Die verrückte Erleuchtete

Mekopa war mit ihrem Leben sehr unzufrieden. Sie war sehr arm. Sie hatte einen Mann, der Alkoholiker war. Sie hatte sieben Kinder, die immer Hunger hatten. Und sie persönlich fühlte sich verbraucht, ungeliebt und abgearbeitet. Sie lebte in Bengalen, einem armen Entwicklungsland. An einem kleinen Stand verkaufte sie für wenig Geld Essen an die arme Bevölkerung.

Eines Tages kam ein Bettelmönch vorbei und bat um etwas Essen. In ihrem Land war es üblich Mönchen etwas zu essen zu geben, um ein gutes Karma zu erhalten. Mekopa wünschte sich sehr ein besseres Leben. Sie erklärte dem Mönch, dass das in diesem Leben wohl kaum möglich sei, aber sie hoffe auf ein besseres nächstes Leben. Der Mönch sprach zu ihr: "Warum willst du auf das nächste Leben warten. Ich kann dir einen Weg zeigen, wie du noch in diesem Leben glücklich wirst."

Daran war Mekopa sehr interessiert. Der Mönch weihte sie in den geheimen Weg der Mahamudra (des großen Siegels) ein und übertrug ihr die dazu notwendige spirituelle Energie. Als Aufgabe gab er ihr die Meditation auf Freude und Leid. Sie sollte sich jeden Tag an das Leid in ihrem Leben erinnern und darauf meditieren. Wenn sie richtig darauf meditiert, dann öffnet sich dabei das Wurzelchakra und füllt sie mit innerem Glück. Sie kommt durch die Meditation auf das Leid in ein Einheitsbewusstsein. Sie verbindet Leid und Erleuchtung und übersteigt dadurch das Leid. Bei der Meditation könne sie ein Mantra denken wie zum Beispiel. "Schmerz macht mich glücklich." Und falls sie nicht genug Leid in ihrem Leben hatte, könne sie sich mit dem Leid aller ihrer Mitwesen verbinden und es übernehmen. Mekopa hatte zwar genug Leid in ihrem Leben. Aber die Verbindung mit dem Leid ihrer Mitwesen half ihr in ein Einheitsbewusstsein zu kommen und Mitgefühl zu entwickeln.

In einem zweiten Schritt sollte sich Mekopa dann auf die Freude konzentrieren, an alles Schöne in ihrem Leben denken und so ihr Herzchakra öffnet. Sie sollte ein Mantra denken wie zum Beispiel "Alles Schöne macht mich glücklich." Mit jedem Gedanken an etwas Schöne füllte sich ihr Körper immer mehr mit Glücksenergie. Diese Glücksenergie sollte sie dann an alle ihre Mitmenschen geistig weitersenden zum Beispiel mit dem Mantra: "Mögen alle Wesen glücklich sein. Möge es eine glückliche Welt geben." Durch diese Technik könne sie in die umfassende Liebe kommen und ihr Glück noch steigern.

In einem dritten Schritt sollte Mekopa dann alle Gedanken loslassen und einfach nur in ihren Glück verweilen. Sie sollte letztlich dadurch ihr Ego übersteigen, in ein Einheitsbewusstsein kommen, alle äußeren Erscheinungen als leer erkennen und als erleuchtete Frau im Nirwana (in einem Reinen Land Bewusstsein, Paradiesbewusstein) leben. Sie sollte das Licht (die Glücksenergie, die Energie der Erleuchtung) in allem erkennen und alle Erscheinungen des Lebens für ihren spirituellen Weg nutzen.

Mekopa war eine starke Frau. Sie arbeitete weiter an ihrem Verkaufsstand und praktizierte beständig ihre Übungen. Ihre Mantren konnte sie jederzeit denken. Für die Ruhe-Meditation nahm sie sich dann abends etwas Zeit, wenn die Kinder im Bett waren und der Mann in der Kneipe war oder seinen Alkoholrausch ausschlief. Da Mekopa Tag und Nacht ihre Übungen praktizierte und von ihrem Guru unterstützt wurde, erreichte sie bereits nach sechs Monaten die Erleuchtung. Von da an lebte sie dauerhaft im inneren Frieden und im Glück.

Auch ihr Geschäft lief gut, weil sie die Menschen durch ihre Glücksenergie magisch anzog. Sie bekamen bei ihr nicht nur ein Essen, sondern auch noch Glücksenergie gratis. Dafür nahmen sie die vielen Macken von Mekopa gerne in Kauf. Normalerweise übt ein Mensch auf dem spirituellen Weg jahrelang positive Eigenschaften wie Sanftmut, Freundlichkeit, Bescheidenheit, Demut und umfassende Liebe. Mekopa hatte nur intensiv meditiert. Ihr Charakter blieb so wie er war.

Grundsätzlich hat ein Mensch nach der Erleuchtung die Eigenschaften, die er vor der Erleuchtung hatte. Nur verstärken sie sich durch seine große Energie noch. Und der Erleuchtete finde sich genau richtig so wie er ist, weil er alles so richtig findet wie es ist. Das ist das verwirklichte Reine Land Bewusstsein. Mekopa war vor der Erleuchtung etwas jähzornig und herrisch gewesen. Jetzt pöbelte sie wie ein altes Marktweib beständig ihre Kunden an und bewarf sie mit häßlichen Worten. Sie beleidigte jeden und jede. Und hatte Spaß daran. Sie lebte einfach frei und spontan ihre Gefühle aus. Manchen Kunden gefiel es nicht. Sie blieben ihrem Stand fern. Aber viele Kunden glaubten an ihre Erleuchtung, sahen sie als verrückte Heilige und akzeptierten sie wie sie war.

Und wenn du diese Geschichte nicht glaubst, dann kann ich dir sagen, dass ich einige verrückte erleuchtete Frauen kenne. Und auch einige verrückte erleuchtete Männer. Wenn sie mir zu verrückt sind, halte ich mich von ihnen fern. Wenn sie etwas verrückt sind und zu meiner eigenen Verrücktheit passen, dann bleibe ich ihnen verbunden. Und wer ist letztlich nicht ein bisschen verrückt. Etwas Verrücktheit macht das Leben fröhlich. Zu viel Verrücktheit sollte man vermeiden. Deshalb lege ich sehr viel Wert auf die Entwicklung positiver Eigenschaften auf dem spirituellen Weg.

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