Die Marketing-Aktivitäten von Yoga Vidya

Ich möchte hier meine kritische Perspektive auf die Marketing-Aktivitäten von Yoga Vidya zur Diskussion stellen und bin gespannt auf die Reaktionen:

Zuerst meine Beobachtungen:

1. Nach einer kritischen Mail über einen Seminarleiter, der in einem Seminar über Grenzen und Grenzziehung völlig unvorbereitet und unqualifiziert agierte und zudem unsensibel über die Grenzen einiger der Frauen verbal hinüber gerumpelt ist, erhalte ich eine freundliche Mail aus der Presseabteilung mit dem Tenor, mit dem Kursleiter sei gesprochen worden. Danach sehe ich, dass der Seminarleiter weiter dieses Seminar anbieten darf. „Das ist professionelles Marketing“, dachte ich damals, und wunderte mich das erste Mal, dies in einer Institution anzutreffen, die sich spirituellen Prinzipien widmet.
2. Im Sommer erhalte ich eine Mail mit Absendernamen Sukadev, die sich als Massenmail herausstellt, in der gebeten wird, auf den einschlägigen Internetportalen positive Votings für die Ashrams als Hotels bzw. Urlaubsziele abzugeben.
3. Im Herbst erhalte ich eine weitere Mail mit Absendernamen Sukadev, die sich als Infomail aus meinem Stadtzentrum über das neue Programm meines Stadtzentrums entpuppt.
4. Vergangene Woche bemerke das aktuelle Yoga Vidya-Journal mit Hochglanzumschlag in meinem Stadtzentrum. Immerhin ist das Papier recycelt.
5. Heute finde ich schließlich die Ankündigung auf der Yoga Vidya Community Homepage, dass die Yoga Vidya Seminarsuche nun „mobilfähig“ ist.

Dass eine große Firma, wie es Yoga Vidya ist, eine Marketingabteilung braucht, sehe ich ein. Aber ich sehr die entsprechenden Aktivitäten zunehmend kritisch:

1. Wenn eine E-Mail den Absendernamen Sukadev hat, erwarte ich, dass die Mail von Sukadev kommt und nicht von der Marketingabteilung. Alles andere ist eine Vorspiegelung unwahrer Tatsachen und fühlt sich nach Köder an. Weiß Sukadev, dass sein Name so verwendet wird und stimmt er dem zu?

2. Hat es Yoga Vidya, die ich als spirituelle Gemeinschaft verstehe, echt nötig, auf Internetportalen für sich als Hoteleinrichtung und als Urlaubsziel werben zu lassen durch das Voting ihrer Anhänger? Ich als Interessierte und Yogaschülerin fühle mich da benutzt!

3. Macht ihr eigentlich eine ROI-Analyse all des bedruckten Papieres, das ihr in die Welt verschickt?

4. Muss es eine Hochglanzbroschüre sein?

5. Ich freue mich auf den Tag, an dem in all den Druckerzeugnisse nicht nur junge, knackige Personen zu sehen sind, sondern Normalos wie ich, die ja auch einen großen Teil der Besucher und SchülerInnen bei Yoga Vidya ausmachen.

6. Schließlich kann ich nicht verstehen, dass Yoga Vidya seine Seminarsuche mobilfähig macht? Mit den Freunden und Freundinnen von der Sesamstraße frage ich da einfach: Wozu? Weshalb? Warum? Muss die Auswahl eines Seminars mobil und unterwegs möglich sein? Sind Yogis und Yoginis nicht in der Lage, das in Ruhe am Computer oder mit Hilfe der Kataloge zu erledigen? Dass hier offenbar „mit der Zeit“ gegangen wird, ist der blanke Hohn angesichts der Tatsache, dass Handygebrauch in den Ashrams aus guten Gründen unerwünscht ist und wir alle doch Yoga auch praktizieren, um der Überforderung durch Mobilität und Erreichbarkeit eine nährende Grundlage entgegenzusetzen.

Ich frage mich weiter: Müssen hier Sevakas beschäftigt werden? Muss man alles tun was möglich ist? Diese Frage stellt sich für mich nicht erst bei den Themen Atomkraft oder Genmanipulation, sondern schon hier, bei dem von mir so empfundenen Wildwuchs der Marketingaktivitäten einer spirituellen Lebensgemeinschaft und Ausbildungsstätte, die ich für das, was ich erfahren und lernen durfte, sehr schätze.

Bin ich die einzige, die diese Aktivitäten kritikwürdig findet?

Om shanti! Cornelia

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Kommentare

  • Um diese Diskussion möglichst konstruktiv weiterzuführen:
    Ja, die Verbreitung von Yoga ist eine sinnvolle Aufabe und ein wichtiges Anliegen!
    Natürlich besteht kein Zwang, etwas mitzumachen, was man nicht gut findet. Aber zwischen Ganz oder Garnicht gibt es für mich auch eine Zwischenstufe: Kritische Anteilnahme. Daher meine Fragen.
    Aha, Du bist schon länger dabei, wenn Du Dich an die Anfänge erinnerst.
    Was meinst Du mit "Unbeteiligter"? Mich? Warum?
    Hat ein so genannter Unbeteiligter kein Recht, Fragen zu stellen?
    Ist Dir wichtig, dass Du ein/e Beteiligte/r bist? Wenn ja, warum?
    Deine Ausführungen zur Verantwortung: Ja!
    Ich vergesse sicher nicht, dass bei Yoga Vidya Menschen leben und arbeiten, weil ich sowohl in Bad Meinberg als auch im Westerwald Seminare besucht habe - und dort tolle Menschen getroffen habe, sowohl MitarbeiterInnen als auch andere BesucherInnen.
    Dennoch bleibe ich bei meiner Frage: Ist die Zweck-Mittel-Relation bei den Marketing-Aktivitäten noch sinnvoll gewahrt?
    OM Shanti!
    Cornelia

  • Hallo Cornelia,

    Danke für den interessanten Beitrag.
    Das mit den Bewertungen bei Hotelportalen ist mir auch aufgefallen, damals habe ich mir nichts dabei gedacht, denn die Bewertungen gingen auseinander wie Himmel und Hölle, sodass die Gesamt-Wertung gewisse Ashrams nicht gerade im guten Licht dastehen lassen hat. Mir war es eigentlich nicht verwunderlich, da so ein Ashram nun mal kein Luxus-All-inclusive Urlaubsort ist, sondern für Menschen, die der Unbeständigkeit und Hektik des Alltags entfliehen, zu sich selber finden, zum Wesentlichen des Lebens zurückfinden möchten. Und diejenigen, die danach gesucht haben, bewerten die Einrichtung und das Drumherum durchaus positiv.
    Die weniger positiven Bewertungen hingegen stammen von Besuchern, die ein hochkomfortables Hotel mit konventioneller 0815-Verpflegung erwartet haben.
    Einige beschreien die Ashrams sogar als Sekte.
    Da kann man es schon nachvollziehen, dass die Besucher, denen der Aufenthalt gefallen hat, dazu aufgerufen werden, diesen zu bewerten.
    Ob die Einrichtungen dies wirklich nötig haben? Meiner Meinung nicht und es wäre schade, wenn sich herausstellt, dass sich das Ganze kommerzialisiert.
    Ich hatte erst einen längeren Aufenthalt in einem der Ashrams und es wäre schade, wenn dieser tolle Rückzugsort durch Kommerzialisierung seinen Charme verliert.
    Was hat man außerdem davon? Nach Außen hin werden die Einrichtungen als das verkauft, was sie nicht sind und so folgen vielleicht weitere schlechte Bewertungen von Besuchern, die sich etwas anderes darunter vorgestellt haben eben gerade wegen der guten Bewertungen.
    Wems gefällt, der kommt - der bleibt - und kommt immer wieder. So wie ich!
    Zumindest solange man sich noch wohlfühlen kann. Denn einige treue Yoga-Vidya Anhänger haben sich auf den Bewertungsportalen bereits über negative Entwicklungen der Atmosphäre ausgelassen.
    Ich bin immer wieder erfreut, wenn sich hier im Forum auch einige Menschen kritisch mit dieser Entwicklung, die sich hoffentlich als reine Fehlvermutung herausstellt, auseinandersetzen.
    Om Shanti

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