen Weg, weil du leicht ein Opfer deines Egos werden kannst. Viele Menschen auf dem Weg der Erleuchtung haben sich in Machtmissbrauch, der Sexualität und dem spirituellen Ego (ich bin der Größte) verlaufen. Allerdings musst du auch auf dem Weg mit einem Meister vorsichtig sein und darfst deinen Verstand nicht an der Aschramtür abgeben. Die erleuchteten Meister vertreten verschiedene Lehren, die sich sogar widersprechen können. Und sie können noch Egoanteile haben, wie wir aus vielen Berichten wissen.

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