Tursi war eine junge schüchterne Frau. Sie lebte vor zweihundert Jahren in Tibet. Sie war das Kind reicher Eltern und verbrachte ihre Kindheit in großem Wohlstand. Gerade deshalb erkannte sie früh die Sinnlosigkeit des äußeren Reichtums und begann das Glück in sich selbst zu suchen. So kam sie in Kontakt mit dem tibetischen Buddhismus.
Damals gab es viele große erleuchtete Meister in Tibet. In der Nähe von Tursis Wohnort befand sich ein berühmtes Kloster, das von dem großen Khenpo Yonga geleitet wurde. Khenpo Yonga war ein Schüler des noch berühmteren Patrul Rinpoche, der durch sein Buch „Die Worte meines vollendeten Lehrers“ bis in die heutige Zeit bekannt ist. Dieses Buch ist die beste und zugleich verständlichste Erklärung des tibetischen Buddhismus, die mir bekannt ist. Ich habe es auch gelesen. Und beim Lesen ging die Energie des Buches spürbar in mich ein und in der Nacht erschien mir Patrul Ripoche im Traum. Aber diese Geschichte hier soll nicht von mir, sondern von Tursi handeln. Obwohl es zwischen uns gewisse Ähnlichkeiten gibt. Auch ich bin eher schüchtern, sensibel, zart und leicht verletzlich.
Und mein Vater war ein großer Pupsmeister. Als Steuerberater wurde er einmal mit seiner Familie, also meiner Mutter und mir, zu einer reichen adligen Frau in einem Schloss eingeladen. Die Gräfin schwebte in ihrem wallenden Gewand die Empfangstreppe herunter und begrüßte feierlich meinen Vater. Der antwortete daraufhin mit einem lauten Pups, der krachend seinem Hintern entfuhr. Mein Vater rief fröhlich: „Was raus muss, muss raus.“ Die Gräfin umging diese peinliche Episode mit einem süffisanten Lächeln. Meine Mutter versank vor Scham in der Erde. Und ich lernte, dass Furze in hochherrschaftlicher Gesellschaft unpassend sind.
Tursi besuchte oft das Kloster von Khenpo Yonga und hörte seine Vorträge. Als Frau durfte sie nicht im Mönchskloster übernachten. Deshalb brachte sie ein kleines Zelt mit, das sie vor den Klostermauern aufbaute. Dort verbrachte sie die Nächte und meditierte viel. Auch hier gibt es wieder eine Parallele zu mir. Als der Dalai Lama 1998 seine Belehrungen in einer großen Retreathalle in der Lüneburger Heide gab, übernachtete ich in einem kleinen Zelt am Rande des Retreatgeländes. Und der Dalai Lama segnete mich, gerade weil ich so klein und traurig auf ihn wirkte. Er war gekommen um die Welt zu retten. Seine Liebe galt besonders den Kleinen und Schwachen, weil sie seine Hilfe besonders brauchten. Jedenfalls trat ich spürbar in die spirituelle Energie des Dalai Lama ein, während er das Bodhisattva-Ritual vollzog.
Bei Tursi muss es so ähnlich gewesen sein. Zwar wurde sie von den anderen Mönchen oft gehänselt, weil sie so verletzlich war. Sie trieben ihre wilden Scherze mit ihr. Aber der Khenpo liebte sie. Er sah vor allem das Positive in ihr. Er sah ihre Ernsthaftigkeit, ihre Liebe und ihre Ausdauer. Weil sie sich geliebt fühlte, blieb sie viele Jahre bei Khenpo Yonga. Dadurch erlangte sie einen hohen Zustand der inneren Reinigung. Es war nur noch ein kleiner Schritt zur Erleuchtung.
Eines Tages standen die Mönche in einer langen Reihe vor dem Khenpo, um seinen Segen zu empfangen. Wie es traditionell üblich war, legte der Khenpo jedem Schüler seine Hand auf den Kopf, übertrug ihm etwas Energie und öffnete dadurch das Scheitelchakra. Das Scheitelchakra ist die Eingangspforte zur Erleuchtung. Deshalb handelte es sich hier um ein sehr hohes und feierliches Ritual.
Als Tursi an die Reihe kam, bemerkte der Meister mit seinem Energiegespür, dass ein Pups im Darm von Tursi festsaß und sie quälte. Statt ihr seine Hand auf den Kopf zu legen, ballte er eine Faust und schlug sanft Tursi in den Bauch. Krachend löste sich der Furz und entfuhr stinkend ihrem Po. Die Mönche lachten laut auf. Tursi erstarrte vor Scham in einem Schock. Alle Gedanken kamen zur Ruhe und sie fiel in einen Zustand jenseits aller Gedanken. Der Meister streckte seinen Zeigefinger vor ihren Augen in die Luft und rief: „Das ist es. Das bist du.“ In dem Moment gelangte Tursi zu Erleuchtung. Der Meister hatte die Gelegenheit gut ausgenutzt und sie durch einen Pups zur Erleuchtung gebracht. Mit einem Schlag hatte er die Verspannungen in ihrem Bauch aufgelöst, so dass sich die Erleuchtungsenergie dauerhaft in ihr halten konnte. Der Bauch ist der große Energiespeicher des Menschen. Sammelt sich die Energie im Bauch, hat der Mensch dauerhaft innere Kraft.
Tursi blieb aber auch nach ihrer Erleuchtung verletzlich und sensibel. Sie bewies, dass auch schwache sensible Menschen zur Erleuchtung kommen können, weil die Erleuchtung letztlich über allen menschlichen Eigenschaften ist. Man kann lachen oder weinen, traurig oder wütend, und trotzdem erleuchtet sein. Hohe Sensibilität hat den Vorteil, dass man sich gut in andere Menschen hineinversetzen kann. Allerdings muss man dann auch sehr klug mit den Energien des Lebens umgehen. Darin war Tursi später eine Meisterin.
Als die Zeit ihres Todes kam, setzte sie sich in die Meditation und vollzog ein Sterberitual, mit dem sie ihre spirituelle Energie aktivierte. So konnte sie im Zustand des Gleichmuts und inneren Glücks sterben. Laut Bericht verweilte sie noch drei Tage nach ihrem Tod mit ihrem Bewusstsein in ihrem Körper. Das ist im tibetischen Buddhismus der Beweis, dass das Bewusstsein den Tod des Körpers überlebt. Ihr Herzchakra blieb warm und die Menschen konnte ihre starke spirituelle Energie spüren. Tursi war beim Sterben mit dem Klaren Licht der Erleuchtung verschmolzen und hatte die höchste Stufe der Erleuchtung erreicht. Sie war eins mit der Göttin Tara geworden. Sie bekam ein eigenes Stupa (ein Grabmal mit der Asche des Erleuchteten), wie es für große Erleuchtete üblich war.
Kommentare
Ein junger Schüler fragte seinen Meister:
Darf man bei Meditation pupsen?
- Frage mein Meditationskissen,
antwortetet der Meister.