Die beste spirituelle Praxis

Ein tibetischer Mönch hatte gehört, dass man durch die Praxis des meditativen Gehens zur Erleuchtung kommen kann. Also wanderte er zum Tempel seines erleuchteten Meisters und umrundete Tag für Tag den Tempel. Das machte er einige Jahre. Im Laufe der Zeit wurde er immer friedlicher und glücklicher. Er spürte, dass durch das tägliche Gehen Glückshormone ausgeschüttet wurden. Sie machten seinen Körper gesund und seinen Geist glücklich. Aber zur Erleuchtung gelangte er alleine dadurch nicht.

Da kam plötzlich der alte Meister aus dem Tempel heraus und stellte sich ihm mitten in den Weg. Er erklärte dem Mönch: „Gehen alleine genügt nicht. Du musst auch an deinen Gedanken arbeiten und deinen Geist auf das spirituelle Ziel ausrichten. Dafür ist es hilfreich, wenn du zuerst die buddhistische Lehre grundlegend verstehst und die heiligen Schriften liest. Danach gebe ich dir ein Mantra, das für dich hilfreich ist und die Essenz dieser Schriften darstellt.“

Der Mönch begann jetzt neben seinem täglichen Gehen auch noch einige Stunden in der Tempelbibliothek zu lesen und die buddhistische Lehre zu studieren. Er dachte gründlich darüber nach und gelangte so zu einem immer tieferen Verständnis des spirituellen Weges. Er achtete auf seinen Körper, seine Gedanken, seine Gefühle und seine Umwelt. Auch dadurch wurde er im Laufe der Zeit immer friedlicher und glücklicher.

Eines Tages stellte sich sein Meister ihm wieder in den Weg und rief: „Gehen und Gedankenarbeit alleine genügen nicht. Du brauchst auch ein Mantra, durch das du dich mit der Energie deines erleuchteten Meisters verbindest.“ Der Meister gab dem Mönch das Mantra „Om Mani Padme Hum“. Der Mönch sollte sich dabei mit dem Erleuchtungsbewusstsein seines Meisters verbunden fühlen. Das Wort Mani bedeutet Juwel oder großer Schatz. Der größte Schatz ist das Erleuchtungsbewusstsein. Der Mönch umrundete weiterhin den Tempel, dachte dabei sein Mantra und verband sich mit der Energie seines Meisters. Mit jeder Runde reinigte er sich geistig immer mehr. Er spürte, wie die spirituelle Energie in ihm wuchs.

Da stellte sich sein Meister ihm wieder in den Weg und meinte: „Ein Mantra, das Gehen und die Achtsamkeit auf die Gedanken genügen nicht für die Erleuchtung. Du solltest jeden Tag auch mindestens drei Stunden meditieren.“ Also setzte sich der Mönch nach dem Gehen und dem Lesen in den heiligen Schriften auch noch drei Stunden in den Meditationssitz. Er spürte, wie seine Energie immer mehr zunahm und er innerlich immer glücklicher und friedlicher wurde. Das Meditieren geschah von alleine. Bald meditierte der Mönch nicht nur drei, sondern sechs, sieben und manchmal auch zehn Stunden am Tag. Er schlief weniger und meditierte dafür mehr.

Plötzlich tauchte wieder sein Meister auf und behauptete: „Meditieren, gehen, lesen und die Achtsamkeit auf die Gedanken genügen nicht für die Erleuchtung. Du solltest auch dein Leben dem Glück aller Wesen widmen.“ Ab jetzt verbeugte sich der Mönch vor jedem Wesen, dem er begegnete. Er schickte ihm Licht und wünschte ihm Frieden, Liebe, Glück und Erleuchtung. Dadurch veränderte sich sein Bewusstsein und er brach in eine Dimension des Lichts durch. Er spürte das Licht in sich, um sich herum und in seiner gesamten Umwelt. Angestrengt übte er weiter, um sein Erleuchtungsbewusstsein zu stabilisieren und zu vertiefen.

Da stand plötzlich wieder sein Meister vor ihm und erklärte: „Das angestrengte spirituelle Üben genügt jetzt nicht mehr. Lass alles los und sei einfach der, der du bist. Das erleuchtete Sein ist das Ziel. Du brauchst nichts mehr zu tun, weil du jetzt am Ziel bist.“ Der Mönch ließ alles Üben los und saß einfach nur in seiner Erleuchtungsenergie glücklich da. Durch das Nichtstun (Wu-Wei) verstärkte sich seine spirituelle Energie immer mehr. Das spürten auch die Menschen um ihn herum. Sie kamen zu ihm, um an seiner spirituellen Energie teilzuhaben und sich von ihm auf ihrem spirituellen Weg inspirieren zu lassen. Das machte den Mönch noch glücklicher, weil sich sein inneres Glück mit der Energie der umfassenden Liebe verband. (Frei aus Surya Das, Tibetische Weisheitsgeschichten)

E-Mail an mich, wenn Personen einen Kommentar hinterlassen –

Sie müssen Mitglied von Yoga Vidya Community - Forum für Yoga, Meditation und Ayurveda sein, um Kommentare hinzuzufügen.

Bei Yoga Vidya Community - Forum für Yoga, Meditation und Ayurveda dabei sein