Die Quelle des Glücks

Der süße Brei

Es war einmal ein armes Mädchen, das lebte alleine mit seiner Mutter in einer kleinen Hütte in einem Dorf. Die Zeit war schwer. Es gab keine Arbeit und nichts zu essen. Die Menschen mussten hungern. Viele starben. Gerade die kleinen Kinder litten am meisten unter der Hungersnot. Eine weise alte Frau erzählte den Menschen: „Es gibt einen Topf, aus dem süßer Brei quilt. Wir brauchen nur den Topf und das Zauberwort. Dann können wir alle satt werden und brauchen nie mehr zu hungern.“

Die meisten Menschen glaubten nicht an den Topf mit dem süßen Brei. Sie ergaben sie lieber ihrem traurigen Schicksal, anstatt nach dem Wundertopf zu suchen. Einige Dorfbewohner glaubten zwar an den Topf mit dem süßen Brei, aber sie hatten keine Kraft mehr sich auf den Weg zum Wundertopf zu machen. Das kleine Mädchen aber war bereit sich auf die Suche nach dem Topf zu machen und die Menschen in ihrem Dorf zu retten.

Das Mädchen fragte die weise alte Frau, wo sie den Topf finden könne. Aber die weise Frau kannte weder den genauen Ort und noch den Weg dort hin. Sie wusste nur, dass der Topf schwer zu finden ist und viele Gefahren auf dem Weg lauern. Und sie kannte die Richtung, in die das Mädchen zu gehen hatte.

Zuerst musste das Mädchen durch einen großen Wald. Hinter dem Wald lag ein tiefer Fluss. Und dahinter befand sich ein großer Berg. Ein Fährmann brachte das Mädchen mit seinem Boot über den Fluss. Er erklärte: „Du musst den Berg hochsteigen. Auf der Spitze des Berges steht ein kleiner Tempel. Und in diesem Tempel steht auf einem Altar der heilige Topf. Er wird aber von einer Göttin bewacht. Nur mit der Erlaubnis der Göttin kannst du den heiligen Topf nehmen.“

Das Mädchen kletterte den steilen Berg hinauf. Am nächsten Morgen erreichte es das Ziel. Die Sonne ging gerade auf. Es war ein glückverheißender Tag. Das Mädchen betrat den Tempel, kniete vor der Statue der Göttin nieder und bat die Göttin um den heiligen Topf. Die Statue sprach: „Gerne darfst du den Topf nehmen. Er wird dir aber nur sein Geheimnis offenbaren, wenn du das richtige Zauberwort kennst.“

Das Mädchen packte den Topf in seinen Rucksack und kletterte den Berg wieder herab. Auf dem Weg zurück überlegte es angestrengt, welches Wort die Energie des Topfes freisetzen würde. Das Mädchen probierte viele Worte aus. Aber bei keinem Wort kam Brei aus dem Topf. Es roch noch nicht einmal nach Brei.

Als das Mädchen im Dorf angekommen war, saßen alle erwartungsvoll um den Topf herum. Das Mädchen vergaß sich selbst und sprach einfach nur: „Mögen alle Menschen satt werden.“ Das war das geheime Mantra. Der Topf füllte sich mit süßem Brei und alle Menschen hatten in der nächsten Zeit genug zu essen. Sie bedankten sich bei der Göttin für die Fülle. Nach dem Ende jeder Mahlzeit sprach das Mädchen: „Töpfchen, steh!“ Dann hörte der Topf auf süßen Brei zu kochen.

Es dauerte nicht lange, da hörte der Herrscher des Landes von dem Wundertopf. Obwohl in seinem Schloss alle genug zu essen hatten, wollte er doch den Wundertopf besitzen. Ihm war es egal, dass die Dorfbewohner dann wieder hungern mussten. Er schickte seine Soldaten und zwang die Dorfbewohner ihm den Topf zu übergeben. Dann stellte er den Topf in seinem Schloss auf den Tisch und befahl den Topf süßen Brei zu kochen.

Es kam auch süßer Brei aus dem Topf gequollen. Aber es floss so viel Brei aus dem Topf, dass alle Bewohner des Schlosses daran erstickten. Der Herrscher kannte nicht das Zaubermantra und konnte deshalb den Topf nicht stoppen. Als die Dorfbewohner davon hörten, machten sie sich auf den Weg zum Schloss. Sie fraßen sich durch die Berge von süßem Brei bis in das Innere des Schlosses. Das Mädchen sprach zum Topf: „Töpfchen, steh!“ Der Topf hörte auf überzukochen und sie konnten den Topf mit zurück ins Dorf nehmen. Dort hatten sie jetzt dauerhaft genug zu essen, weil keiner es wagte, ihnen wieder ihren Topf zu rauben.

Dieses Märchen hat zwei Deutungsebenen, eine weltliche und eine spirituelle. Wenn wir die Verhältnisse auf der Welt betrachten, dann müssen wir feststellen, dass einige wenige Menschen im Überfluss und die Mehrheit in großer Armut lebt. Mehr als 820 Millionen Menschen hungern weltweit. Mehr als zwei Milliarden Menschen haben nicht genug zu essen. Jedes Jahr sterben 30 bis 40 Millionen Menschen an Hunger. Frauen und Kinder sind besonders betroffen.

Warum gibt es diesen Hunger auf der Welt? Dafür gibt es verschiedene Gründe wie ungerechte Welthandelsstrukturen, der Klimawandel und das ungebremste Bevölkerungswachstum. Der Hauptgrund aber ist der Egoismus der reichen Menschen. Es gibt genug Nahrungsmittel für alle. Der Topf mit dem süßen Brei existiert. Wir können sogar viel mehr Menschen ernähren, als es derzeit auf der Erde gibt. Aber der Reichtum der Welt muss gerechter verteilt werden. Die Reichen müssen den Armen mehr von ihrem Geld abgeben. Des weiteren muss das Geld so verteilt werden, dass es auch bei den Hungernden ankommt. Dagegen gibt es viele Widerstände. Es ist die Aufgabe der Weltgemeinschaft diese Widerstände zu überwinden. Aber auch wir selbst können etwas tun. Wir können die Hilfsorganisationen mit Spenden unterstützen und uns politisch für eine bessere Welt einsetzen. Wir können auf Fleisch verzichten oder unseren Fleischkonsum einschränken. Denn der Fleischkonsum trägt wesentlich zum Welthunger bei. 56 % der Maisproduktion und 19 % der Weizenproduktion werden als Futtermittel für die Schlachttiere verwendet.

Spirituell können wir das Märchen so deuten, dass in jedem Menschen eine unerschöpfliche Quelle des Glücks existiert. Wir können satt werden an innerem Glück, wenn es uns gelingt diese Quelle zu aktivieren. Dazu müssen wir uns normalerweise auf eine lange Reise machen. Wir müssen den Wald unserer Gedanken und Gefühle erkunden. Wir müssen über den großen Fluss vom weltlichen in das spirituelle Leben überqueren. Und wir müssen den Berg der Erleuchtung aufsteigen und uns mit dem göttlichen Licht verbinden. Wir müssen die Zauberwörter (Mantren) finden, die unser inneres Glück aktivieren und uns in einen Zustand des inneren Friedens und der Liebe zu allen Wesen bringen.

https://www.ardmediathek.de/video/maerchen/der-suesse-brei/mdr-fernsehen/Y3JpZDovL21kci5kZS9iZWl0cmFnL2Ntcy9iMzRmY2IxYy1lMDgzLTQxMjYtODYwNy03MmZmOTM4N2NkMjk/?isChildContent

E-Mail an mich, wenn Personen einen Kommentar hinterlassen –

Sie müssen Mitglied von Yoga Vidya Community - Forum für Yoga, Meditation und Ayurveda sein, um Kommentare hinzuzufügen.

Bei Yoga Vidya Community - Forum für Yoga, Meditation und Ayurveda dabei sein