Ein Mann hatte viele Jahre nach der Erleuchtung gesucht. Er hatte die Schriften Buddhas gelesen. Er hatte Zuflucht zu Buddha (dem spirituellen Vorbild), zum Dharma (dem spirituellen Weg) und zur Sangha (der spirituellen Gemeinschaft) genommen. Er hatte 100 000 tibetische Niederwerfungen praktiziert, um seinen Körper von seinen Verspannungen zu reinigen und seine Energiekanäle zu öffnen. Bei den tibetischen Niederwerfungen berührt man nacheinander mit den zusammengelegten Händen das Scheitelchakra, das Halschakra und das Herzchakra. Dann beugt man sich nach vorne vor und legt den ganzen Körper auf den Boden. Man kann es so sehen, dass man damit Buddha verehrt.
Der Mann hatte sein Ego in das Mandala des Kosmos geopfert, seinen Geist mit der Vajrasattva-Meditation gereinigt und beim Guru-Yoga sein Bewusstsein mit dem Bewusstsein seines Meisters verbunden. Aber nichts hatte ihn zur Erleuchtung geführt. Jetzt saß er einfach neben seinem Meister und meditierte auf die untergehende Sonne. Langsam kam sein Geist zur Ruhe. Der Frieden der tibetischen Berge erfüllte ihn. In der Ferne bellte ein Hund. Der Meister fragte: „Hörst du den Hund bellen?“ Der Mann antwortete: „Ja.“ Die Sonne ging unter und die Sterne erschienen am Nachthimmel. Der Meister fragte: „Siehst du die Sterne am Himmel.“ Der Mann antwortete: „Ja.“ Der Meister erklärte ruhig: „Das ist es. So einfach geht die Erleuchtung.“ In dem Moment hatte der Mann einen Bewusstseinsdurchbruch.
In der Energie eines erleuchteten Meisters zu meditieren ist ein einfacher Weg zur Erleuchtung. Aber der Schüler muss dazu bereit sein. Sein Körper und sein Geist müssen ausreichend von den Energieblockaden (Samskaras) gereinigt sein. Dann genügt ein kleiner Funke, um zu einem Einheitsbewusstsein zu erwachen. Es genügt ein Hundebellen oder die Betrachtung des Sternenhimmels. Dadurch kann man eins mit der Natur werden. Und dadurch kann die Buddha-Natur im Menschen erwachen.
Der Mann brach vor Freude in Tränen aus. Er hatte sich große Sorgen gemacht, ob er je das Ziel der Erleuchtung erreichen würde. Jetzt fielen alle Sorgen von ihm ab. Er war am Ziel. Es gab nichts mehr zu erreichen. Als sein Meister ihm erklärte, dass er jetzt erleuchtet sei, hatte er ihm spontan geglaubt. Und bereits dieser feste Glaube an das Wort des Meisters kann eine tatsächliche Erleuchtung bewirken.
Im Hinduismus nennt man das Satsang. Satsang ist das Verweilen in der Gegenwart eines erleuchteten Meisters. Dann kann eine Erleuchtung auf vielfältige Weise geschehen. Bei ShantiMayi trat ich in den Saal und setzte mich einfach auf einen Stuhl. Ich spürte die starke Energie, die von ShantiMayi ausging. Sie saß weit entfernt von mir auf der Bühne. Aber ihre spirituelle Energie durchdrang den ganzen Saal. Erst tauchte viel Trauer in mir auf. Ich ließ meine Sorgen los, indem ich noch einmal hindurchging. Dann entstand großer Frieden in mir. Und dann war in mir Glückseligkeit und viel Liebe. ShantiMayis Lehre ist es, dass man seinem Herz folgen soll. Aus ihrer Sicht ist Erleuchtung ein ewiger Weg, der nie endet. Für sie gibt es weder Dualität noch Nicht-Dualität. Interessanterweise ist es das, was ich auch im Moment fühle. Ich bin ich und gleichzeitig bin ich energetisch mit allem verbunden.
Bei einem Satsang von Gangaji wurden einige Frauen einzeln auf die Bühne gebeten. Sie saßen vor Gangaji, einer modernen amerikanischen Erleuchteten, auf dem Stuhl. Gangaji führte ein kurzes therapeutisches Gespräch mit ihnen, berührte ihre wunden Punkte, löste sie mit einfachen Worten auf, und es entstand Erleuchtung. Die Frauen spürten das, auch wenn sie in den meisten Fällen die Erleuchtung nicht dauerhaft halten konnten. Aber sie hatten einen Geschmack von der Erleuchtung bekommen, die ihnen auf ihrem spirituellen Weg sehr half.
Meine Meisterin Mutter Meera hält ihre Satsangs im Schweigen ab. Etwa fünfhundert Menschen sitzen zwei Stunden ruhig im Saal auf ihren Stühlen. Sie knien einzeln vor Mutter Meera nieder. Mutter Meera berührt ihren Kopf und sieht ihnen eine Minute in die Augen. Das ist alles. Und gleichzeitig geschieht alles in der erleuchteten Energie von Mutter Meera. Starke Energien ziehen durch den Raum und helfen jedem Menschen individuell auf seinem spirituellen Weg. Im Moment finden wegen Corona keine Satsangs statt. Statt dessen meditiert Mutter Meera jeden Tag per Lifestream über YouTube mit ihren Anhängern. Und auch dabei übertragen sich starke Energien und die Menschen erfahren Hilfe auf ihrem Lebensweg.
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