Die Bienenkönigin, ein wichtiges spirituelles Märchen

Es war einmal ein König, der hatte drei Söhne. Die beiden Älteren waren groß und stark. Der Jüngste war klein und schwächlich. Die beiden starken Söhne liebten das Abenteuer und das Leben. Sie kämpften viel und betranken sich gerne im Wirtshaus des Dorfes. Der Jüngste dagegen liebte seine Bücher, die Natur und die Tiere. Die älteren Söhne verspotteten deshalb den Jüngsten und nannten ihn einen Dummling.

Der König überlegte, wen er zu seinem Nachfolger machen sollte. Im Nachbarkönigreich gab es eine schöne Königstochter. Aber sie war nicht einfach zu erobern. Wer sie heiraten wollte, der musste drei schwere Prüfungen bestehen. Der alte König entschloss sich den seiner Söhne zum König zu krönen, der die schöne Königstochter gewinnen konnte.

Die drei Prinzen ritten sofort los. Auf ihrem Weg durch den großen Wald mussten sie eine Ameisenstraße überqueren. Die beiden älteren Brüder traten dabei viele Ameisen tot. Der Dummling aber sah die Ameisen und ritt vorsichtig herüber. Das merkten sich die Ameisen.

Am Ende des Tages waren die Brüder hungrig und müde. Sie bauten ihre Zelte auf und machten eine Rast. Die beiden Älteren wollten noch schnell einige Enten jagen, die auf einem großen Teich schwammen. Der Dummling hielt sie davon ab und meinte, dass das mitgebrachte Brot als Essen genügen würde. Das merkten sie die Enten, die dem Gespräch der Brüder genau zugehört hatten.

Am nächsten Morgen kamen die Brüder an einem Bienenstock vorbei. „Das wäre jetzt ein schönes Frühstück,“ meinten die beiden Älteren und wollten den Bienenstock ausräuchern. Aber der Dummling bat sie die Bienen zu verschonen und sich lieber auf ihr Ziel, die schönen Prinzessin, zu konzentrieren. Das merkte sich die Bienenkönigin.

Nach kurzer Zeit erreichten sie das Schloss der schönen Prinzessin. Im Schlosshof stand ein graues Männchen, dass ihnen die drei Aufgaben stellte. Als erstes sollten die drei Brüder die Perlen der Königstochter finden, die sie im Wald verloren hatte. Der älteste Prinz machte sich auf die Suche. Er konnte in dem großen Wald aber keine einzige Perle finden. Daraufhin wurde er zu Stein. Der Dummling dagegen fand die Perlen, weil die Ameisen sie aus dem Moos herausgetragen und vor seine Füße gelegt hatten.

Das graue Männchen führte sie zum Schlossteich. Dort hatte die Königstochter den Schlüssel zu ihrem Schlafgemach versteckt. Der zweite Prinz tauchte im Schlossteich. Aber er konnte den Schlüssel nicht entdecken. Daraufhin wurde auch er zu Stein. Da kamen die Enten herangeflogen, wühlten den Schlamm auf, fanden den Schlüssel und gaben ihm dem Dummling.

Jetzt musste der jüngste Königssohn alleine die dritte und schwierigste Aufgabe lösen. Mit dem goldenen Schlüssel schloss er das Schlafgemach auf. Dort lagen drei Prinzessinnen in ihren Betten und schliefen. Die schöne Königstochter hatte noch zwei Schwestern. Alle drei sahen sie völlig gleich aus. Es gab nur einen Unterschied. Die schöne Königstochter hatte vor dem Einschlafen Honig gegessen und ihre beiden Schwestern nur ein Zuckerbrot. Hier konnte die Bienenkönigin helfen. Sie roch an den Mündern der drei Prinzessinnen und setzte sich dann auf den Kopf der Prinzessin, die vom Honig genascht hatte. So fand der junge Prinz die richtige Prinzessin.

Sie heirateten, feierten eine große Hochzeit und danach wurde der Dummling zum König und die Prinzessin zur Königin gekrönt. Und was wurde aus den beiden Brüdern? Sie lernten aus der Geschichte und wurden zu besseren Menschen. Ihre Versteinerung löste sich auf. Sie bekamen die beiden Schwestern der Prinzessin zur Frau und führten auch ein glückliches Leben.

Dieses ist ein wichtiges Märchen der Gebrüder Grimm. Es zeigt uns, dass schon unsere Vorfahren es lehrten, die Natur und die Tiere zu achten. Das graue Männchen können wir als die innere Stimme eines Menschen verstehen. Wer gut in Kontakt mit seiner inneren Stimme ist, der findet den Weg zur Königstochter in sich. Er erweckt sein inneres Glück, dass dann wie Honig durch seine Adern fließt.

Die Grundlage dieses Märchens ist die Lehre von den fünf Elementen. Diese Lehre ist das Zentrum der mittelalterlichen Alchemie. In der Alchemie ging es darum aus Eisen Gold zu machen. Aus einem innerlich versteinerten (verhärteten) Menschen sollte ein Erleuchteter werden. Mit Hilfe der vier Elemente Erde, Wasser, Feuer und Luft sollte der Stein der Weisen, der Heilige Gral, das fünfte Element hergestellt werden. Viele Menschen suchten im Mittelalter im Außen nach dem Stein der Weisen. Aber in Wirklichkeit handelt es sich bei dieser Lehre um einen inneren Weg.

Das Erdelement symbolisiert die Eigenschaft Ruhe, innerer Frieden, Gelassenheit und Gleichmut. Es ist die Basis des Erleuchtungsweges. Wer durch die Achtsamkeit auf seine Gedanken, durch die Anhaftungslosigkeit an weltliche Wünsche und durch eine regelmäßige Meditation seinen Geist zur Ruhe bringt, in dem erwacht das innere Glück, das innere Gold, die innere Harmonie, das Einssein mit sich und der Welt. Das gelingt aber normalerweise nur, wenn man auch drei weitere Eigenschaften übt.

Wir brauchen noch Weisheit, Kraft und umfassende Liebe. Weisheit bedeutet ein genaues Gespür dafür zu haben, was man spirituell in jedem Moment braucht und welche Technik gerade hilfreich ist. Weisheit erfordert einen guten Kontakt zu sich selbst zu seinen Gefühlen und inneren Energien. Für die Weisheit steht das Wasserelement. Das Luftelement verkörpert die umfassende Liebe und das Feuerelement die innere Kraft und Ausdauer.

Im Einzelnen ist umstritten, welche Eigenschaften man welchem Element genau zuordnet. Es gibt auf der Welt und in den verschiedenen Religionen verschiedene Zuordnungen. Jedenfalls stehen in unserem Märchen die Ameisen für das Erdelement, die Enten für das Wasserelement und die Bienen für das Luftelement. Das Feuerelement verkörpern die drei Prinzen. Und das fünfte Element ist die mystische Hochzeit, die Vereinigung von männlich und weiblich, die Überwindung der Dualität und die Geburt des Einheitsbewusstseins. Erleuchtung, Einheitsbewusstsein, inneres Glück, der heilige Gral und der Stein der Weisen sind Ausdrücke für den gleichen Sachverhalt, die spirituelle Selbstverwirklichung. Das Märchen von der Bienenkönigin zeigt uns, dass dabei der Weg der umfassenden Liebe eine zentrale Bedeutung hat.

https://mystiker2.wordpress.com/2021/10/12/das-spirituelle-marchenbuch-die-schonsten-marchen-und-ihre-bedeutung/

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