Die Entwicklung des Buddhismus

Buddha (Siddharta Gautama) wurde etwa 500 Jahre vor Christus in Nepal geboren. Er war der Sohn eines Fürsten und lebte in seiner Jugend in großem Reichtum. Als er erkannte, dass es in der Welt auch viel Armut, Krankheit und Tod gibt, fragte er sich nach dem tieferen Sinn des Lebens. Als Hindu glaubte er an die Reinkarnation. Ein Mensch wird so lange wiedergeboren, bis er die Erleuchtung erlangt. Dann ist er von der ewigen Reinkarnation befreit. Als Erleuchteter kann er wählen, ob er sich reinkarniert, um auch seine Mitmenschen zu erleuchten, oder ob er im Jenseits in einem glückseligen Bereich verbleibt.

Im Alter von 29 Jahren beschloss Buddha ein Yogi (Asket) zu werden. Er lernte bei verschiedenen hinduistischen Meister. Er praktizierte sechs Jahre als strenger Yogi in der Abgeschiedenheit. Aber er konnte keinen inneren Frieden finden. Er konnte die Erleuchtung auf dem traditionellen Weg der Meditation und strengen Askese nicht erreichen. Deshalb suchte er seinen eigenen Weg. Er praktizierte weniger streng und gelangte im Alter von 35 Jahren unter dem Bodhibaum zur Erleuchtung.

Er überlegte, ob er jetzt für den Rest seines Lebens einfach nur sein Leben in der Glückseligkeit der Erleuchtung verbringen sollte. Da erinnerte er sich an das Leid seiner Mitmenschen und beschloss sein spirituelles Wissen zu verbreiten. 45 Jahre reiste er als Missionar durch Indien und gründete einen Mönchsorden. Buddha starb im Alter von 80 Jahren.

Für seine Anhänger stellte sich jetzt die Frage, wie es mit dem Buddhismus weitergehen sollte. Sie trafen sich drei Monate nach dem Tod von Gautama Buddha und sammelten mündlich die Unterweisungen (den Dharma, die buddhistische Lehre) und die Ordensregeln. Hundert Jahre später fand dann in Vesali das zweite Konzil statt. Der Buddhismus hatte sich inzwischen weiter entwickelt. Es bildeten sich 18 verschiedene Schulen heraus. Die beiden wichtigsten Richtungen waren der Theravada (die Schule der Älteren), der sich streng an die ursprüngliche Lehre Buddhas hielt. Die Anhänger des Mahayana (des großen Weges) traten für eine Anpassung an die veränderten Umstände ein. Zuerst gab es nur wenige Anhänger des Mahayana. Aber im Laufe der Jahrhundert wuchs diese Gruppe und stellt heute die überwiegende Mehrheit im Buddhismus. Ihr Zentrum ist der Weg der Liebe und der Bodhisattva (Verbreiter der Liebe) das große Vorbild. Bei den Theravada-Anhängern geht es eher um die eigene Erleuchtung. Die Mahayana-Anhänger wünschen dagegen, dass alle Wesen glücklich sind.

Im dritten Jahrhundert vor Christus wurde von dem indischen König Ashoka das dritte Konzil einberufen. Kurze Zeit danach wurde die buddhistische Lehre im Pali-Kanon schriftlich festgelegt. Da die Theravada-Anhänger die Oberhand behielten, spaltete sich jetzt die buddhistische Gemeinde. Der König Ashoka sandte Missionare nach ganz Indien und in die anliegenden Länder. Dadurch fand der Buddhismus eine große Verbreitung. Er existierte in Indien aber weiterhin zusammen mit dem Hinduismus. Erst als im 12. Jahrhundert die Muslime alle buddhistischen Klöster zerstörten und die Buddhisten töteten, verschwand der Buddhismus weitgehend aus Indien. Er lebte aber in den umliegenden Ländern fort.

Bereits ab dem 2. Jahrhundert hatten Missionare den Buddhismus nach China gebracht. Er vermischte sich hier mit dem Taoismus und entwickelte sich zum Zen-Buddhismus. Eine zweite Form des Buddhismus wurde der Amitabha-Buddhismus. Wer den Namen Amitabhas als Mantra denkt, wird gerettet und kommt nach seinem Tod in das Paradies (Reine Land) von Buddha Amitabha. Im Zen-Buddhismus steht die Meditation und im Reine-Land-Buddhismus der Glaube an den Buddha Amitabha im Mittelpunkt. Neben diesen beiden Wegen entstand im 12. Jahrhundert in Japan der Nichiren-Buddhismus, eine Art Mantra und Positiv Denken Buddhismus, wonach jeder Mensch eine Buddha-Natur hat und spontan zur Erleuchtung kommen kann, wenn er sich dieser Buddha-Natur bewusst wird.

Eine weitere Form des Buddhismus entwickelte sich ab dem 5. Jahrhundert in der tantrischen Epoche in Indien. Zuerst bestand der Buddhismus ebenso wie der indische Yoga (Patanjali) vorwiegend aus der Meditation, Atemübungen und Gedankenarbeit. Der Tantrismus entdeckte dann viele Übungswege die zur Erleuchtung führen können. Es entstand der Hatha-Yoga (Körperübungen), der Kundalini-Yoga (Erweckung der Erleuchtungsenergie), der Gottheiten-Yoga (Visualisierung erleuchteter Vorbilder), der Guru-Yoga (Übertragung der Erleuchtungsenergie) und der Mantra-Yoga. Der indische Yogi Padmasambhava verband dann den Mahayana-Buddhismus mit dem indischen Tantra-Yoga und brachte diese Form des Buddhismus (Vajrayana) im 8. Jahrhundert nach Tibet.

Der westliche Buddhismus

Im Westen gibt es den Buddhismus seit etwa 100 Jahren. Zuerst reisten viele westliche Menschen in den Osten. Und seit etwa fünfzig Jahren kommen immer mehr buddhistische Meister in den Westen. Zu nennen sind insbesondere die Zen-Meister Deshimaru, Shunryu Suzuki, Thich Nath Hanh und der Dalai Lama. Buddhisten wie Ole Nydahl (tibetischer Buddhismus), Ayya Khema (Theravada), Ajahn Brahm (Buch: die Kuh die weinte), Sangharakshita (Triratna) und Jack Kornfield (Theravada) versuchen einen speziellen westlichen Buddhismus zu entwickeln. Jack Kornfield arbeitet zusammen mit seiner Frau Trudy Goodman daran, den Buddhismus für Westler zugänglich zu machen.  Er konzentriert sich darauf, liebevolle Güte und Selbstmitgefühl mit der Praxis der Achtsamkeit zu kombinieren und die Weisheit der östlichen und westlichen Psychologie zusammenzuführen.

Ich unterstütze die Entwicklung zu einem westlichen Buddhismus. Will der Buddhismus im Westen erfolgreich sein, muss er sich an die westliche Kultur anpassen. Grundlegende Pfeiler der westlichen Kultur sind Demokratie, Wissenschaftlichkeit, Meinungsfreiheit, Vielfalt und Gleichberechtigung von Männern und Frauen. Der westliche Buddhismus muss sich insbesondere mit der Psychologie verbinden, damit er für westliche Menschen hilfreich ist. Die westliche Leistungsgesellschaft und der Konsumkapitalismus machen viele Menschen krank. Der Buddhismus ist ein Weg der Heilung und des inneren Glücks. Er kann den westlichen Menschen viel geben. Dazu muss er Formen finden, durch die er die Menschen erreicht. Mein persönlicher Weg ist die Verbindung von Yoga, Buddhismus und Psychologie. Ich betone Werte wie Wahrheit, Liebe, Frieden, Glück und Toleranz.

Die 1975 begründete Europäische Buddhistische Union setzt sich zum Ziel, die buddhistischen Organisationen in Europa miteinander zu vernetzen und einen Diskurs über die nachhaltige Inkulturation des Buddhismus in Europa in Gang zu bringen. In Deutschland leben rund 270.000 aktive Anhänger, 120.000 davon Buddhisten asiatischer Herkunft. Derzeit existieren in Deutschland rund 600 buddhistische Gruppen und Gemeinschaften. Einige Gruppen sind Mitglied in der Deutschen Buddhistischen Union (DBU). Die in Deutschland zurzeit populärsten Richtungen des Buddhismus sind der tibetische Buddhismus, der Theravada (Vipassana) und der Zen-Buddhismus.

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