Die Rolle des Mannes in der Spiritualität

In den 68iger war das Leitbild der sensible Softie, der Müsli-Man. Heute ist es eher der harte Muskelmann aus der amerikanischen Werbung. Das prägt unsere derzeitige Gesellschaft.

Vor einigen Jahren war ich in einem spirituellen Singleforum und nahm an einem Singletreffen teil. Dort traf ich ihn, den He-Mann, den blonden Muskelmann, den Traum aller Frauen. Die Verkörperung des heutigen Männerideals. Je nach Wahl mit schwarzen oder blonden Haaren. Er erklärte mir, dass die Frauen verrückt nach ihm sind. Jeden Tag hätte er viele Anfragen. Mich dagegen schrieb kaum eine Frau an. Das Duell Muskelmann gegen Müsli ging eindeutig zugunsten des Muskelmannes aus. Die Filmindustrie und das Fernsehen bestimmen, welcher Männertyp nachgefragt wird. Daran orientieren sich auch spirituelle Frauen. Verrückte Welt.

Ich setze dagegen, dass man so sein soll wie man wirklich ist. Also authentisch. Dann zieht man auch die passende Frau an. Umgekehrt gilt das natürlich auch für Frauen. Und wenn keine kommt? Dann sollte ein Mann aktiv suchen und keine überhöhten Ansprüche haben. Es kommt auf das Innere und weniger auf das Äußere an. Es kommt darauf an, ob ein Mensch positiv denkt. Dann kann man eine langfristige glückliche Beziehung haben.

Als Student war ich in einer Männergruppe. Zur Zeit der 68iger hatten alle Frauen eine Frauengruppe. Dadurch wurden sie stark und mächtig. Um dem etwas entgegenzusetzen, gründeten wir Männer eine Männergruppe. Aber oh Graus. Die Männer wussten nichts mit sich anzufangen. Sie wollten wie die Frauen über ihre Gefühle reden. Das konnten sie aber nicht. Männer haben keine Gefühle. Männer haben Muskeln. Es fiel uns schwer unsere Gefühle zu entdecken und darüber zu reden. Die Frauengruppe blieb bestehen. Die Männergruppe löste sich nach kurzer Zeit auf.

Später bekam meine damalige Freundin ein Kind und ich wurde ein Vater. Wir teilten uns die Kindererziehung. Meine Freundin war chaotisch. Ich erzog meinen Sohn nach klaren Regel. Und ließ ihm einen großen Freiraum für seine eigene Entwicklung. Das tat ihm gut. Leider zerbrach die Beziehung als mein Sohn sieben Jahre alt war. Darunter leidet er noch heute.

Mein Vater war sehr lebensfroh und hatte viel Liebe in sich. Aber er hat sein Leben hauptsächlich auf der Arbeit verbracht und war kaum für mich da. Immerhin hatte ich einen Vater. Dafür bin ich dankbar. Meine Mutter war streng. Ich konnte ihren überhöhten Ansprüchen nie genügen. Ihr verdanke ich mein tiefsitzendes Gefühl der Minderwertigkeit. Andererseits gab sie mir auch meine Selbstdisziplin. Die ist auf dem spirituellen Weg sehr hilfreich.

Aus meiner Sicht brauchen wir keine festen Rollenbilder. Jeder darf so sein, wie er ist. Es ist okay ein Macho zu sein. Und es ist okay ein Mickerling zu sein. Man sollte spüren, wie man am besten glücklich wird. Ich liebe es eine Mischung aus Macho und Mickerling zu sein. Als Yogalehrer musste ich in der Yogagruppe Stärke zeigen. Ich musste das Alpha-Männchen sein, damit die Frauen sich wohl fühlten. Allerdings war ich ein eher sanftes Alpha-Männchen. Ich spürte was die Gruppe brauchte und lebte gleichzeitig ausreichend mich selbst.

Letztlich ging es mir darum in der Yogagruppe die spirituelle Energie zu entwickeln. Es ging darum, dass sich die Energieblockaden der Teilnehmerinnen auflösten und sich ihr inneres Glück entwickelte.

Damit wir die Erleuchtungsenergie entfalten, brauchen wir spirituelle Vorbilder. Ein Mann sollte sich an Shiva oder Buddha orientieren. Und eine Frau an der Glücksgöttin Lakshmi, an Durga, Tara oder Sarasvati.

Oder umgekehrt. Die Erleuchtung ist über allen Geschlechterrollen. Ich spüre, was im jeweiligen Moment meine Kundalini-Energie aktiviert. Und visualisiere mich wahlweise als Buddha, Shiva, Brahma, Lakshmi oder Durga. Ich sehe mich auch als Glücksgott Ganesha, der die Lehre von den fünf Elementen verkörpert. Glücklich wird man, wenn man im richtigen Maß die Eigenschaften Frieden, Liebe, Glück, Weisheit und Selbstdisziplin lebt.

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