Ein Yogi im Einkaufszentrum

Ich war im Alstereinkaufszentrum, um mich von meinen Sorgen wegen meiner alten Mutter etwas abzulenken. Dort entdeckte ich, dass es eine extra Herrenabteilung im obersten Stock gibt. Da ich vermutlich zu den Herren gehöre, wollte ich einmal dort hin. Was ziehen moderne Herren an? Eine spannende Frage für einen Eremiten, der seit fast 30 Jahren abgeschieden im Wald lebt.

Erst kam die Kinderabteilung. Da ich mich dort eher zugehörig fühle, kaufte ich preisgünstig für 5 Euro im Sommerschlussverkauf sieben weiße Socken in der größten Kindergröße. Da ich auf kleinem Fuß lebe, passen die perfekt für mich. Obwohl ich irgendwo gehört habe, dass weiße Socken für Herren ein No Go sind. Wann und wo weiß ich aber nicht mehr. Da ich mich sowieso nicht an Normen halte, trage ich ab jetzt weiße Socken.

Als nächstes stieg ich zur Damenabteilung auf. Da ich derzeit keine Dame habe, fuhr ich weiter in das Herrenparadies. Dort gab es Unterhosen verschiedenster Sorten, Arten und Farben. Dazu Bilder von durchtrainierten schönen jungen Herren mit attraktiven Bodies. Schön und durchtraniert bin. Einen attraktiven Body habe ich auch. Also darf ich wohl die Unterhosen tragen, obwohl ich nicht mehr ganz so jung bin.

Zum Glück gab es im Herrenparadies nicht nur schicke Anzüge, die mich zu meiner Zeit als Rechtsanwalt gut gekleidet hätten, sondern auch Outdoor Freizeitlook für attraktive Yogis. Ich legte mir zwei schicke Hemden zu. Stolz schritt ich damit zur Kasse. Und erklärte der jungen attraktiven Verkäuferin, dass ich mir das erste Mal in meinem Leben selbst Unterhosen kaufe. Bis jetzt hat das immer meine Mutter gemacht. Aber die ist jetzt im Altersheim.

Ich fragte die Verkäuferin, ob sie mich beim nächsten Besuch modern stylen kann. Sie war begeistert. Welcher Style würde zu mir passen? Sie meinte, das sollte ich nach meinem Geschmack entscheiden. Ich erklärte verlegen, dass ich so etwas nicht habe. Den Geschmack hätte meine Mutter immer für mich gehabt. Aber vielleicht könnte sie mir helfen einen Geschmack zu bekommen. Dazu war sie gerne bereit. Am liebsten hätte ich die Verkäuferin gleich mitgekauft.

Ich merkte wie durch die Energie des Kaufhauses Wünsche in mir entstanden. Das fand ich spannend. Ein Yogi ist eigentlich wunschlos glücklich. Und jetzt tauchten Wünsche in mir auf. Da musste ich schnell einschreiten. Ich fragte bei jedem Wunsch genau nach. Brauche ich das? Macht es mich wirklich glücklich? Wo ist das Hauptglück zu finden? Natürlich in der Erleuchtung und in einem Leben in der umfassenden Liebe. Darauf sollte ich den Schwerpunkt legen. Und wenn dann noch einige kleine Wünsche entstehen, können sie gerne erfüllt werden. Ich bin ja kein Dogmatiker. Das Leben will auch genossen werden.

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