Das Volksrock-Konzert von Andreas Gabalier im Hamburger Volksparkstadium war ein großes Abenteuer für einen kleinen Yogi. 40 000 Besucher auf engstem Raum. Normalerweise finden dort Fußballspiele statt. Dann toben die Emotionen. Jetzt ging es erst mal relativ friedlich zu.
Nach einer Stunde spielte Andreas Gabalier seinen Hit "Hulapalu". Und dann tobte das Stadium. Die Menschen sprangen von ihren Sitzen auf und begannen zu tanzen. Auch Barbara und ich tanzten mit. Von da an war die Stimmung gut.
Es war vorwiegend eine Frauenfestival. Das hatte Barbara schon geahnt. Die Frauen liebten die Kraft ihres Idols. Er hatte Muskeln wie ein Stier. Immer wieder schwenkte die Kamera auf seinen Hintern und die Frauen jubelten. Viele Menschen hatten sich bayerisch verkleidet. Die Frauen in Dirndl und die Männer in Lederhose. Es war eine Art Kostümfest.
Auch Barbara hatte sich natürlich ein Dirndl angezogen und mir eine Lederhose gekauft. Ich hatte mich aber geweigert die Lederhose anzuziehen. Ich befürchtete, dass ich der einzige Mann in einer Lederhose dort gewesen wäre. Diese Befürchtung war unberechtigt. Aber ich fühlte mich in meiner Jeans doch wohler.
Am besten war die Stimmung auf dem Hinweg. Als wir uns mit unserem Auto dem Volksparkstadium näherten, entdeckten wir plötzlich ganz viele Menschen in Dirndl und Lederhose. Vom Parkplatz aus wanderten wir zwanzig Minuten mit vielen bayerisch verkleideten Norddeutschen zum Stadium und hatten viel Spaß dabei. Alle fühlten sich miteinander verbunden und waren gut gelaunt.
Im Stadium änderte sich dann die Atmosphäre vollständig. Die Masse an Menschen auf engem Raum und die Lautstärke der Musik erschlugen uns fast. Die Musik tat in den Ohren weh und die Energie der vielen Menschen erdrückte uns. Barbara wollte sofort wieder nach Hause. Aber ich fand die Situation interessant und wollte sie durchspüren. Also suchten wir unsere Plätze in den oberen Rängen.
Barbara bestellte sich zwei Bier und betrank sich erst mal. Danach kriegte sie gute Laune und grölte und schunkelte mit den anderen Frauen mit. Ich setzte mich gemütlich auf meinen Platz und kam langsam zur Ruhe. Ich steckte Ohrstöpsel aus meinem Papiertaschentuch in meine Ohren und konnte so die Musik ertragen.
Ich fühlte mich wie beim Fernsehen. Den Sänger konnte man kaum erkennen. Er tanzte daumengroß über die Bühne. Man sah ihn nur über die beiden großen Breitwandbildschirme. Ich betrachte von oben interessiert die Menschenmassen um mich herum. So sieht es also in einem Fußballstadium aus. Es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich in einem Stadium war.
Nach einiger Zeit fiel ich in eine Meditation. Das mache ich typischerweise beim Fernsehen. Ich nutze das Fernsehen für meine spirituelle Entwicklung. Ich verbinde den Fernsehgenuss mit meinem spirituellen Weg. So komme ich locker auf viele Stunden Meditation am Tag und kriege gleichzeitig alles mit was in der Welt geschieht.
Als Gabalier Hulapalu sang, da erwachten die Menschen aus ihrer trägen Konsumenergie und kamen in eine gute Stimmung. Der Sänger schlug sanfte Töne an und präsentierte sich als lieber Macho mit einer zarten Seite. Eigentlich ist er so ähnlich wie ich. Dieser Gedanke versöhnte mich mit seiner Musik, die ich vor vier Monaten gut gefunden hatte. Inzwischen hatte sich mein Musikgeschmack etwas gewandelt. Aber die Karten für das Konzert waren gekauft und wir wollten sie nicht verfallen lassen.
Schwierig war es für mich die Energie der vielen Menschen zu verarbeiten. Ich machte spät in der Nacht noch einen langen Spaziergang durch den Wald und lud mich mit guter Energie auf. Mit meinen Atemtechniken und Mantras reinigte ich die Energieverbindungen. Und schlief danach ruhig und zufrieden ein. Letztlich war es ein spiritueller Gewinn für mich. Ich merkte deutlich wie ich an innerer Kraft zugenommen hatte. Irgendwie hatte sich die Kraft des Sänger etwas auch auf mich übertragen.
Kurzvideo von dem Konzert (nicht von mir) https://www.youtube.com/watch?v=H66uADAZGpY
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Kommentare
du hast dein Konzertbesuch sehr authentisch dargestellt. Mir ging es sehr ähnlich als ich „Kelly Family“ vor einem Jahr auf nem Konzert erlebte(die Tickets waren mein Geburtstagsgeschenk)
Dazu muß ich sagen ,dass „KF“ vor vielen,vielen Jahren meine Lieblingsband war.
Diesmal war es unerträglich für mich;
Lautstärke, Masse an Menschen , unglaubliche Menge an Autos. Als ich mir die Ohren zugestöpselt und gebeten etwas früher rauszugehen ,wurde ich für verrückt erklärt. Auf unserem Yogaweg gibt es kein Zurück, aber es gibt Wege , die uns augenscheinlich in die Irre führen.
Danke für deinen Beitrag
Lieber Nils,
vielen Dank für Deinen erheiternden Beitrag. Leben ist Vielfalt.
Wieder jemand, der/die seine Emailadresse als Nickname in der Comunity nutzt. Auf diese Weise kannst du viele interessante Mails bekommen.
Der Beitrag hat mich etwas verwirrt: auf ein Rockkonzert zu gehen und sich die Ohren zuzustopfen??, hingehen, auch wenn sich der Musikgeschmack geändert hat??? sich dann mit zwei Bier zuzudröhnen??? und vor dem Fernsehen meditieren??? Meine Definition von Achtsamkeit und Bewußtsein im Umgang mit mir weicht deutlich von der des Verfassers ab. Aber jeder Yogi hat seine eigene Landkarte.